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Geza Alföldy
Die Wirkung der 'Römischen Revolution’ in Deutschland
Es dauerte lange, bis 'Die römische Revolution’ allgemein bekannt
wurde. Infolge des Zweiten Weltkrieges hat das Buch erst spät den
Weg zur internationalen Forschung gefunden, und seine Wirkung
wurde erst seit dem Beginn der fünfziger Jahre deutlich fühlbar.
'But the impact, when it finally came, was tremendous’, schrieb
G. Bowersock100, während F. Millar der Ansicht ist, daß dieses Werk
seines Lehrers, obwohl es sich um dessen 'most complete and formally
perfect work’ handelt, zu weiterer Forschung nicht so sehr anregte
wie Symes Buch über Tacitus101. Hier ist es zweckmäßig, zwischen
verschiedenen Strömungen der Forschung zu unterscheiden, wie sie
nicht zuletzt die englischsprachige und die deutsche Geschichts-
wissenschaft bestimmen. Freilich möchte ich nicht behaupten, daß es
eine homogene, unteilbare 'angelsächsische’ oder 'deutsche’ Historie
gäbe, mit einer jeweils einheitlichen Sicht der Dinge und mit unüber-
windlichen Grenzen: Wissenschaft ist international; Interaktionen zwi-
schen einzelnen Strömungen und Schulen sind, auch über politische
oder kulturelle Grenzen hinaus, stets wirksam, von der Neigung des
einzelnen Forschers ganz abgesehen. Doch ist es offensichtlich, daß
die vorherrschenden Interessen für bestimmte Themen und somit
auch die Betrachtung der Geschichte, einschließlich der Verwendung
bestimmter Methoden, nicht zuletzt vom intellektuellen Erbe und von
der Tradition eines Landes oder vielmehr einer Kultur auf der Grund-
lage einer gemeinsamen Sprache und gemeinsamer historischer Erfah-
rung abhängig sind.
In der englischsprachigen Welt war das Echo der 'Römischen Revo-
lution’, wie wir durch eine Reihe von Rezensionen in England und in
den Vereinigten Staaten bereits während des Zweiten Weltkrieges
und unmittelbar danach ersehen können, zumeist außerordentlich
günstig, abgesehen von einigen kritischen Äußerungen über die vor-
herrschende prosopographische Methode und über das so düster dar-
gestellte Bild des Augustus102. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand
100 G. W. Bowersock, a.a.O. (oben Anm. 5), 8.
101 F. Millar, a.a.O. (oben Anm. 2), 151.
102 A. Momigliano, JRS 30, 1940, 75 ff. = Secondo contributo 407ff; A. F. Giles,
Class. Review 54, 1940, 38ff; R. L. R(oberts), Greece and Rome 9, 1940, 123ff;
W. L. Wannemacher, Class. Weekly 34, 1940/41, 18 f.; M. Ginsburg, Amer. Hist.
Review 46, 1940/41, 106ff.; D. Mc Fayden, The Class. Journal 38, 1942/43, 438ff.
(mit einer schärferen Kritik als bei den übrigen zitierten Autoren).
Geza Alföldy
Die Wirkung der 'Römischen Revolution’ in Deutschland
Es dauerte lange, bis 'Die römische Revolution’ allgemein bekannt
wurde. Infolge des Zweiten Weltkrieges hat das Buch erst spät den
Weg zur internationalen Forschung gefunden, und seine Wirkung
wurde erst seit dem Beginn der fünfziger Jahre deutlich fühlbar.
'But the impact, when it finally came, was tremendous’, schrieb
G. Bowersock100, während F. Millar der Ansicht ist, daß dieses Werk
seines Lehrers, obwohl es sich um dessen 'most complete and formally
perfect work’ handelt, zu weiterer Forschung nicht so sehr anregte
wie Symes Buch über Tacitus101. Hier ist es zweckmäßig, zwischen
verschiedenen Strömungen der Forschung zu unterscheiden, wie sie
nicht zuletzt die englischsprachige und die deutsche Geschichts-
wissenschaft bestimmen. Freilich möchte ich nicht behaupten, daß es
eine homogene, unteilbare 'angelsächsische’ oder 'deutsche’ Historie
gäbe, mit einer jeweils einheitlichen Sicht der Dinge und mit unüber-
windlichen Grenzen: Wissenschaft ist international; Interaktionen zwi-
schen einzelnen Strömungen und Schulen sind, auch über politische
oder kulturelle Grenzen hinaus, stets wirksam, von der Neigung des
einzelnen Forschers ganz abgesehen. Doch ist es offensichtlich, daß
die vorherrschenden Interessen für bestimmte Themen und somit
auch die Betrachtung der Geschichte, einschließlich der Verwendung
bestimmter Methoden, nicht zuletzt vom intellektuellen Erbe und von
der Tradition eines Landes oder vielmehr einer Kultur auf der Grund-
lage einer gemeinsamen Sprache und gemeinsamer historischer Erfah-
rung abhängig sind.
In der englischsprachigen Welt war das Echo der 'Römischen Revo-
lution’, wie wir durch eine Reihe von Rezensionen in England und in
den Vereinigten Staaten bereits während des Zweiten Weltkrieges
und unmittelbar danach ersehen können, zumeist außerordentlich
günstig, abgesehen von einigen kritischen Äußerungen über die vor-
herrschende prosopographische Methode und über das so düster dar-
gestellte Bild des Augustus102. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand
100 G. W. Bowersock, a.a.O. (oben Anm. 5), 8.
101 F. Millar, a.a.O. (oben Anm. 2), 151.
102 A. Momigliano, JRS 30, 1940, 75 ff. = Secondo contributo 407ff; A. F. Giles,
Class. Review 54, 1940, 38ff; R. L. R(oberts), Greece and Rome 9, 1940, 123ff;
W. L. Wannemacher, Class. Weekly 34, 1940/41, 18 f.; M. Ginsburg, Amer. Hist.
Review 46, 1940/41, 106ff.; D. Mc Fayden, The Class. Journal 38, 1942/43, 438ff.
(mit einer schärferen Kritik als bei den übrigen zitierten Autoren).