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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0082
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Walter Burkert

vom Wegführen, unter Schweigen entsprechend der Gegenwart von 'Stärkeren’43:
dies ist eine αποπομπή, und als Ziel läßt sich [μέχρι όρω]ν ergänzen44. An die
Prozession der athenischen Skira, bei denen auch das Widdervlies eine Rolle spielt,
darf von fern erinnert werden45.
Es bleibt als Gegenargument, daß ίκέσιος doch eben sonst, wohlbezeugt, die
Bedeutung 'Schutzflehender’ hat. Doch gibt es eine genaue Parallele in der Dop-
pelbedeutung des Wortes προστρόπαιος. Auch dieses Wort bezeichnet - seit Aischy-
los - den 'Schutzflehenden’, der sich 'an jemanden wendet’, ebenso aber auch
einen bösen Geist, der sich 'an einen heftet’. Diese Bedeutung ist allerdings oft
verkannt worden, besonders im Lexikon von Liddell-Scott, obgleich doch Aus-
drücke wie „der προστρόπαιος des Myrtilos folgte ihm“ bei Pausanias oder die
Zusammenstellung έρινΰς και ποινάς και προστροπαίους των δι’ έκεΐνον ήτυχηκότων
bei Polybios klar genug sprechen46. Entsprechend sind dann auch die Drohungen
mit dem προστρόπαιος der Toten bei Antiphon und bereits bei Aischylos zu
verstehen47. Der 'Andringende’ kann ein befleckter Mensch, kann aber auch ein
Totendämon sein; die gleiche Ambivalenz ist dem einen wie dem anderen grie-
chischen Wort eigen. So kann die mesopotamische Parallele sogar helfen, die Be-
deutung eines gut griechischen Wortes zu sichern. Freilich zeigt sich Kyrene,
zeigt sich die apollinische Mantik tiefer in 'Aberglauben’ verstrickt als man er-
kennen wollte. Auch insofern gerät die Grenze zwischen Orientalischem und
Griechischem ins Fließen.

43 Vgl. Epicharm Fr. 165 Kaibel; Hsch. κρείττονες; Schol. Aristoph. Av. 1490.
44 Z. 55 [έπϊ ίαρώ]ν Oliverio. Der Text ist nicht stoichedon. Entsprechend vielleicht Z. 50f.
άφικετεύεν ές [μετα]πολίαν και τριφυλίαν, 'Gebiet zwischen den Städten, zwischen drei
Stämmen’. Vgl. Plat. Leg. 873d: Begräbnis des Selbstmörders έν τοΐς των δώδεκα όρίοισι
μερών.
45 Burkert (1977) 349f.
46 Paus. 2, 18, 2; Polyb. 23, 10, 2.
47 Antiph. 2, 3, 10; 4, 1, 4; 4, 2, 8 (LSJ trennt die genau parallelen Stellen 2, 3, 10
und 4, 2, 8 und übersetzt die erste “suppliant for vengeance”, die zweite “avenger”). -
Aisch. Ch. 286f. τό γάρ σκοτεινόν των ένερτέρων βέλος έκ προστροπαίων έν γένει
πεπτωκότων... Der Scholiast deutet έκ τού Άγαμέμνονος ίκετεύοντος τούς'θεούς έκδι-
κήσεως τυχεΐν und hat damit LSJ in die Irre geführt. Richtig verstand Rohde (1898)
I 264, 2, der animistisch interpretiert: „die zürnende Seele wird zum προστρόπαιος.“ Vgl.
auch Aischin. 2, 158 το τοιοΰτον αύτοΰ προστρόπαιον, dazu Harpokr. προστρόπαιον·
μίασμα; Stukey (Anm. 36) 40; Parker (1983) 108; 349;
 
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