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Albrecht Dihle
oder spät klassifizieren könnte. Daß sich nämlich die Aufführung ein-
zelner Partien erst im Laufe der hellenistischen Zeit mit der allgemei-
nen Ausbreitung des Theaterwesens einbürgerte, dürfte sicher sein. Im
Athen des 4. Jh. v. C. dominierten ohne Zweifel die Wiederaufführun-
gen (und Neuaufführungen) ganzer Tragödien.
In diesem Zusammenhang verdient eine Stelle bei dem Lexikogra-
phen Phrynichos (praep. soph. p. 69 Borries) Beachtung, weil sie aus-
drücklich von Interpolationen im Text alter Dramen redet. R. Böhme17
hat daraus weitreichende Schlüsse auf die Umdichtung aischyleischer
Tragödien in der 2. Hälfte des 5. Jh. v. C. gezogen, die hier im einzelnen
nicht zur Sprache zu kommen brauchen. Der Text lautet:
’Eälkoittueiv Kal jixeqvi^eiv. Tä Jiakaiä ETioKEuä^Eiv. f] pExacpopä
änö xcov xotg nakaiotg ünod^aaoiv exeqo Kaxxb|aaxa Kai TXEpvag
j'TOOooajiTÖVTWv. ksyovoi öe EJit xcov (xd) TiaXaid xcöv dpajiaxcov pE-
xajioiobvxcov Kal pExapQajrxobvxcov.
Die Praeparatio sophistica des Phrynichos erklärt, nach dem erhalte-
nen Auszug zu urteilen, mit wenigen Ausnahmen (Hipponax, Theokrit,
Herodot, Lukian) nur Wörter oder Ausdrücke aus der attischen Litera-
tur des 5. und 4. Jh. v. C. Der Löwenanteil entfällt dabei auf die Komö-
die. Mit Recht hat man darum viele Lemmata, deren Herkunft sich
nicht eindeutig bestimmen läßt, als Adespota den Komikerfragmenten
zugeordnet. Der Kreis der mit Namen zitierten Komiker umfaßt auch
Alexis, Menander und Diphilos, schließt also wichtige Autoren der Nea
ein und reicht demnach bis ins frühe 3. Jh. v. C. Auch für das o. g. Lem-
ma wird man am ehesten an die Herkunft aus einer Komödie denken
(Adesp. 46 Kock), obwohl natürlich ein Rednerzitat nicht völlig auszu-
schließen ist. Kock vermutete, daß das Lemma aus einer Parabase
stammt, die sich gegen schlechte Dichter wandte.
Für den attizistisch beflissenen Leser des 2. Jh. n. C. war vermutlich
das Kompositum EJxiKaxx'uco und seine metaphorische Verwendung er-
wähnenswert. Das Simplex Karvuo), Kaacmco „zusammenflicken wie ein
Schuster“ und das dazugehörige Nomen KdxxD|ia scheinen auch in
nachklassischer Zeit zum lebendigen Wortschatz gehört zu haben. Pol-
lux erklärt das Wort naXifuvqya als iraXaid Kaxxv^axa, setzt also Käx-
xvpa als geläufig voraus, verweist dann aber ausdrücklich auf die davon
abgeleiteten (attischen) Verbformen EJiiKaxxÜEiv und EniKaxxiJEoGai
(7,82). Das paßt zu einer ganzen Reihe von Belegen für diese Wort-
17 Aeschylus correctus, Bern 1977 und Bühnenbearbeitung aischyleischer Tragödien I.
II. Bern 21977.
Albrecht Dihle
oder spät klassifizieren könnte. Daß sich nämlich die Aufführung ein-
zelner Partien erst im Laufe der hellenistischen Zeit mit der allgemei-
nen Ausbreitung des Theaterwesens einbürgerte, dürfte sicher sein. Im
Athen des 4. Jh. v. C. dominierten ohne Zweifel die Wiederaufführun-
gen (und Neuaufführungen) ganzer Tragödien.
In diesem Zusammenhang verdient eine Stelle bei dem Lexikogra-
phen Phrynichos (praep. soph. p. 69 Borries) Beachtung, weil sie aus-
drücklich von Interpolationen im Text alter Dramen redet. R. Böhme17
hat daraus weitreichende Schlüsse auf die Umdichtung aischyleischer
Tragödien in der 2. Hälfte des 5. Jh. v. C. gezogen, die hier im einzelnen
nicht zur Sprache zu kommen brauchen. Der Text lautet:
’Eälkoittueiv Kal jixeqvi^eiv. Tä Jiakaiä ETioKEuä^Eiv. f] pExacpopä
änö xcov xotg nakaiotg ünod^aaoiv exeqo Kaxxb|aaxa Kai TXEpvag
j'TOOooajiTÖVTWv. ksyovoi öe EJit xcov (xd) TiaXaid xcöv dpajiaxcov pE-
xajioiobvxcov Kal pExapQajrxobvxcov.
Die Praeparatio sophistica des Phrynichos erklärt, nach dem erhalte-
nen Auszug zu urteilen, mit wenigen Ausnahmen (Hipponax, Theokrit,
Herodot, Lukian) nur Wörter oder Ausdrücke aus der attischen Litera-
tur des 5. und 4. Jh. v. C. Der Löwenanteil entfällt dabei auf die Komö-
die. Mit Recht hat man darum viele Lemmata, deren Herkunft sich
nicht eindeutig bestimmen läßt, als Adespota den Komikerfragmenten
zugeordnet. Der Kreis der mit Namen zitierten Komiker umfaßt auch
Alexis, Menander und Diphilos, schließt also wichtige Autoren der Nea
ein und reicht demnach bis ins frühe 3. Jh. v. C. Auch für das o. g. Lem-
ma wird man am ehesten an die Herkunft aus einer Komödie denken
(Adesp. 46 Kock), obwohl natürlich ein Rednerzitat nicht völlig auszu-
schließen ist. Kock vermutete, daß das Lemma aus einer Parabase
stammt, die sich gegen schlechte Dichter wandte.
Für den attizistisch beflissenen Leser des 2. Jh. n. C. war vermutlich
das Kompositum EJxiKaxx'uco und seine metaphorische Verwendung er-
wähnenswert. Das Simplex Karvuo), Kaacmco „zusammenflicken wie ein
Schuster“ und das dazugehörige Nomen KdxxD|ia scheinen auch in
nachklassischer Zeit zum lebendigen Wortschatz gehört zu haben. Pol-
lux erklärt das Wort naXifuvqya als iraXaid Kaxxv^axa, setzt also Käx-
xvpa als geläufig voraus, verweist dann aber ausdrücklich auf die davon
abgeleiteten (attischen) Verbformen EJiiKaxxÜEiv und EniKaxxiJEoGai
(7,82). Das paßt zu einer ganzen Reihe von Belegen für diese Wort-
17 Aeschylus correctus, Bern 1977 und Bühnenbearbeitung aischyleischer Tragödien I.
II. Bern 21977.