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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0100
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Walter Burkert

früh zu datieren; dem entsprechen die Beobachtungen Albrecht Dihles zum
'jungen’ Charakter eben dieses Stücks. Wir fassen also, um mit Martin West zu
sprechen, “a neo-oriental element”18.
Die Feststellung zieht weitere Beobachtungen nach sich. Hera leistet den be-
rühmten Eid der Götter bei der Styx, der eigentlich ein kosmischer Eid ist:
Himmel, Erde und das Wasser der Unterwelt werden zu Zeugen gerufen. Eben
eine solche kosmische Formel aber schließt die göttlichen Eideszeugen ab auf dem
einzigen aramäischen Vertragstext, der aus dem 8. Jh. erhalten ist: 'Himmel und
Erde, Abgrund und Quellen, Tag und Nacht’19. Auch die Hochzeit von Himmel
und Erde ist in akkadischer Literatur explizit bezeugt20; der Wettergott und seine
sich entschleiernde Frau auf ihren Gewitterdrachen ist ein mehrfach dargestelltes
Thema orientalischer Siegelkunst21. Spezieller noch ist das Problem der Titanen.
Drei der fünf homerischen Passagen, in denen die in der Unterwelt gefangenen
früheren Götter erwähnt werden, gehören in den Kontext der Διός απάτη; auch
die anderen beiden stehen in Götterszenen, als Proklamation des Göttervaters
Zeus22. Daß die Vorstellung von älteren, gestürzten Göttern die griechische Mytho-
logie mit der der Hethiter, Phoiniker und Babylonier verbindet, ist seit der
'Kumarbi’-Entdeckung allgemein anerkannt; im einzelnen jedoch sind die Befunde
kompliziert, im Griechischen wie im Orient. Dort stehen die Τιτήνες als Kollek-
tiv unausgeglichen neben dem einzelnen Kronos, hier gibt es neben dem Ku-
marbi des hethitischen Sukzessionsmythos offenbar noch andere, jedenfalls eine
Mehrzahl von 'alten Göttern’; der Wettergott - der Zeus entspricht - hat sie in
die Unterwelt gesandt23. In Mesopotamien entsprechen die iläni kamüti, 'über-
wältigte Götter’ - die Übersetzung 'gefesselte Götter’ wird neuerdings ange-
fochten24 auch sie durch die siegreichen Götter unter die Erde gebannt. Im
18 West (1971) 205. Zur Datierung von Enuma elis Walcot (1966) 33; Reiner (1978) 175.
19 II. 15, 36-38 (= Od. 5, 184-6) - Inschrift von Sefire (-* II 5, 28), ANET 659, Fitz-
meyer (1967) 12f. (I A Hf.).
20 Erra I 28f.: „Anu, der König der Götter, begattete die Erde: 7 Götter gebar sie ihm...“
(-> III 4). - Beschwörung bei Ebeling (1919) II 45: „Wie der Himmel die Erde be-
gattete und das Kraut reichlich wurde...“
21 R. Μ. Boemer, Die Entwicklung der Glyptik während der Akkad-Zeit (1965) 62-4, Abb.
333; 364; 367; 368; 371; 373 etc. (3. Jt.); E. D. van Buren, The Rain-Goddess as re-
presented in Early Mesopotamia, Analecta Biblica 12 (1959) 343-55, hier 350f., T. XXVI 9
(Syrien 2. Jt.).
22 II. 14, 274; 279; 15, 225; 8, 478f.; ούρανίωνες 5, 848; vgl. West (1966) 200f.; die älte-
ren Arbeiten zu den Titanen sind durch die hethitischen Entdeckungen überholt, vgl.
Burkert (1977) 270.
23 karuiles siunes, V. Haas, G. Wilhelm, Hurritische und luwische Riten aus Kizzuwatna
(1974) 50-3; O. R. Gurney, Some Aspects of Hittite Religion (1977) 15; V. Haas,
Hethitische Berggötter und Hurritische Steindämonen (1982) 32-4; 133.
24 kamü wird AHw 433 mit 'binden’ wiedergegeben, dagegen CAD VII (K) 127f. 'to van-
quish’. Enuma elis 4, 127 vgl. 7, 27; Ebeling (1931) 38, nr. 8, 5 (die 'Sieben’, die Söhne
 
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