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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0029
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Achilleus in Jerusalem

19

schrieb im 6. Jh. n. Chr. eine rhetorische Übung über dieses Motiv
(s. u. S. 26)15.
Die Verbindung der Teichoskopie mit der Tötung Hektors be-
gegnet uns sonst nur ganz sporadisch. In der schon erwähnten rot-
figurigen Schale (o. Anm. 5) stehen Priamos und Hekabe am Tor,
und ein Karneol aus dem 1. Jh. v. Chr. läßt allein Priamos auf der
Mauer stehen; das Bronzerelief der Tensa Capitolina zeigt die
Büsten von Priamos und Hekabe (s. A. 21), wobei dort zugleich
auch die Schleifung Hektors dargestellt wird, ein pompeianisches
Stuckrelief läßt über dem skäischen Tor die Büsten von Priamos,
Hekabe und dem Sohn Hektors, Astyanax, erscheinen16. Die Trias
Priamos, Hekabe und Andromache (bzw. Polyxene) ist dagegen im
Zusammenhang mit dem Tod Hektors, soweit ich sehe, ohne
direkte Parallele. Eigenartig ist die steife Unbeweglichkeit der drei
Büsten, bei denen - im Gegensatz zu Homer und den sonstigen
Darstellungen der Teichoskopie - keine Gemütsbewegung sichtbar
wird. Dies mag damit Zusammenhängen, daß - wie schon in der
Ilias - die Teichoskopie in der Regel in Verbindung mit der
Schleifung Hektors dargestellt wird. Erst durch die Schändung des
Sohnes kommt es zum Schmerzensausbruch der Mutter und zum
Klagegeschrei des Vaters17.
Häufiger findet sich die Darstellung der drei Figuren - besonders
auf späteren Darstellungen aus römischer Zeit - darum in Ver-
bindung mit der Schleifung des trojanischen Helden18. Bei aller pro-
15 Homer, Ilias 22, 25-91. 405 ff. 447 ff. Zu der - späten - Tradition, daß Achilleus
Polyxene erstmals beim Loskauf Hektors zu Gesicht bekommt, s. E. Wüst
PW 22, 2 (1952) Sp. 1840 ff. Nach Diktys 3, 20-27 und von ihm abhängigen
späteren Autoren bietet Priamos die Polyxene im Zusammenhang mit der
Lösung dem Achilleus gar als Frau an. Zu Chorikios v. Gaza s. ed. Foerster/
E. Richtsteig, Leipzig 1929, p. 131-174. Priamos lehnt bei ihm die Werbung des
Achilleus ab. S. auch u. S. 38 Anm. 75.
16 LIMC I s. v. Achilleus Nr. 374. 578. 573. Vgl. auch 582 die Buchmalerei der
Ilias Ambrosiana, wo die Eltern den Sohn bitten, in die Stadt zurückzukehren.
17 Ilias 22, 405 ff. dazu Gropengiesser, op. cit. (o. Anm. 14) 316 f., Abb. 2 u.
Tafel 63, 2.
18 Op. cit. Nr. 608 Tabula Iliaca New York: Priamos, Hekabe, Andromache; das-
selbe 628 Sarkophagfragment; 637 Terrakottamedaillon (s. A. 23b); 632 drei-
eckiger Lampengriff aus Ägypten: Priamos und Hekabe 1. Jh. n. Chr. (s. A. 23a).
Auch dieses Motiv ist recht variabel: 606 Mannheimer Becher (Anm. 14):
Hekabe (s. A. 22); 616 (Silberkanne von Berthouville vgl. u. Anm. 30): Pri-
amos, Hekabe und zwei Trojaner (s. A. 26); 640: Priamos; 638.639: drei klagende
trojanische Frauen.
 
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