Metadaten

Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0076
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
74

Albrecht Dihle

der zentralen Partie der aischyleischen ‘Sieben’ vergleichen kann, ist
der Blick ganz nach Westen, in Richtung auf den Dirke-Bach gerichtet.
Eteokles möchte das lagernde Heer der Feinde während des Mahles
überfallen, und auf Kreons Antwort, daß die damit erzielte Panik unter
den Angegriffenen noch nicht notwendigerweise den Sieg Thebens be-
deute, verweist er auf die Schwierigkeit, auf einem Rückzug die Dirke
zu durchqueren (ßaOüg ye toi AiQKCtiog dvaxcüQ£iv Tröoog 730). Die
Einleitung des Botenberichtes von der ersten Schlacht zwischen An-
greifern und Verteidigern (1090ff.) spricht hingegen davon, daß man
die Feinde von Teumessos heranziehen sah. In der Nähe des Grabens
(1100/1101 )3 hätten sie dann zum Sturm auf die befestigte Stadt (doTv)
angesetzt, unter dem Klang der Trompeten und des Paian.
Teumessos, mag damit die Stadt oder, wie die Scholien z. St. wollen,
der gleichnamige Berg gemeint sein, liegt ca. 12 km in nord-östl. Rich-
tung von Theben entfernt, weshalb man Teup-qanöv ekZijiovtci (1100)
im Sinn von „aus der Richtung von Teumessos“ verstanden hat. Das er-
wies sich auch deshalb als nötig, weil die Antigone-Szene am Anfang
des Stückes die Feinde bereits dicht vor der Stadt voraussetzt (106ff.)
und auch während des Dialoges Eteokles / Kreon die Angreifer unmit-
telbar an den Mauern der Stadt (vif ocuTolg tei/eolv 752) lagern. Wie
es sich nun auch mit der Entfernung verhalten mag, aus der die Angrei-
fer zu der von dem Boten geschilderten Schlacht herankommen
(1090ff.), sicher ist, daß sie vom Osten oder Nordosten, also von der Is-
menos-Seite der Kadmeia, nicht von der westlichen, der Dirke-Seite,
heranziehen und jedenfalls nicht schon vor längerer Zeit um die Stadt
herum, auch an ihrer Westseite, Posto gefaßt haben. Und während die
Stadtmauer, die Verteidiger und Angreifer trennt, nach den Worten des
Eteokles in V. 730 nur die Kadmeia einschließt und den Dirke-Bach
draußen läßt, kann man den Botenbericht auch unter der Vorausset-
zung verstehen, daß der Dichter den Mauerring der klassischen Zeit im
Auge hat, als der Dirke-Bach außerhalb der Burg, jedoch durch die be-
festigte Unterstadt floß, während der Ismenos im Osten dieses Areal
nie berührt hat.
Die eigentliche Schlachtbeschreibung des Botenberichtes beginnt erst
1141 ff., nachdem zuvor die Verteilung der 7 angreifenden Heerhaufen
auf die 7 Tore der Stadt erzählt worden ist. Wie man sich diese zeitrau-
3 Ist dieser „Graben“ vor der Stadt, zu dem die Angreifer von Osten oder Nordosten
her anrücken, mit der koi/.t] öbög zwischen Ismenos und Stadtmauer gleichzusetzen?
Wenig sagt über die Topographie F. Vian, Les origines de Thebes, Paris 1963.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften