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Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0107
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Die orientalisierende Epoche

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vom Ende der Hesiodeischen Katalog zur Seite6. Hier faßt Zeus einen einsamen
Beschluß, den die anderen 'noch nicht’ durchschauen; sein Ziel ist, der Ver-
wirrung von menschlichem und göttlichem Bereich ein Ende zu bereiten und damit
das Heroenzeitalter abzuschließen, „er erstrebte, das Geschlecht der Menschen
großenteils zu vernichten“ (98f.), durch die Katastrophe des Kriegs; nach Hesiods
'Erga’ haben der Thebanische und der Troische Krieg dem Heroenzeitalter das
Ende gesetzt (163-5). Der Text der 'Kataloge’ freilich ist stark zerstört und nicht
voll verständlich; daß die Katastrophe an Helena anknüpft, steht fest.
Drei Varianten der Grundkonzeption einer Menschheitskatastrophe also liegen
vor, wobei 'Kyprien’ und 'Kataloge’, wenn auch nicht sicher datiert, doch wohl der
archaischen Epoche angehören, während die Quelle der Prosafassung sich gar
nicht fixieren läßt. Gerade sie hat eine besondere Affinität zum Atrahasis-Text,
weil hier verschiedene Katastrophenpläne wenn nicht ins Werk gesetzt so doch er-
wogen werden, wobei gerade die Sintflut einigermaßen überraschend als die radi-
kalste Maßnahme auftaucht. Sehr seltsam ist die Rolle des Momos, des personi-
fizierten 'Tadels’, der hier als Berater des Zeus eingeführt ist - viel Aufwand,
nur um zwei Vorschläge abzulehnen. Oder hat er die Menschen zu 'tadeln’?
Kurioser noch ist, daß am Anfang des Enuma elis Apsu, 'der Erste, der Erzeuger’,
vergrämt vom Lärm der jungen Götter, die seine Ruhe stören, einen Vernichtungs-
plan faßt; zur Seite steht ihm ein anderer Urgott, Mummu: „den Apsu beriet
er“7. Ist Momos gleich Mummu? Dann wären im griechischen Text Motive aus
Atrahasis und Enuma elis in ähnlicher Weise kontaminiert wie es in der Διός
άπάτη der Fall zu sein scheint. Auch damit freilich wäre dem Scholientext noch
kein sicherer Platz im Rahmen griechischer Literatur zugewiesen; es ist daran zu
erinnern, wie im Fall des Typhon-Mythos ein später Prosatext, erhalten in Apol-
lodors Bibliotheke, die frappantesten Parallelen zu 'Illuyankas’ liefert8.
Für die 'Kypria’ jedenfalls erweist der Atrahasis-Text das Motiv von der Über-
belastung der Erde und dem Vemichtungsplan des höchsten Gottes, des Wetter-
gottes, als außerordentlich alt; dies widerrät dringend, in dem Kyprienanfang
eine beliebige 'nachhomerische’ Erfindung zu sehen9. Dazu kommt in diesem Fall
auch vom Griechischen her ein Hinweis auf den Osten: der merkwürdige Titel
'Kypria’ kann nur als Hinweis auf die Insel Cypem verstanden werden10, auch
6 Hes. Fr. 204, 96ff.; zur Interpretation Μ. L. West CQ 11 (1961) 133-6; K. Heilinger
MH 40 (1983) 23f.
7 Enuma elis 1, 47; in der Transskription des Eudemos (-* III 1, 16) Μωυμίν.
8 Apollod. 1 (39-44) 6,3; Burkert (1979) 7-9.
9 Auf dem Alter des Motivs hatte W. Kulimann bestanden, Ein vorhomerisches Motiv
im Iliasproömium, Philologus 99 (1955) 167-92; er verwies auf eine Stelle des Mahabha-
rata, die auch Schwarzbaum (Anm. 1) heranzieht.
10 Rzach RE XI 2379f.; H. Lloyd-Jones, Stasinus and the Cypria, in Stasinos, Syndesmos
Hellenon Philologen Kyprou 4 (1968/72), 115-22 bes. 117f. Eine direkte Beziehung
auf Aphrodite-Kypris, Stamm Kyprid-, ist schon formal ausgeschlossen.
 
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