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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0085
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Der Prolog der ‘Bacchen’

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Stückes, die man, wie gezeigt werden konnte, mit guten Gründen in das
3. oder frühe 2. Jh. v. C. datieren darf. Damit ist für den Katalog im er-
sten Botenbericht ein terminus ante quem gegeben.
Beide Stücke verdoppelten ein Motiv, als sie in den Text genommen
wurden. Der Katalog der Verse 1104ff. verdoppelt die der folgenden
Kampfschilderung unschwer zu entnehmende Aufzählung von 5 der 7
Feldherren (s.o. 81), die Mauerschau verdoppelt ihrerseits den Katalog
1104ff. Der Grund für die Einfügung des Kataloges in den Botenbe-
richt ist sicherlich darin zu suchen, daß man ein Gegenstück zu den
Feldherrenbeschreibungen in den ‘Sieben’ des Aischylos schaffen woll-
te. Das läßt sich recht wohl mit der Wiederaufführungspraxis des 4. Jh.
oder der frühhellenistischen Zeit in Verbindung bringen, die minde-
stens in Athen wohl durchweg eine Inszenierung ganzer Tragödien vor-
sah. Die dabei entstehende Überlänge des Botenberichtes nahm man
dabei in Kauf. Die Mauerschau am Anfang des Stückes sieht hingegen
ganz danach aus, als sei sie für eine isolierte Aufführung gedichtet und
komponiert worden. Sie ist ein virtuoses Stück, das im Aufbau der Tra-
gödie keine notwendige Funktion erfüllt und ohne dramatische Folgen
bleibt. Auf eine Abstimmung der Szene mit der übrigen Tragödie im
Hinblick auf topographische und andere Detailangaben hat sich der
Verfasser keine Mühe gegeben, obwohl er auf den erweiterten ersten
Botenbericht an zwei Stellen Bezug nimmt (s.o. S. 72). Auch innerhalb
der Szene bemerkt man, daß das Streben nach dramatischer Wahr-
scheinlichkeit und Überzeugungskraft nicht im Vordergrund der Inten-
tionen des Verfassers gestanden hatte. Der doppelte Hinweis des Paed-
agogen auf seinen Besuch im feindlichen Lager (s.o. S. 67) und Anti-
gones überraschendes Desinteresse an ihrem Bruder (s.o. S. 68) bezeu-
gen es. Offenbar kam es bei der Aufführung dieser großen Gesangnum-
mer mit den einleitenden und abschließenden Dialogversen ganz auf die
virtuose Leistung an. Mit Recht notiert der Verfasser der Hypothesis,
daß die Mauerschau kein Teil des Dramas sei.
Anderes gilt für die kurze Interpolation in der Einleitung des ersten
Botenberichtes. Während sich der Katalog der sieben Angreifer, so sehr
er Unklarheiten und Widersprüche in das Ganze der Tragödie hinein-
trägt, doch unschwer an 1093-96 anknüpfen läßt, bringen die Angaben
1100—1103 topographische und sachliche Verwirrung in den Botenbe-
richt selbst. Schon Page wies mit Recht auf die ungeschickte Formulie-
rung des V. 1101 hin (Kai rdcppov itekag / ÖQÖpcp ^wrjipav äaru Kaö-
peiag /Oövog), den er einem griechischen Schauspieler nicht zutrauen
wollte (Actors’ Interpolations 29). In der Tat wird man es hier eher mit
 
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