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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0089
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Der Prolog der 'Bacchen'

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des Zweikampfes und die Rettung der bedrohten Stadt und wird so-
gleich Zeuge des Einzuges der Antigone, die zusammen mit den drei
aufgebahrten Leichen die Bühne betritt (1476ff.) und ihren Klagege-
sang anhebt (1480—1581). Von Vers 1584 an ist er wieder ein Haupt-
unterredner. Wann hätte er einen Spruch des Teiresias über den an der
Gegenwart des Oedipus haftenden Fluch für die Stadt Theben unmittel-
bar nach dem Tod des Menoikeus zur Kenntnis nehmen sollen?
Das Motiv, daß die Gegenwart des Oedipus die Stadt Theben bedrohe,
ist wohlbekannt und steht im Zentrum der Handlung des sophoklei-
schen ‘König Oedipus’. Mit der Handlung der ‘Phoinissen’ hingegen läßt
es sich nicht vereinigen. Der Schluß ist unabweisbar, daß die Szene
1584ff. nicht ursprünglich zu den ‘Phoinissen’ des Euripides gehören
kann, denn es geht in ihr vornehmlich um die Ausweisung des Oedipus
und ihre Begründung. Wie sehr aber der Schluß der ‘Phoinissen’ unter
dem Einfluß des ‘König Oedipus’ steht, beweist das wörtliche Zitat der
Verse O. R. 1524f. am Ende der Schlußszene (1758f.).
Fraenkel (aaO. 86ff.) hat in den Versen 1585ff. schwere sprachlich-
stilistische Mängel aufgedeckt und versucht, durch die Eliminierung
einzelner Partien den euripideischen Wortlaut wiederherzustellen. So
möchte er z. B. lesen:
1586/1590 aKonoov • eljie Teipsotag oü p) jiote
1591 ooü rf|vÖE yfjv oikovvtoc; eü Jipä^siv tüöXlv.
Aber mit der Anwendung dieser Radikalkur wird der Kranke nicht
geheilt: Schon die Teiresias-Prophezeiung paßt nicht in das Konzept
der ‘Phoinissen’, und darum sind zwar die Anstöße, die man an vielen
Details dieser Partie nehmen muß, sehr aufschlußreich, ihre Heilung
aber bringt uns Euripides nicht näher.
In den Versen 1595ff. erzählt Oedipus zunächst einmal seinen ganzen
Lebenslauf, also genau dasselbe, was Jokaste in der Prologrede getan
hat. Am Ende dieser Partie (1612-14) beteuert er, nicht eigener Un-
verstand habe ihn Hand an seine Augen und an das Leben seiner Kin-
der legen lassen, sondern göttliches Eingreifen (oü . . . «veu Oewv). Die-
se Verse klingen wie eine Replik auf die Äußerungen des Eteokles in
seiner großen Unterredung mit Kreon (763f.). Eteokles trifft dort seine
Verfügungen für den Fall, daß er im Kampf bleibt. Kreon soll sich um
die Heirat zwischen Eteokles’ Schwester Antigone mit seinem Sohn
Haimon kümmern und für Jokaste, Eteokles’ Mutter, sorgen (757-62).
Was aber den Vater Oedipus angehe, so habe er seine Hilflosigkeit sich
selbst zuzuschreiben, da er so töricht war, sich zu blenden (763f.).
Dieses harte Urteil des Eteokles kann nun freilich Oedipus nicht ge-
 
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