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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0015
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Der Prolog der ‘Bacchen’

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Freiheiten einzuräumen. Was überrascht, ist die geographische Termi-
nologie.
Daß Medien nur im Blick auf seinen rauhen, gebirgigen Landesteil
mit dem Beiwort öüoxipog3 (16) charakterisiert wird, seine fruchtbaren
Ebenen4 (vgl. Hdt. 1,110; 7,40; Strab. 11,13,7) aber unberücksichtigt
bleiben, mag noch angehen. Aber die Bezeichnung ’Apaßia EÜÖcupwv
(16) ist in der Zeit um 400 v.C. noch gänzlich unbekannt. Strabon rech-
net sie ausdrücklich zum „modernen“ Sprachgebrauch (oi vüv 1,2,32).
Dodds und andere Erklärer warnen wohl deshalb davor, diese Bezeich-
nung im Bacchen-Prolog als geographischen Terminus zu verstehen. Es
handele sich um einen unterminologischen Hinweis auf den auch von
Herodot bezeugten Reichtum Arabiens an Gewürzen (3,107), ohne
daß an den Gegensatz Nordarabien/Südarabien (deserta/felix) zu den-
ken sei. Diese Erklärung befriedigt nicht, denn auch Herodot kennt
Arabien als Wüstenland (3,9), das er aber vom Arabien der Gewürze
und Aromata nicht unterscheidet. Indessen betont er in der phantasti-
schen Beschreibung der arabischen Gewürzgewinnung, die er in den äu-
ßersten Süden der bewohnten Welt verlegt (3,107-111), so sehr die
Mühen und Gefahren, daß man kaum auf den Gedanken käme, aus sei-
ner Beschreibung den Namen Arabia Felix herzuleiten. Auch sonst gibt
es aus vorhellenistischer Zeit keine Erwähnung oder Beschreibung
Arabiens, die diesen Namen rechtfertigte. Erst bei Theophrast (hist,
plant. 9,4,2) ist die Kenntnis des Unterschiedes zwischen dem dürren
Nordarabien und dem ertragreichen Land der Sabäer bezeugt, und bei
Eratosthenes taucht dann erstmals das differenzierende Beiwort Eü-
öaiptüv auf (Strab. 16,4,2). Der Sprachgebrauch im Bacchen-Prolog
mit seiner kommentarlosen Erwähnung einer Arabia Felix ist zu Euripi-
des Zeit also kaum denkbar. Auch Aristophanes kennt ihn, gegen die
Meinung der Scholien zu Av. 145, noch nicht.
Sehr merkwürdig sind ferner die BdKTQia tei/t], die baktrischen
Stadtmauern (15). Daß Stadtmauern als Charakteristikum Baktriens
gelten, paßt zu den sprichwörtlichen 1000 Städten dieses Landes, von
denen der hellenistische, vermutlich späthellenistische Autor einer Par-
i
3 Daß Svo/ip-og nichts mit /eip-arv zu tun hat, wie man aus der Überlieferung des Wor-
tes bei Strabon als öno/eiiiog hat schließen wollen, darf als sicher gelten. Das Suffix
-Xijiog dient hier, analog zu |reXdYXijiog (Aesch. Suppl. 719; Eur. Phoen. 372) und
ähnlichen Bildungen, lediglich dazu, aus övo- mit seiner Bedeutung des Widrigen ein
in den tragischen Stil passendes Adjektiv zu machen (vgl. Aesch. Cheoph. 186 u. a.).
4 Hier ist z. B. an die nisäische Ebene und ihre berühmte Pferdezucht zu denken (Hdt.
7,40,3).
 
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