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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0052
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Geza Alföldy

liehen Meistem ihrer Kunst klassische Werke verdanken, ebenso muß
man heute Geschichte anders schreiben als in der 'Römischen Revo-
lution’, die nichtsdestoweniger ein klassisches Werk ist.
Das ist aber nicht alles. Klassische Werke haben späteren Genera-
tionen auch unmittelbar etwas zu sagen. Ich bin der Ansicht, daß
'Die römische Revolution’, wie Symes Gesamtwerk, uns heute sehr
viel zu bieten hat - in Deutschland ebenso wie in anderen Län-
dern, in Deutschland jedoch in mancherlei Hinsicht wohl mit dem
Anspruch auf besondere Aufmerksamkeit. Die Ermahnung zur Unteil-
barkeit der Altertumswissenschaft benötigen wir heute vermutlich
mehr denn je; das Vorbild dafür, wie Geschichte auch ganz einfach
geschrieben werden kann, ohne daß die Theorie der Gipfel der Weis-
heit zu werden braucht, ist willkommen; die Belehrung, daß die
Historie die Geschichte der Menschheit und keine Abstraktion sein
sollte, daß wir die Rolle des eigentlichen Subjektes der Geschichte,
die des Menschen, nicht vergessen dürfen, ist hilfreich; wie die Rolle
einer Führungsschicht durch die Mittel der Prosopographie erfaßt
werden kann, wurde in der Alten Geschichte bis heute nirgends mit
größerer Meisterschaft gezeigt; die Warnung vor übereilter Bewunde-
rung für große historische Persönlichkeiten scheint wieder an Aktuali-
tät zu gewinnen; und wir besitzen ein Prachtstück von Geschichts-
schreibung als Literatur, welches uns deutlich macht, daß zum Wert
und zur Wirkung einer wissenschaftlichen Publikation anspruchsvoller
Stil und eine ausdrucksreiche Sprache mehr als scheinbar exakte
Trockenheit oder Fachjargon beitragen können. Die Orientierungs-
hilfe für jede Historie ist evident. Doch liegt hier wohl auch noch
mehr vor. Wie und wo der Mensch im Strom der Geschichte über-
haupt steht - das glaubt man nach der Lektüre dieses klassischen
Werkes besser zu wissen als vorher. So zündet der Funke der 'Römi-
schen Revolution’ auch weit über die Grenzen der Althistorie hin-
aus; denn dieses Buch wurde nicht für Liebhaber der Muße auf einer
einsamen Insel geschrieben, sondern für alle, die wissen möchten,
was es heißt, mitten im Tun und Treiben von Menschen zu stehen.
 
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