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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0024
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Geza Alföldy

chen hätte, und wenn das Buch etwa den Titel 'The transformation
of the goveming elite at Rome from 60 B.C. until A.D. 14’ trüge?
Drittens, Geschichte als Geschichte menschlicher Schicksale. Syme
schrieb eine Geschichte von Menschen, mit tiefem Verständnis für
das Schicksal von Einzelpersonen. Übergreifende historische Phäno-
mene wie soziale Strukturen, Wirtschaft, Ideologie, Recht oder Ver-
fassung beschäftigten ihn kaum. Selbst politische Ideen, die er mit
einer unnachahmlichen Klarheit zu erfassen vermag, erscheinen in
seinem Werk nicht als ideologische Komplexe, sondern als Ansichten
handelner sozialer Gruppen oder Personen und werden mit Vor-
liebe zu schlichten 'catchwords’ degradiert38; diesen wird viel Inter-
esse gewidmet, denn 'the spirit of a people is best revealed in the
words it employs with an emotional content’39. Im ganzen betrachtet
waren es in Rom 'persons, not Programmes’, die 'came before the
People for their judgement and approbation’40, und die politische
Argumentation bezog sich dort 'not to abstract right and abstract
justice, but to something called mos maiorum', und dieser war 'not
a code of constitutional law, but a vague and emotional concept’41.
Und obwohl der zentrale Gegenstand der 'Römischen Revolution’
der Wandel in der Struktur der 'goveming dass’ ist, gibt Syme keine
systematische Beschreibung dieser Elite; was die Aristokratie in Rom
war, enthüllt er vielmehr durch die Muster individueller Schicksale.
Es ist symptomatisch, daß Syme unter den deutschen Gelehrten,
von denen er sich besonders beeinflußt fühlte, M. Geizer unerwähnt
ließ, obwohl dessen Werk 'Die Nobilität der römischen Republik’
gegen Mommsens juristische Sicht den ersten Durchbruch eines sozio-
logischen Konzeptes der oligarchischen Herrschaft in Rom darstellte42:
Dieses Werk von Geizer enthielt keine prosopographische, sondern,
wie man heute sagen würde, eine strukturalistische Analyse der römi-
schen Oligarchie.

38 Ebd. 149ff.
39 Ebd. 442.
40 Ebd. 149.
41 Ebd. 153.
42 M. Geizer, Die Nobilität der römischen Republik, Leipzig 1912, nachgedruckt in:
M. Geizer, Kleine Schriften I, Wiesbaden 1962,17ff. Zur Bedeutung dieses Werkes
siehe jetzt J. Bieicken, in: J. Bieicken - Chr. Meier - H. Strasburger, Matthias
Geizer und die römische Geschichte, Frankfurter Althistorische Studien, Heft 9,
Kallmünz 1977, 7ff. und Chr. Meier, ebd. 29ff. Geizer in der 'Römischen Revolu-
tion’: Siehe bes. The Roman Revolution 10f.
 
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