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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0032
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Walter Burkert

Unter geographischem Gesichtspunkt nimmt nicht nur Cypem, sondern auch
Kreta eine Sonderstellung ein. Auch Rhodos wird im 8. Jh. wichtig; dort ist -
entgegen Beiochs Thesen - noch vor 700 eine phönikische Parfüm-Manufaktur
nachweisbar15. Auch auf Samos setzt der Zustrom orientalischer Güter wohl schon
vor 700 ein16. Alle die großen, im 8. Jh. aufblühenden Heiligtümer, Delos, Delphi
und vor allem Olympia haben stattliche Funde gebracht; im übrigen ist neben
Eretria auch Athen besonders hervorzuheben17. Auf Etrurien18, das in selbstän-
digen Kontakten mit Phönikem seine orientalisierende Epoche beginnt, auf Latium
und die erstaunlich reichen Gräber von Praeneste19 sei nur im Vorübergehen hin-
gewiesen.
Dem Import folgt das heimische Handwerk, wie in der Elfenbeinschnitzerei so
auch in der Metallbearbeitung20. Zugleich dringen die orientalischen Bildmotive
in andere Gattungen von Produkten ein, so vor allem in die dauerhafteste und
darum best erhaltene, die Keramik21. Auch hier nur einige Hinweise: zu neuem
Leben erweckt wird das Schema der 'Herrin der Tiere’ und des 'Herrn der
Tiere’, das an sich auf bronzezeitliche Tradition zurückgeht22; dazu kommen
die charakteristischen Tierkampfbilder und ganz besonders der Löwenkampf23:
kaum je wird ein Grieche Gelegenheit gehabt haben, einen lebenden Löwen zu
sehen, doch von der Ikonographie her ist der Löwe jedem zum Begriff geworden,
15 Coldstream (1969); (1982) 268f.; Boardman (1981) 89. Zu Phönikern auf Rhodos: Ath.
360f. = Ergias FGrHist 513 F 1, Polyzelos FGrHist 521 F 6; vgl. Anm. 1; der Baal vom
Tabor als Zeus Atabyrios, O. Eissfeldt Kleine Schriften 11 (1963) 29-54; A. B. Cook,
Zeus II 2 (1925) 922-5; Helck (1979) 160; Einleitung Anm. 15; I 4, 13.
16 G. Μ. Hanfmann Bibi. Or. 30 (1973) 199 und Η. V. Herrmann Gnomon 47 (1975) 401
in der Besprechung von Jantzen (1972); vgl. Börker-Klähn (1973).
17 C. Rolley, Bronzes geometriques et orientaux ä Delos, BCH Suppl 1 (1973) 523-4; zu
Athen Anm. 4; zu Eretria Anm. 5; 7; zu Olympia Anm. 11/12.
18 Brown (1960); Strom (1971); A. Rathie in Ridgway (1979) 145-83; vgl. auch Verzär
(1980).
19 Not. Scav. 1876, 282-95; G. Proietti, Μ. Pallottino, II Museo Nazionale Etrusco di Villa
Giulia (1980) nr. 363-79; 386; A. Bedini PP 32 (1977) 274-309.
20 Vgl. Anm. 2; 40.
21 Vgl. Ahlberg (1967); (1971): Borell (1978); Helck (1979) 192; Stucky (1982).
22 Das Schema ist bereits mykenisch, es findet sich auf einem der nach Theben gelangten
kassitischen Rollsiegel (P. Amiet, Orientalia 45 [1976] 28 fig. 13; K. Demakopoulou,
D. Konsola, Archaeological Museum of Thebes [1981] 52f.), taucht aber auch auf den
Importstücken der orientalisierenden Epoche immer wieder auf. Eine Linie Syrien-
Böotien um 700 zieht Coldstream (1977) 13; vgl. Helck (1971) 223-9; (1979) 210;
„praktisch unmöglich, die Übermittlung zu beweisen“ Boardman (1981) 90; vgl. 60.
23 Als ältestes galt das Bild auf einem geometrischen Untersatz aus Athen, Schefold (1964)
T. 5a, bis in Knossos eines aus dem 9. Jh. zutage kam, H. Sackett BSA 71 (1976) 123-4;
vgl. Brown (1960); Gabelmann (1965); Carter (1972); Boardman (1981) 90f. Zur Etymo-
logie I 4, 30.
 
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