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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0075
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Der Prolog der ‘Bacchen’

73

IVc
Die topographischen Angaben zum Kampf der Sieben, die im überlie-
ferten Text der ‘Phoinissen’ des Euripides gemacht werden, stecken voll
von drastischen Widersprüchen1. Das ist bei Euripides nicht immer so.
Zum Beispiel ist die Lokalität der Schlacht zwischen Theseus und den
Thebanern um die Leichen der gefallenen Feldherren in den ‘Hiketi-
den’ durch mehrere Toponyme ziemlich genau und zutreffend be-
stimmt. Das Schlachtfeld liegt südlich der Stadt, vor dem Elektra-Tor
(649), und erwähnt werden in diesem Zusammenhang der Ismenios-
Hügel (65) und die Ares-Quelle (660), was einen sinnvollen topogra-
phischen Zusammenhang ergibt. Lediglich die Erwähnung des Am-
phion-Grabes (663) bleibt problematisch. Nach Pausanias' Angabe (9,
17, 4; 10, 32, 11) müßte es beträchtlich weiter nördlich, im Nordosten
der Stadt vor dem Proitiden-Tor, gelegen haben. Doch sind die Über-
lieferungen vom Grab des Amphion und Zethos zu divergierend, um in
diesem Punkt Klarheit zu gewinnen2.
Ganz verworren sind demgegenüber die Angaben zur Topographie in
den ‘Phoinissen’. Im großen Dialog zwischen Kreon und Eteokles über
die Maßnahmen zur Verteidigung der Stadt, den man am ehesten mit
1 Eine übersichtliche Karte Thebens findet sich bei E. Fabricius, Theben, Freiburg
1890. Ihre archäologisch-historischen Angaben sind aus der recht unübersichtlichen
Skizze zu ergänzen, die L. Ziehen seinem Theben-Artikel in der R. E. beigegeben
hat.
2 Nach Aischylos’ Angaben liegt das Grabmal am Nordtor (Boppaloti rvukai), während
der Scholiast zu Eur. Phoen. 145 die mit Pausanias übereinstimmende Lokalisierung
zwar als einzige, offenbar aber nicht unbestrittene mitteilt (rivcg öe cpaotv). In den
‘Hiketiden’ des Euripides ist an der hier interessierenden Stelle leider die Versfolge
verwirrt, so daß die Angabe des Verses 663 evepöe oeuvcjv pyripdrcov ’Aptpiovog sich
entweder auf die Aufstellung des thebanischen Heeres oder auf den Ort beziehen
kann, an dem die Leichen der gefallenen Feldherren liegen, um die es im Kampf zwi-
schen Athenern und Thebanern geht. Im zweiten Fall würde der Verweis auf das Am-
phion-Grab mit der Beschreibung des Schlachtfeldes des Theseus-Kampfes nichts zu
tun haben, vielmehr die Entscheidungsschlacht im Krieg der Sieben an eine Stelle ver-
weisen, an der es in der Tat mehrere einschlägige Grab-Traditionen gab (Tydeus,
Eteokles, Asphodikos, der Besieger des Parthenopaios, Paus. 9, 18,2-6). Daß das
Grab des Amphion (und Zethos) nicht mit dem Ampheion im Norden der Stadt
gleichgesetzt werden sollte, hat L. Ziehen gezeigt (R. E. V 2, 1446).
 
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