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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0016
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Albrecht Dihle

thergeschichte redet, den Justin benutzt hat (41,4,5). Auch im Ge-
schichtswerk des Apollodoros von Artemita aus dem späten 2. Jh. v. C.
tauchte dieses Detail auf5. Dieselbe Eigentümlichkeit fiel dann dem chi-
nesischen Reisenden Chang Kien auf, der Baktrien kurz nach dem En-
de der griechischen Herrschaft i. J. 128 v. C. besuchte6. Daß eine Viel-
zahl agrarischer Siedlungen in Baktrien befestigt wurde, betrachtete W.
W. Tarn7 als Errungenschaft der griechischen Verwaltung, die damit
den Karawanenhandel habe schützen wollen. Nach dem Zusammen-
bruch der Griechenherrschaft sei daraus die von Chang Kien beobach-
tete Selbstverwaltung dieser „Städte“ geworden. Altheim8 vermutete
dagegen, daß es sich hier um eine schon in vorhellenistischer Zeit aus-
geprägte Eigentümlichkeit handele, und neuerdings hat man diese Sied-
lungsform in die Zeit unmittelbar nach der Entstehung des Nomaden-
tums der asiatischen Steppe hinaufdatiert9.
Daß das befestigte Dorf eine typische Siedlungsform Baktriens und
Sogdiens schon zur Zeit des Alexanderzuges war, läßt sich auch aus Ar-
rians Bericht über die Verfolgung und Gefangennahme des Bessos ent-
nehmen. Arrian schließt sich in diesen Partien seiner Alexanderge-
schichte vermutlich besonders eng an Ptolemaios an, weil dieser jene
Expedition leitete. Bessos wird in einem Dorf (Kcopiq) gefangengenom-
men, das durch eine Mauer (telxh) Stadttoren (jtvkai) befestigt ist
(Arr. 3,30). Das folgende Buch berichtet von der Eroberung sieben
baktrischer Städte (4,2-3), die z. T. mit niedrigen, z. T. mit hohen
Lehmmauern (yrjivov TEt/og) befestigt waren, und auch Curtius weiß
von der Eroberung baktrischer Städte (z. B. Gaza 4,26) oder Burgen
(arx 9,27) zu erzählen. Es gibt indessen keine einzige Stelle in der erhal-
tenen Alexander-Literatur oder gar bei früheren Autoren wie Herodot,
der viel über Baktrien berichtet, an der die Vielzahl befestigter Plätze
als typisches Kennzeichen des Landes erschiene. Genau dieses aber ist
mit den 1000 Städten bei Justin gemeint und findet im Bericht des
Chang Kien seine Bestätigung. Im Rahmen vorhellenistischer Literatur
bedeutet also der Ausdruck BdKTQtct tei/i] in den ‘Bacchen’ ein Uni-
cum, ähnlich wie die ’Apaßia Evöcupcüv. Beides würde man erst in spät-
5 Die 1000 Städte, die Eukratides von Baktrien nach dem Bericht des Apollodoros von
Artemita (F gr H 779 F 7 b) beherrschte, sollen wohl auch in Baktrien gelegen haben,
denn die indischen Eroberungen werden getrennt davon aufgeführt.
6 In Übersetzung zugänglich bei R. Hennig, Terrae incognitae, Leiden 21944, 256f.
7 The Greeks in Bactria and India, Cambridge 21951, 118ff.
8 Weltgeschichte Asiens im griechischen Zeitaker I, Halle 1947, 297ff.
9 M. G. Raschke ANRW 9, 1978,.608.
 
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