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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0026
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Geza Alföldy

'scholars alert to investigate the history of ideas and institutions’48
meinte, wurde abgelehnt: 'Only a robust faith can discover authentic
relics of Cicero in the Republic of Augustus’49. A. von Premerstein,
nach Syme der 'Befreier’ der Forschung von der Herrschaft der
Mommsenschen Verfassungsgeschichte durch die Hervorhebung der
Rolle sozialer Bindungen, verstrickte sich nach Syme in einen Irrtum
ähnlicher Art - mit seiner Ansicht, daß Augustus im Jahre 27 v. Chr.
von Senat und Volk ein generelles Mandat als cura et tutela reipublicae
erhalten habe, und mit seiner Auffassung, daß auctoritas ein juristi-
sches Konzept gewesen sei50. Besonders vielsagend ist Symes Kritik
an dem Werk des deutschen Juristen H. Siber über 'Das Führeramt
des Augustus’51. Der erste Princeps war zwar nach Syme tatsächlich
ein 'Führer’; aber was seine Stellung an der Spitze des römischen
Staates anbelangt, so war diese alles andere als ein 'Amt’. In dieser
Besprechung wird Symes Standpunkt gegenüber der Verfassungs-
geschichte sehr deutlich: '»Staatsrecht«, to Voltaire at least, is some-
thing peculiarly Germanic - »ce que l’on appelle en Allemagne
l’etude du droit public, pour laquelle la nation germanique est si
renommee« ... At Rome the relation of Caesar Augustus to Senate
and People can be defined without pains and contortions. The true
Problem lies elsewhere, not in texts and formulae, but in the facts
of power and the movement of history - the origin of Augustus’
supremacy, the growth and composition of the Caesarian party, the
männer in which the ruler’s authority was conceived, expressed, and
exerted at different times and in different lands over the wide earth’52.
Syme bietet also eine Geschichte von Menschen und kaum eine
Geschichte von Strukturen, Ideologien oder Institutionen, ganz ähn-
lich wie seine Vorgänger in der antiken Historiographie. Wer sind
aber diese Menschen? Symes Helden sind, ähnlich wie in der antiken
Geschichtsschreibung, die Mitglieder der 'goveming dass’. Damit
48 Ebd. 318.
49 Ebd. 321.
50 A. von Premerstein, a.a.O. (oben Anm. 12), 187, spricht über 'eine verbriefte,
durch ... Senatsbeschlüsse aus den ersten Jahren des Prinzipats auch staats-
rechtlich gewährleistete auctoritas'. Siehe dagegen R. Syme, JRS 36, 1946, 149 -
Roman Papers I 181, ferner deutsch in: W. Schmitthenner (Hg.), Augustus, Darm-
stadt 1969, 153.
51 JRS 36, 1946, 149ff. = Roman Papers I 181ff., ferner deutsch in: W. Schmitt-
henner, a.a.O., 153 ff.
52 JRS 36, 1946, 158 = Roman Papers I 196, ferner deutsch in: W. Schmitthenner,
a.a.O., 175.
 
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