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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0046
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Geza Alföldy

Drittens, 'Geschichte von Menschen’. Eine narrative oder pragma-
tische Historie dürfte notwendigerweise vielmehr auf die Geschichte
handelnder Einzelpersonen, Gruppen oder Massen, jedenfalls von
Menschen, ausgerichtet sein als auf eine Geschichte von Systemen,
Institutionen oder Ideologien. Niebuhr hat zwar seinem Gefühl
Ausdruck verliehen, daß Gibbons Werk über Roms 'Decline and Fall’
durch 'Abhandlungen über Verfassung, Verwaltung und ähnliche
Gegenstände’ ergänzt werden müßte146, aber seine eigenen Werke
wurden in chronologischer Ordnung komponiert und enthalten vor
allem die Beschreibung der politischen Entwicklung, aufgrund der
Aktivitäten des römischen Volkes und seiner führenden Politiker;
aus seiner Feder gibt es nur wenige systematische Studien über die
Verfassung Roms, die er nicht als ein abstraktes System, sondern
als einen politischen Prozeß verstand147. Es dürfte aufschlußreich
sein, daß er die Begründung der Alleinherrschaft in Rom chrono-
logisch schilderte, und daß er in diese Darstellung nur kurze Kapitel
über die 'Einrichtungen des Augustus zur Befestigung seiner Macht’
und über 'Literatur’ einfügte148. Mommsens 'Römische Geschichte’
hat eine ähnliche Struktur. Ich möchte mich hier nur auf den dritten
Band beschränken, welcher mit der Darstellung der Geschichte Roms
'Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus’ und mit der Kon-
zentration hauptsächlich auf 'Die Begründung der Militärmonarchie’
teilweise dem Gegenstand der 'Römischen Revolution’ entspricht. In
dieser einzigartigen Schilderung der politischen Geschichte in chrono-
logischem Aufbau, nämlich der Geschichte des Pompeius und Caesar,
ihrer Zeitgenossen, Anhänger und Gegner sowie des Senates und
Volkes von Rom, findet der Leser nur im langen vorletzten Kapitel
eine synchronische Untersuchung struktureller Probleme, unter dem
Titel 'Die alte Republik und die neue Monarchie’, und erst im letzten
Kapitel einen Überblick über 'Religion, Bildung, Literatur und
Kunst’149.
Viertens, die 'lauernde Oligarchie’. Weder Niebuhr noch Mommsen
waren Prosopographen, obwohl die 'Prosopographia Imperii Romani’
auf Mommsens Initiative zurückgeht. Nichtsdestoweniger spielt die
146 B. G. Niebuhr, Römische Geschichte, Neue Ausgabe von M. Isler, I, Berlin
1873, XXI.
147 Vgl. K. Christ, Von Gibbon zu Rostovtzeff 43 ff.
148 B. G. Niebuhr, Vorträge über römische Geschichte, hg. v. M. Isler, III, Berlin
1848, 115 ff.
149 Th. Mommsen, Römische Geschichte, III 461 ff.
 
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