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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0098
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Albrecht Dihle

(1573) nähere Betrachtung, denn daß etC ’H^EKTpatoi jrukaig eine un-
nötige Verbesserung Herwerdens sein dürfte, ergibt sich aus den von
Sciarcella z. St. gesammelten Parallelen. Daß (poviotv (1575) statt des in
einigen Handschriften überlieferten cpoivicxv in den Text gehört, zeigt
das Metrum.
Seltsam aber ist die Konstruktion des Satzes. Zu r|UQE (1570) und
dem in weiter Sperrung folgenden Subjekt pdTpp (1573) bildet alles üb-
rige lediglich das Objekt, wenn man von der adverbialen Bestimmung in
V. 1570 absieht. Aber wie soll man die Glieder einander zuordnen?
Gehört papvapEvoog (1574) zu tekvo (1570)? Dann wäre koivöv
Evvdkiov (1572) inneres Objekt zu papvapEvoog (1574), zu dem dann
koy/aig (1572) als Instrumentalis hinzutreten könnte.
Daß die beiden Löwen, mit deren Streit der Zweikampf zwischen
Eteokles und Polyneikes verglichen wird, gerade als Evccukot bezeichnet
werden, ist bemerkenswert. Bei Sophokles fragt der Chor, ob Philoktet
sein Lager in der Behausung - einer Höhle - oder draußen habe: evcxu-
äov rj Onpctiov (158). ’Evcwkog heißt also „drinnen befindlich“, und
darum müßte der Vergleich die Vorstellung illustrieren, daß ein Streit
unter Löwen in ihrer Behausung - was immer das sein mag, denn Lö-
wen im Käfig kannte man im Athen klassischer Zeit nicht - besonders
wild und fürchterlich sei. Hier ist die der Konjektur Porsons zugrunde-
liegende Vorstellung plausibler. Aeovte oovabkco sind zwei Löwen mit
demselben oder benachbartem Revier, so wie bei Sophokles (O. R.
1126) Oedipus den Hirten fragen kann /Gpotg pci/.iGTa jrpög tloiv ^u-
vaukog Gv?
Übrig bleibt freilich die Inkongruenz tekvci (1570) und papvapsvoug
(1574), die durch ein dazwischentretendes Gote ksovTag svaukoug
(1573) stärker abgemildert würde als durch Gote Xeovte ovvotükco. In-
dessen ist der Abstand der beiden aufeinander bezogenen Wörter so
groß, daß die constructio ad sensum die Inkongruenz schon beinahe
vergessen läßt. Notwendig aber wird die Annahme dieser Beziehung
deshalb, weil sonst koy/oug (1571) in der Luft stünde, das nur in pcxpva-
psvovg einen sinnvollen Bezugspunkt erhalten kann. Ob dann koivöv
svudkiov (1573) als inneres Objekt zu pctpvapEVoog aufzufassen ist - es
dürfte dann nicht in Kommata eingeschlossen werden - oder ob man es
als freie Apposition zu verstehen hat, die alle Aussagen über den Zwei-
kampf der beiden, wie ihn die Mutter an seinem Ende zu sehen be-
kommt, zusammenfaßt, läßt sich schwer entscheiden. Für die zweite
Auffassung spricht der Umstand, daß es sich um ein offenbar berühmtes
Zitat handelt.
 
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