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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0063
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Der Prolog der ‘Batchen’

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noch dazu auf eine diesbezügliche Frage Antigones, noch einmal wenig
später (141-44).
Mit besonderem Interesse fragt Antigone nach ihrem Bruder
(156ff.), und sie gibt ihren schwesterlichen Gefühlen und ihrer Sehn-
sucht nach ihm bewegten Ausdruck, als sie ihn mit Hilfe ihres alten Be-
gleiters identifiziert hat (164ff.). Auf die Mitteilung, sie werde den Bru-
der in Kürze sehen, weil er unter freiem Geleit zu einer Unterredung in
die Stadt kommen wolle, erwidert sie nichts und wendet sich dem näch-
sten Anführer zu (170f.).
Viel zahlreicher sind die sprachlichen Anstöße.
Transitives EJiavaTEkkto (105) gibt es lediglich in später Epik. Oppian
sagt vom Einhorn: ek te psoou keqcxc; oilvöv e^olvciteZAei. (Cyn. 97).
Die Tragödie kennt das Wort sonst nur in intransitiver Verwendung
(Aesch. Ag. 27; Cho. 282; Eur. Here. 1053).
In V. 110 wird die Göttin Hekate als Tochter der Leto angerufen, al-
so mit der Artemis identifiziert. Diese im kaiserzeitlichen Synkretismus
wohlbekannte Gleichsetzung ist keineswegs, wie man im Anschluß an
U. von Wilamowitz3 wiederholt gesagt hat, schon für das Athen des 5.
Jh. eindeutig bezeugt. Eine Anrufung der ’AQTspig cEKdra steht bei Ai-
schylos (Suppl. 676), aber hier handelt es sich doch wohl einfach um die
Übertragung des Apollon-Epithetons'EKOTog (z.B. Hom. H 83) auf
die Schwester des Gottes. Dasselbe wird für die 'Aprepig 'Ekötti der
athenischen Schatzliste (IG 2I 310) vom Jahre 429 v. C. und eines atti-
schen Opferkalenders (Sokolowski, Lois sacrees Nr. 18 B 11) aus dem
frühen 4. Jh. v. C. gelten. Denn daß noch im 2. Jh. n. C. die Gleichset-
zung Artemis/Hekate im Athener Sakralwesen keineswegs selbstver-
ständlich war, zeigen einige Pausanias-Steilen. Er berichtet 1, 29,2 von
einem GEoißokoc ’AprEpiöog und von ^öava ’Aql0tt]c; Kai KaDacm]g,
wobei er unter Berufung auf Sappho - die Stelle fehlt bei Lobel-Page -
’ApiGxri Kai KaXkiorq als Epiklesen der Artemis bezeichnet. Den Kult-
namen Kakkiorq führt er an anderer Stelle (8,35,8) auf den Dichter
Pamphos zurück, dessen Hymnen er in sehr frühe Zeit setzt (8,37,9). E.
Maass hat wahrscheinlich gemacht, daß dieser Name in den Zusammen-
hang später, vermutlich hellenistischer Orphik gehört (R. E. 18, 353)4,
3 U. v. Wilamowitz, Hermes 21, 1881, 609; vgl. W. Burkert, Griechische Religion der
archaischen und klassischen Epoche, Stuttgart 1977, 265.
4 Pausanias setzt Pamphos in die Zeit zwischen Oien, einen schon Herodot (4,35) be-
kannten mythischen Sänger, und Homer (8, 37, 9; 7, 27, 2). Philostrat zitiert einige
Verse, welche die stoische Kosmologie voraussetzen (Her. 3,39).
 
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