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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0061
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Achilleus in Jerusalem

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Vorder- und Leda mit dem Schwan auf der Neb enseite in der Nekro-
pole der jüdischen Patriarchen in Beth Shearim aufgestellt, wobei
man freilich die anstößige Erzeugung der Helena an der Wand des
Mausoleums verbarg. Darüber hinaus wurden Reste eines Ama-
zonensarkophags entdeckt, der vermutlich den Kampf der Penthe-
sileia mit Achilleus darstellte, ein weiterer Amazonensarkophag
stammt aus Teil Baraq bei Caesarea. Auf Bleisarkophagen findet
sich verschiedentlich die Darstellung des Paris mit phrygischer
Mütze in der Pose des Parisurteils113.
Die „Bücher Homers“ waren selbst den Rabbinen in Palästina
nicht unbekannt, ihre Lektüre wurde von ihnen nicht wie die der
apokryphen jüdischen Literatur grundsätzlich verboten, sondern in
gleicher Weise beurteilt wie der Umgang mit säkularen Urkunden.
Die Bekanntschaft palästinischer Juden mit Homer hat überhaupt
eine lange Tradition und geht in frühhellenistische Zeit zurück114.
113 M. Avi-Yonah, The Leda Coffin at Beth She’arim, Eretz Israel 8 (1967), 143-148
(145 ff.) hebr.; English summary 73. Zu den Amazonensarkophagen s. N. Avi-
gad, Excavations at Beth She’arim, Israel Exploration Journal 7 (1957), 90ff.;
ders. Beth She’arim, Vol. II The Archaeological Excavations during 1953-1958
(hebr.). Jerusalem 1971, 124f. pl. LIII: Der Sarkophag von Tell-Baraq wurde im
Bulletin of the British School of Archaeology V, 1924, 55 pl. IV, veröffentlicht.
Eine schöne Abbildung befindet sich bei C. Watzinger, Denkmäler Palästinas II,
1935, Taf. 32 Abb. 74. In allen diesen Fällen handelte es sich um hochwertige
attische Importe. Vgl. dazu V. v. Gonzenbach, op. cit. (Anm. 100) 289. Zur Dar-
stellung von Paris und Eros auf palästinischen Bleisarkophagen s. I. Gath/L. Y.
Rahmani, Israel Exploration Journal 27 (1977) 210.
114 Vgl. Mishna Jadajim 4, 6 dazu M. Hengel, Judentum und Hellenismus, 21973,
139 f.; vor allem S. Lieberman, Hellenism in Jewish Palestine, New York, 1962,
105-114. Vgl. 108 das Zitat aus pal. Talmud Sanhedrin 10,1 p. 28a: „Rabbi
Aqiba sagt: Ebenso der, der extrakanonische Bücher liest, wie die Bücher Ben
Sira . . . (hat keinen Anteil an der kommenden Welt), aber der die Bücher
Homers liest und alle Bücher, die jenseits (der Schriften) geschrieben wurden,
er wird betrachtet wie einer, der ein säkulares Dokument liest“ (es folgt als
Zitat Koh. 12, 12); vgl. op. cit. 113 f.: Der Midrasch Kohelet Rabba 9, 11 sagt
von Asahel: „er pflegte auf den Ähren des Getreides zu laufen und sie wurden
nicht abgebrochen“, Ilias 20, 226 f. wird eben dieselbe Aussage von den Pferden
des Erichthonios gemacht. Diese Bekanntschaft mit Homer im palästinischen
Judentum geht im Grunde in die Zeit nach Alexander zurück. Wahrscheinlich
ist die eigenartige Gräzisierung des hebräischen Jerüsalajim als 'Iepoo6Äv|ia
(bzw. SöAupa) durch das „ruhmvolle Volk der Solymer“ Ilias 6, 184 zu erklären
(vgl. Odyss. 5, 283), mit dem sich hellenisierte Juden identifizierten, s. M. Hen-
gel, Juden, Griechen und Barbaren, SBS 76, 1976, 166. Der griechische Dichter
Meleagros von Gadara (2. Jh. v. Chr.) behauptete, bereits Homer sei überhaupt
ein Syrer gewesen (Athen. 4, 157b), s. Judentum und Hellenismus 156 ff.
 
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