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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0040
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Harald von Petrikovits

daß die Diözesengrenze, die auch eine Grenze zweier verschiedener
Präfekturen war, auf die innere Ausgestaltung von Kirchen Einfluß
nahm.

4. Zusammenfassung
Fassen wir die erzielten Ergebnisse zusammen. Wir haben in einem
begrenzten Randgebiet des römischen Reiches, nämlich in den drei
Rheinprovinzen und in den acht Provinzen an der oberen und mitt-
leren Donau versucht, die Verbreitung einiger weniger kultureller
Phänomene zu ermitteln und zu erklären; das waren die Siedlungs-
geschichte, die dem Archäologen in besonders großem Umfang
überlieferte Gefäßkeramik und eine Facette des frühchristlichen Kir-
chenbaus. In der Siedlungsgeschichte unterschieden sich folgende
Bereiche: 1. die drei pannonischen Grenzprovinzen, 2. die Pannonia
Savia, 3. Noricum ripense, 4. Noricum mediterraneum mit der Raetia I,
5. die Maxima Sequanorum, 6. die Germania I mit dem südlichen
Teil der Germania II und 7. die nördliche Germania II. Ich würde
gegen eine noch feinere Differenzierung des Bildes keinen Einwand
erheben, wenn sie genügend begründet ist. Innerhalb der Gefäß-
keramik haben wir folgende Bereiche gleicher Oberflächenbehand-
lung und Dekore beobachtet: 1. die pannonischen Provinzen bis zur
Raetia II ohne die beiden Gebirgsprovinzen Noricum mediterraneum
und Raetia I, 2. ein Mischgebiet in der Raetia II und in der Maxima
Sequanorum, 3. die Germania I und II. In der Erscheinung der frei-
gestellten Klerusbank frühchristlicher Kirchen wurde eine Grenze
vermutet, die in südnördlicher Richtung durch die Raetia I verläuft.
Zusammengefaßt ergibt das eine in allen drei Beispielen erkennbare
Grenze zwischen den Rhein- und Donauprovinzen mit einem kleinen
Übergangsfeld in Rätien. Diese Feststellung war natürlich auch vor
unserer Skizze jedem bekannt, der römische Archäologie treibt.
Trotzdem sollte einmal an drei uns naheliegenden Beispielen deutlich
gemacht werden, daß es durchaus aussichtsreich ist, vergleichende
Studien über die Verbreitungsgebiete einzelner Kulturerscheinungen
innerhalb des römischen Reiches zu betreiben. Der Nutzen solcher
vergleichenden archäologischen Forschungen wird noch deutlicher,
wenn man sich daran erinnert, welche verschiedenen Faktoren und
Motive (im Wortsinn) für die Herausbildung der angeführten Teil-
gebiete entscheidend waren. Sehen wir von den politisch-militärischen
 
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