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Martin Hengel
der kleinasiatischen Kopfbedeckung und einem Schleier auftre-
ten62 (s. A. 37). Eine vierte Abbildung von Briseis mit Mitra bzw.
phrygischer Mütze aus byzantinischer Zeit ist uns mit großer Wahr-
scheinlichkeit auf der Silberschale von Kopciki aus der Leningrader
Ermitage erhalten, die einen bewaffneten jungen Krieger in Vor-
deransicht auf einem Thron mit Schemel darstellt, zur Rechten
steht ein Krieger in voller Rüstung mit spitzem Helm mit Voluten-
ornament, doch ohne Helmbusch (s. u. S. 44), von links nähert
sich eine Frau mit phrygischer Mütze. Die Stellung ihrer unter das
Kinn geschobenen Hand ist ähnlich wie bei Andromache (bzw. Po-
lyxene) auf der Kanne. Vor dem in der Mitte Thronenden liegen
seine Attribute: die gehörnte Lyra mit Plektron und ein kleiner
Ball, der als Apfel gedeutet zur Interpretation der Szene als Be-
gegnung von Anchises mit Aphrodite Anlaß gab63 (s. A. 38). Bereits
Matzulewitsch erwog die Möglichkeit einer Deutung auf Achilleus
und Briseis, er verwies dabei auf die Darstellung der Secchia Doria
und bemerkte dazu: „Es scheint also alles dafür zu sprechen, daß
auch auf der Schüssel von Kopciki die Geschichte von Achilleus
und Briseis dargestellt ist“64. Das Problem, das ihn dann doch an
dieser Lösung zweifeln ließ, daß nämlich hier weder Wegführung
noch Rückkehr dargestellt sind, könnte jetzt durch den Hinweis auf
die neue Achilleuskanne, die den Helden mit Briseis allein ab-
bildet, entkräftet werden. In jüngster Zeit ist Vera Zalesskaja mit
guten Gründen zur Interpretation Achilleus und Briseis zurück-
62 München, Bayrische Staatsbibliothek Pap. gr. 128; veröffentlicht von A. Hart-
mann, Festschrift G. Leidinger, 103-108 Taf. 17; A. Carandini, op. cit. (Anm. 59)
16 Taf. IV. 9 (3. Jh. n. Chr.); Kossatz-Deißmann LIMC II s. v. Briseis Nr. 12;
K. Weitzmann, op. cit. (Anm. 34) 217 f. Nr. 194; ders., Illustrations in Roll and
Codex, Princeton 1970, 54 f. S. jetzt dazu ausführlich G. Frangini/M. C. Mar-
tinelli, Una scena della storia di Briseide: il papiro Monacense 128 e la tradizione
iconografica, Prospettiva 25, April 1981, 4-13.
63 L. Matzulewitsch, Byzantinische Antike. Studien auf Grund der Silbergefäße der
Ermitage, Leipzig 1929, 25 ff. T. 3. E. Cruikshank Dodd, Byzantine Silver
Stamps, Washington, Col. 1961, 85 Nr. 16 (550 n. Chr. oder wenig später).
A. Bank, Byzantine Art in the Collections of Soviet Museums, 282. pl. 72: „It is
datable to the late 6th or early 7th Century“. Die Identifizierung der Gestalten
mit Anchises und Venus wird nur als Hypothese genannt: „a different Inter-
pretation of the subject has also been subjected“.
64 Op. cit. 29. A. Carandini, op. cit. (Anm. 59) 19 Anm. 56, verwies auf den Silber-
teller von Kopciki, lehnte jedoch den Bezug auf Achilleus und Briseis ab:
„Oggi tutti gli studiosi sono d’accordo nelfinterpretare il rilievo come Venere ...
colla tenda di Anchise“.
Martin Hengel
der kleinasiatischen Kopfbedeckung und einem Schleier auftre-
ten62 (s. A. 37). Eine vierte Abbildung von Briseis mit Mitra bzw.
phrygischer Mütze aus byzantinischer Zeit ist uns mit großer Wahr-
scheinlichkeit auf der Silberschale von Kopciki aus der Leningrader
Ermitage erhalten, die einen bewaffneten jungen Krieger in Vor-
deransicht auf einem Thron mit Schemel darstellt, zur Rechten
steht ein Krieger in voller Rüstung mit spitzem Helm mit Voluten-
ornament, doch ohne Helmbusch (s. u. S. 44), von links nähert
sich eine Frau mit phrygischer Mütze. Die Stellung ihrer unter das
Kinn geschobenen Hand ist ähnlich wie bei Andromache (bzw. Po-
lyxene) auf der Kanne. Vor dem in der Mitte Thronenden liegen
seine Attribute: die gehörnte Lyra mit Plektron und ein kleiner
Ball, der als Apfel gedeutet zur Interpretation der Szene als Be-
gegnung von Anchises mit Aphrodite Anlaß gab63 (s. A. 38). Bereits
Matzulewitsch erwog die Möglichkeit einer Deutung auf Achilleus
und Briseis, er verwies dabei auf die Darstellung der Secchia Doria
und bemerkte dazu: „Es scheint also alles dafür zu sprechen, daß
auch auf der Schüssel von Kopciki die Geschichte von Achilleus
und Briseis dargestellt ist“64. Das Problem, das ihn dann doch an
dieser Lösung zweifeln ließ, daß nämlich hier weder Wegführung
noch Rückkehr dargestellt sind, könnte jetzt durch den Hinweis auf
die neue Achilleuskanne, die den Helden mit Briseis allein ab-
bildet, entkräftet werden. In jüngster Zeit ist Vera Zalesskaja mit
guten Gründen zur Interpretation Achilleus und Briseis zurück-
62 München, Bayrische Staatsbibliothek Pap. gr. 128; veröffentlicht von A. Hart-
mann, Festschrift G. Leidinger, 103-108 Taf. 17; A. Carandini, op. cit. (Anm. 59)
16 Taf. IV. 9 (3. Jh. n. Chr.); Kossatz-Deißmann LIMC II s. v. Briseis Nr. 12;
K. Weitzmann, op. cit. (Anm. 34) 217 f. Nr. 194; ders., Illustrations in Roll and
Codex, Princeton 1970, 54 f. S. jetzt dazu ausführlich G. Frangini/M. C. Mar-
tinelli, Una scena della storia di Briseide: il papiro Monacense 128 e la tradizione
iconografica, Prospettiva 25, April 1981, 4-13.
63 L. Matzulewitsch, Byzantinische Antike. Studien auf Grund der Silbergefäße der
Ermitage, Leipzig 1929, 25 ff. T. 3. E. Cruikshank Dodd, Byzantine Silver
Stamps, Washington, Col. 1961, 85 Nr. 16 (550 n. Chr. oder wenig später).
A. Bank, Byzantine Art in the Collections of Soviet Museums, 282. pl. 72: „It is
datable to the late 6th or early 7th Century“. Die Identifizierung der Gestalten
mit Anchises und Venus wird nur als Hypothese genannt: „a different Inter-
pretation of the subject has also been subjected“.
64 Op. cit. 29. A. Carandini, op. cit. (Anm. 59) 19 Anm. 56, verwies auf den Silber-
teller von Kopciki, lehnte jedoch den Bezug auf Achilleus und Briseis ab:
„Oggi tutti gli studiosi sono d’accordo nelfinterpretare il rilievo come Venere ...
colla tenda di Anchise“.