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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0026
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16

Martin Hengel

Zweikampf der beiden Helden erscheint „in der Bildkunst wesent-
lich seltener ... als etwa die Schleifung und die Auslösung“4.
2.1 Ausgesprochen exzeptionell sind Wiedergaben der Verfolgung
bzw. Flucht Hektors. Unsere Bronzekanne ist die einzige späte
Darstellung des Motivs, sonst erscheint es nur noch auf frühen Dar-
stellungen, etwa auf einer schwarzfigurigen Amphora des Amasis-
Malers um 550/30 v. Chr., die sich heute in Boston befindet. Die
archaisch wirkende Darstellung zeigt dort noch wenig Bewegung,
auch wird Hektor dabei noch mit Waffen, aber ohne Schild, dar-
gestellt (s. A. 17). Ein weiteres Beispiel findet sich auf einer atti-
schen rotfigurigen Schale (s. A. 18a). Auf beiden Abbildungen
wendet sich - wie auf der Kanne - der Verfolgte nach dem Verfolger
um, ist jedoch im Gegensatz zu unserer späten Darstellung noch
bewaffnet, dementsprechend richtet er auf der Amphora und der
Schale fliehend seine Lanze gegen den Verfolger. Die Schale
ergänzt die bewegte Flucht durch die Abbildung Trojas und der am
Tor stehenden Eltern Hektors5. Wie bei der Amphora des Amasis-
Malers beschränkt sich die Kanne dagegen auf die beiden Gegner.
Diese auffallende äußerste Reduktion der Personen gilt für alle
Darstellungen derselben, vor allem fehlt ein Hinweis auf göttliche
Gestalten. Eine derartige Beschränkung auf ganz wenige Haupt-
personen ohne jedes Beiwerk ist typisch für toreutische Arbeiten
der byzantinischen Zeit. Ohne Analogie sind der erhobene Schild
und der abgewinkelte rechte Arm mit der gespreizten Hand beim
Verfolgten. Beides soll wohl den tödlichen Schrecken des in pani-
scher Angst wehrlos flüchtenden Hektor darstellen6. Diese Demon-
stration der äußersten Todesfurcht des Heroen ist - soweit ich sehe
- einzigartig unter den vergleichbaren antiken Abbildungen.

4 S. auch u. S. 19 Anm. 17f.: Zitat nach LIMC1,1 s. v. Achilleus Kap. XIX (A. Kos-
satz-Deißmann) Zweikampf Achilleus-Hektor, Kommentar S. 137. Der Achil-
leus-Artikel von Frau Kossatz-Deißmann zählt 26 Darstellungen für den Zwei-
kampf (Nr. 558-582+547a+576a), 56 für die Schleifung (Nr. 584-640), und
74 (Nr. 642-716) für die Lösung.
5 Amphora des Amasis-Malers: Boston 01.8026, LIMC I s. v. Achilleus Nr. 559,
(A. 17), S. Karouzou, The Amasis Painter 1956, 21. 32 Nr. 24 Tafel 36-37,
K. Schefold, Götter- und Heldensagen in der spätarchaischen Kunst, 1978,
232 Abb. 310. Rotfigurige Schale: Nr. 564 (A. 18a). M. Scherer, The Legends of
Troy, 1963, Abb. 65. 67.
6 Zur halberhobenen Hand als Schreckgebärde, s. G. Neumann, op. cit. (Anm.
42), 102 ff.
 
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