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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0060
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Martin Hengel

brauch war. In diesem Zusammenhang kann man darauf verweisen,
daß wir nicht wenige Nachrichten über homerische Motive bei
archäologischen Funden aus dem spätantiken Palästina besitzen.
An erster Stelle wäre hier die etwas frühere Secchia Doria (s. A. 36)
zu nennen, die sich ja in einigen Punkten ikonographisch mit der
Jerusalemer Kanne berührt und der eine Herkunft aus dem palästi-
nischen Caesarea nachgesagt wird110. Weiter könnte man auf die
schon mehrfach erwähnte Ekphrasis des Prokopios von Gaza um
500 hinweisen, die u. a. einen Fries mit vier Bildern aus dem dritten
Gesang der Ilias beschreibt: die Fahrt Priamos’ zu den Achäern,
den Vertrag mit Agamemnon, den Kampf des Menelaos mit Paris,
den Aphrodite rettet, und Paris und Helena, jedoch keine Achil-
leusdarstellung, da sie zum Grundtenor aller Gemälde, der Ver-
urteilung der Leidenschaft des Eros, nichts beigetragen hätte. In
den rhetorischen Deklamationen seines Schülers Chorikios im 6.
Jh. werden alle auf unserer Kanne erscheinenden homerischen Ge-
stalten, vor allem Achilleus und Priamos, aber auch Hektor, Andro-
mache bzw. Polyxene, Briseis und Hekabe, z. T. sehr häufig er-
wähnt111. Außer dem schon genannten Achilleusmosaik von Nablus
wäre noch das Mosaik im Hause des Leontis in Beth Shean-Skytho-
polis aus dem 4. Jh. zu erwähnen, das Odysseus und die Sirenen
abbildet, neben der Stiftungsinschrift befindet sich eine sieben-
armige Menora, was am ehesten auf einen jüdischen Hausherrn
hinweist112. Bereits zu Beginn des 3. Jhdts. wurde ein attischer
Sarkophag mit der Szene von Achilleus und Deidameia auf der
110 A. Carandini, op. cit. (Anm. 59) 5 Anm. 3.
111 P. Friedländer, op. cit. (Anm. 43) 16-18. 72-83, dazu ergänzend W. Aly Art.
Prokopios v. Gaza PW 23,1 (1957) Sp. 264 f.: Es handelt sich wohl um Vorträge,
die Prokopios im Theater gehalten hat. Noch Photios kannte von ihm umfang-
reiche Homermetaphrase, s. A. Brinkmann, RhMus 63 (1908) 618 ff. und
H. Rabe, ib. 515 Anm. 2. Chorikios zitiert in seinen Werken auf 544 Druckseiten
Homer 274mal, nur Plato (356mal) und Libanius (493mal) sind noch häufiger,
s. G. Downey, op. cit. (Anm. 115) 110 f. Zu Chorikios s. die Indices der Aus-
gabe von Foerster/Richtsteig.
112 N. Zori, The House of Kyrios Leontis at Beth Shean, Israel Exploration Journal
16 (1966) 123-124. Die Menora schließt einen christlichen oder auch heidnischen
Besitzer nicht völlig aus, macht ihn aber doch weniger wahrscheinlich. Das
Motiv von dem an den Mastbaum gebundenen Odysseus und den Sirenen spielt
auch bei den Kirchenvätern eine beträchtliche Rolle als ethisches Symbol für
die Überwindung der Leidenschaften, s. H. Rahner, Griechische Mythen in
christlicher Deutung,31957, 281-328, dazu L. Roussin. The Beit Leontis Mosaic,
Journal of Jew. Art, 8 (1981) 6-19.
 
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