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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0065
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Achilleus in Jerusalem

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Mit Gewißheit kann man dagegen sagen, daß diese Arbeit, die
sich zunächst eher unscheinbar präsentierte und darum auch so
lange nicht beachtet wurde, ein für die spätantik-frühbyzantinische
Ikonographie und Toreutik in vielfacher Weise reizvolles und die
Forschung anregendes Exemplar darstellt, das auf originelle Weise
das Fortleben homerischer Motive noch in der Zeit der Wende vom
6. zum 7. Jh. n. Chr. demonstriert.

4. Nachtrag
Das Manuskript war schon im Satz, als mich Dr. B. Janowski auf
zwei ägyptische Szenen der Totenwägung aus römischer Zeit auf-
merksam machte, bei denen vor allem eine die nächste Parallele zu
der eigenartigen Wägung des Leichnams Hektors auf unserer
Kanne darstellt. Sie wurde von Emma Brunner-Traut, Gelebte
Mythen, 1981, 79 abgebildet. Es handelt sich um eine Darstellung
aus Antinoupolis in Mittelägypten, eine Stadt, die erst 122 n. Chr.
von Hadrian gegründet wurde (s. E. Guimet, Les portraits d’An-
tinoe, Paris o. J. (1912), Tafel 40j (undi). Aufdieser kleinen Vignette
hat sich - wie auf unserer Kanne, doch im Gegensatz zu den
Darstellungen der älteren ägyptischen Totenwägung - der Waag-
balken nach links gesenkt. Auf der linken Seite liegt dabei der Tote
selbst und zwar so, daß Kopf und Beine über die Waagschale
hinausragen. Auf der rechten, höheren Waagschale erscheint ein
kugelförmiges Gewicht (s. A. 45). Es werden hier also nicht mehr
wie in den traditionellen Darstellungen Herz und Maat gewogen,
sondern der tote Mensch bzw. sein Schatten.


A. 45
 
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