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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0050
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Geza Alföldy

xion weit auseinandertraten. Es sind nicht so sehr die Grenzen von
Mommsens Kapazität, die der Gegenwart ins Bewußtsein treten, als
die Folgen seiner überragenden Stellung in Alter Geschichte und
Altertumswissenschaft’157.
Die Entwicklung der Forschung hängt jedoch nicht nur von 'wissen-
schaftsimmanenten’ Faktoren ab. Es wäre sehr interessant, doch auch
äußerst schwierig, genau nachzuweisen, inwieweit die Entwicklung
der englischsprachigen und der deutschen Historiographie von der
unterschiedlichen historischen Erfahrung abhängig war - von der
Kontinuität nicht nur des politischen Systems, sondern insbesondere
auch der Ideale und Wertvorstellungen in England oder in den Ver-
einigten Staaten seit dem Aufkommen der modernen Wissenschaft,
beziehungsweise von den politischen und geistigen Umwälzungen in
Deutschland während derselben Epoche. Ist diese unterschiedliche
Entwicklung eine der Ursachen dafür, daß in Deutschland die älteren
Muster der Historiographie mit moderner Geschichtswissenschaft
weniger zu vereinbaren sind als in England? Und könnte es sein, daß
das vorherrschende Interesse in der deutschen Althistorie der letzten
Generationen für Institutionen, Verfassungsgeschichte, Ideologie,
Strukturen, anstelle des Interesses für die 'Geschichte der Menschen’,
seine Erklärung zugleich in der Tatsache findet, daß hierzulande,
nach einschneidenden historischen Umwälzungen, nach so viel Wan-
del und Wechsel, eine Neigung vorhanden ist, in der Geschichte der
Menschheit nach langfristigen und dauerhaften Faktoren Ausschau
zu halten?

Schlußbetrachtung
Viele Gelehrte, unter ihnen ebenso englische wie deutsche Wissen-
schaftler, halten 'Die römische Revolution’ für ein klassisches Werk -
und das zweifellos zu Recht. Darum liegt es nahe, am Ende dieser
Studie die Frage zu stellen, was dieses Werk uns - und im beson-
deren den Althistorikem in Deutschland - auch heute, mehr als vier
Jahrzehnte nach seinem Erscheinen, bieten kann.
Niemand käme auf die Idee, in der 'Römischen Revolution’ das
Modell für jede Beschäftigung mit der Geschichte Roms zu sehen.

157

K. Christ, Von Gibbon zu Rostovtzeff 118.
 
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