Metadaten

Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0069
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Prolog der ‘Bacchen’

67

in später erotischer Prosa vorkommt, besagt nicht viel, denn diese Lite-
ratur hat viel aus dem Vokabular des Dramas entlehnt.
Qg ö/Xog viv ugteqcü Jtoöi iiävojiXog ctpcpEJtEi (148f.). ’Apq>(i)EJiEiv
bzw. dpcp(i)sji£O0cu, ein in Epos und Tragödie oft gebrauchtes Wort,
heißt entweder mit Objekt „umsorgen“, (z. B. Eur. Phoen. 340), oder
„sich darum herum aufhalten, umgeben“ (z. B. Eur. I. T. 1247). Nie
aber heißt es „folgen“, was hier ganz offensichtlich gemeint sein muß,
wie aus dem Zusatz voTEpw Jtoöt hervorgeht. Freilich liegt wohl auch
bei der Formulierung dieses Ausdrucks eine Katachrese vor: 'Yoteocü
jtoöl kommt bei Euripides (Hipp. 1243) in der präzisen Bedeutung
„verspätet“ vor, während an unserer Stelle nur das durchaus angemes-
sene Folgen des Heeres nach dem Heerführer gemeint ist. Man beob-
achtet dieselbe Verwässerung in der Bedeutung eines poetischen Aus-
drucks wie im Fall von öpöyapog (137).
Ihren Bruder, nach dem sich Antigone erkundigt, vermag sie nach
dem Hinweis des Pädagogen nur undeutlich zu erkennen. Sie sieht ihn
nicht deutlich, sondern erkennt nur ungefähr: öocb öe Jiwg poQcpfjg
TUJicopot oteovu t’ E^pKctopEva (161). Diese Formulierung ist sehr ge-
schraubt, obschon sie in einem Trimeter steht, und rujicopa popcpfj^ a*s
Objekt eines Verbums des Sehens in der Bedeutung „Umriß einer
menschlichen Gestalt“ erscheint wenig glücklich.
Die Verse über den Seher Amphiaraos stecken voller Seltsamkeiten.
Antigone erkundigt sich nach ihm mit der wiederholt verwendeten For-
mel (rig) oürog, ög „wer ist dieser, (den ich da vor mir sehe)“, und der
Alte antwortet ö pävng ’Apcptdpaog, cb öeojioiv’, ööe (171/173). Das
einleitende oÜTog ist wohlverständliches „Demonstrativum der zweiten
Person“, aber merkwürdig ist der Rückverweis auf dieses oürog durch
das öde der Antwort. Dieselbe Kombination der Demonstrativa findet
sich auch 149f. Zu erklären ist dieser Regelverstoß wohl damit, daß die
mit ovTog bezeichnete, von der Fragerin zwar beobachtete, ihr aber noch
unbekannte Person durch die Auskunft des Paedagogen in die größere
Nähe besserer Bekanntschaft rückt und deshalb durch das stärker ver-
gegenwärtigende ööe bezeichnet werden kann.
Amphiaraos fährt auf einem Streitwagen durch die Ebene (172),
oqjäYia ap’ auTto, Yfjg (piÄaipaTOi poai (174 cpiXaipdrov LP). Auch
hier findet sich wieder die kaum zu übersehende Bezugnahme auf die
Parallelstelle im Botenbericht (1109ff.), wo es heißt Eg öe npoiriöag/
Ttukag E/cbpEi ocpdiY1’ e/cdv scp’ appotri/ö pdvng ’ApcpLdpaog. Hier ist
alles klar: Amphiaraos hat die Opfertiere bei sich auf dem Wagen, of-
fenbar um vor dem Beginn der Schlacht in üblicher Weise zwischen den
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften