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Martin Hengel
ended in Rome in 568 after the coming ofthe Lombards, they con-
tinued in Constantinople, that is, in the Byzantine Empire as late as
Ö92“79. Obwohl die Kirchenväter gegen die Gottlosigkeit des
Theaters „laut ihre Stimme erhoben, gelang es ihnen nicht, die Auf-
führungen zu unterdrücken“80. Der schon mehrfach erwähnte
Chorikios von Gaza schrieb in Palästina noch zur Zeit Justinians im
6. Jh. eine Apologie für das Theater, „das letzte Document zur
Geschichte des Theaterwesens auf dem Gebiet der griechischen
Literatur“. Unter den mythologischen Stoffen des Mimus zählt er
ausdrücklich die Werbung des Achilleus bei Priamos um Polyxene
auf. Städte wie Gaza, Tyros und Berytos brachten gerade zu jener
Zeit noch fähige Schauspieler hervor81.
Diese Abhängigkeit von szenischen Darstellungen schließt die
vor allem von Kurt Weitzmann betonte Verbindung zwischen den
Achilleuszyklen und der spätantiken Buchmalerei nicht aus. Die
Toreuten arbeiteten ja in der Regel mit Vorlagebüchem, die den
verschiedensten Einflüssen offenstanden. Zudem standen die
Buchmalerei und das antike Theater in einem inneren Zusammen-
hang. Eine der wichtigsten antiken illustrierten Handschriften
enthält z. B. Bilder zu den Komödien des Terenz. Der Unter-
schied zwischen den in der Personenzahl so streng begrenzten
Darstellungen der Kanne - sie erreicht mit der Höchstzahl fünf
gerade die Zahl der Darsteller im Mimus - und den Massenszenen
der Illustrationen der etwas früheren Ilias Ambrosiana bleibt dabei
auffällig. Es fragt sich, ob man sie allein aus dem Stil der byzan-
tinischen Toreutik erklären darf.
Auf der anderen Seite ist zu beachten, daß auf der Kanne alle
heidnischen Göttergestalten, Athene, Hermes, Thetis, die in dem
dargestellten Geschehen der Ilias eine so entscheidende Rolle
79 Zum spätantiken Theater s. M. Bieber, The History ofthe Greek and Roman
Theater, 1961, 250-253 (Zit. 250). A. Herrmann PW XV, 2 (1932) Art. Mimos,
Sp. 1757 ff. und E. Wüst PW XVIII, 3 (1949) Art. Pantomime, Sp. 868 f. Vgl.
auch E. Simon, op. cit. (Anm. 60), 129 zur Secchia Doria: „auch Achill als
Leierspieler und Briseis, die bei ihrer Abholung . . . einen Schleiertanz aufführt,
weisen auf die Bühne“.
80 H. D. Blume, Einführung in das antike Theaterwesen, 1978, 128 ff. (130). Für
den lateinischen Westen s. Werner Weismann, Kirche und Schauspiele, 1977 und
Heiko Jürgens, Pompa diaboli, 1972.
81 Ed. Foerster/Richtsteig p. 344 ff.: O Z6yo<; urcep tqv ev Aiovüoou röv ßiöv eixovi-
Covrwv. Zit. W. Schmidt PW III, 2 (1899) Sp. 2429. Vgl. auch E. Wüst, Art.
Mimos PW XV, 2 (1932) Sp. 1760 f.
Martin Hengel
ended in Rome in 568 after the coming ofthe Lombards, they con-
tinued in Constantinople, that is, in the Byzantine Empire as late as
Ö92“79. Obwohl die Kirchenväter gegen die Gottlosigkeit des
Theaters „laut ihre Stimme erhoben, gelang es ihnen nicht, die Auf-
führungen zu unterdrücken“80. Der schon mehrfach erwähnte
Chorikios von Gaza schrieb in Palästina noch zur Zeit Justinians im
6. Jh. eine Apologie für das Theater, „das letzte Document zur
Geschichte des Theaterwesens auf dem Gebiet der griechischen
Literatur“. Unter den mythologischen Stoffen des Mimus zählt er
ausdrücklich die Werbung des Achilleus bei Priamos um Polyxene
auf. Städte wie Gaza, Tyros und Berytos brachten gerade zu jener
Zeit noch fähige Schauspieler hervor81.
Diese Abhängigkeit von szenischen Darstellungen schließt die
vor allem von Kurt Weitzmann betonte Verbindung zwischen den
Achilleuszyklen und der spätantiken Buchmalerei nicht aus. Die
Toreuten arbeiteten ja in der Regel mit Vorlagebüchem, die den
verschiedensten Einflüssen offenstanden. Zudem standen die
Buchmalerei und das antike Theater in einem inneren Zusammen-
hang. Eine der wichtigsten antiken illustrierten Handschriften
enthält z. B. Bilder zu den Komödien des Terenz. Der Unter-
schied zwischen den in der Personenzahl so streng begrenzten
Darstellungen der Kanne - sie erreicht mit der Höchstzahl fünf
gerade die Zahl der Darsteller im Mimus - und den Massenszenen
der Illustrationen der etwas früheren Ilias Ambrosiana bleibt dabei
auffällig. Es fragt sich, ob man sie allein aus dem Stil der byzan-
tinischen Toreutik erklären darf.
Auf der anderen Seite ist zu beachten, daß auf der Kanne alle
heidnischen Göttergestalten, Athene, Hermes, Thetis, die in dem
dargestellten Geschehen der Ilias eine so entscheidende Rolle
79 Zum spätantiken Theater s. M. Bieber, The History ofthe Greek and Roman
Theater, 1961, 250-253 (Zit. 250). A. Herrmann PW XV, 2 (1932) Art. Mimos,
Sp. 1757 ff. und E. Wüst PW XVIII, 3 (1949) Art. Pantomime, Sp. 868 f. Vgl.
auch E. Simon, op. cit. (Anm. 60), 129 zur Secchia Doria: „auch Achill als
Leierspieler und Briseis, die bei ihrer Abholung . . . einen Schleiertanz aufführt,
weisen auf die Bühne“.
80 H. D. Blume, Einführung in das antike Theaterwesen, 1978, 128 ff. (130). Für
den lateinischen Westen s. Werner Weismann, Kirche und Schauspiele, 1977 und
Heiko Jürgens, Pompa diaboli, 1972.
81 Ed. Foerster/Richtsteig p. 344 ff.: O Z6yo<; urcep tqv ev Aiovüoou röv ßiöv eixovi-
Covrwv. Zit. W. Schmidt PW III, 2 (1899) Sp. 2429. Vgl. auch E. Wüst, Art.
Mimos PW XV, 2 (1932) Sp. 1760 f.