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Dietrich Geyer
Geschichtswissenschaft.44 45 Rang und Prestige der Akademiemitglieder,
auch der (ihnen nachgeordneten) Korrespondierenden Mitglieder,
sind von Rängen und Plätzen außerhalb Moskaus aus nicht einzuho-
len. Der Moskauer „Akademik“ steht außer jedem Vergleich. 1984
bekleideten elf Historiker diesen höchsten Rang.43 An ihnen gemessen
bedeutet es nicht viel, der Akademie der Wissenschaften einer Unions-
republik als Mitglied anzugehören.
Die Moskauer Akademieabteilung für Geschichte und ihre Spezial-
institute nehmen nicht nur nach Ansehen, Etat und Personalausstat-
tung die erste Stelle ein. Ihnen sind nicht allein repräsentative Funktio-
nen, sondern vor allem auch Leitungs- und Kontrollaufgaben übertra-
gen und zwar für die Geschichtsforschung in allen Teilen der Union.
Das äußert sich im Verhältnis der Moskauer Zentrale zu den histori-
schen Instituten, die an den Akademien der Republiken eingerichtet
sind: in Riga für Lettland, Tallinn (Reval) für Estland, Minsk für Weiß-
rußland, Kiev für die Ukraine usw.46 Hier gibt es unterschiedliche For-
men der Zu- und Unterordnung: institutionell unterstehen diese Insti-
tute dem Präsidium ihrer Akademie, fachlich - insbesondere für Pla-
nung, Koordination und Leistungskontrolle - der Moskauer
Geschichtsabteilung.
Die Zuständigkeit der Zentrale gilt in noch unmittelbarerem Sinn
für die geschichtswissenschaftlichen Filialinstitute der Moskauer Aka-
demie, wie die in Leningrad, in Novosibirsk und in anderen Städten,
ebenso für die Institute in den Autonomen Republiken der Russischen
Föderation (RSFSR).47 So wurde, um ein Beispiel zu nennen, das Insti-
44 Vgl. S. L. Tichvinskij, Razvitie mezdunarodnych svjazej sovetskich istorikov, in:
Novaja i novejsaja istorija 1984/3, S. 3-15, dazu den Bericht über die Plenarsitzung
des Nationalkomitees vom 21.12.1983, ebd., S. 177f.
45 Ju. V. Bromlej (geb. 1921), M. N. Druzinin (1885 sic!), M. P. Kim (1908), 1.1. Mine
(1896), A. L. Narocnickij (1907), M. V. Neckina (1901), B. B. Piotrovskij (1906), E.
M. Primakov (1929), V. A. Rybakov (1908), A. M. Samsonov (1908), S. L. Tichvinskij
(1916). - Mit Ausnahme des 100jährigen Druzinin nahmen alle übrigen Akademiki
trotz ihres überwiegend hohen Alters wichtige Leitungsaufgaben wahr. - Am 26.12.
1984 wurde der Wirtschaftshistoriker V. A. Vinogradov (geb. 1921) zum Akademik
neugewählt, vgl. Voprosy istorii 1985/3, S. 118.
46 Die Direktoren der historischen Institute an den Akademien der Unionsrepubliken
nehmen offensichtlich an der jährlichen Plenarversammlung (Obscee sobranie) der
Otdelenie istorii der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Moskau teil.
47 Die offiziellen Bezeichnungen: Leningradskoe otdelenie Instituta istorija SSSR
Akademii nauk SSSR; Sibirskoe otdelenie Instituta istorii SSSR AN SSSR, Novosi-
birsk. Als Organ der Sibirischen Abteilung erscheint seit 1984: Izvestija Sibirskogo
Dietrich Geyer
Geschichtswissenschaft.44 45 Rang und Prestige der Akademiemitglieder,
auch der (ihnen nachgeordneten) Korrespondierenden Mitglieder,
sind von Rängen und Plätzen außerhalb Moskaus aus nicht einzuho-
len. Der Moskauer „Akademik“ steht außer jedem Vergleich. 1984
bekleideten elf Historiker diesen höchsten Rang.43 An ihnen gemessen
bedeutet es nicht viel, der Akademie der Wissenschaften einer Unions-
republik als Mitglied anzugehören.
Die Moskauer Akademieabteilung für Geschichte und ihre Spezial-
institute nehmen nicht nur nach Ansehen, Etat und Personalausstat-
tung die erste Stelle ein. Ihnen sind nicht allein repräsentative Funktio-
nen, sondern vor allem auch Leitungs- und Kontrollaufgaben übertra-
gen und zwar für die Geschichtsforschung in allen Teilen der Union.
Das äußert sich im Verhältnis der Moskauer Zentrale zu den histori-
schen Instituten, die an den Akademien der Republiken eingerichtet
sind: in Riga für Lettland, Tallinn (Reval) für Estland, Minsk für Weiß-
rußland, Kiev für die Ukraine usw.46 Hier gibt es unterschiedliche For-
men der Zu- und Unterordnung: institutionell unterstehen diese Insti-
tute dem Präsidium ihrer Akademie, fachlich - insbesondere für Pla-
nung, Koordination und Leistungskontrolle - der Moskauer
Geschichtsabteilung.
Die Zuständigkeit der Zentrale gilt in noch unmittelbarerem Sinn
für die geschichtswissenschaftlichen Filialinstitute der Moskauer Aka-
demie, wie die in Leningrad, in Novosibirsk und in anderen Städten,
ebenso für die Institute in den Autonomen Republiken der Russischen
Föderation (RSFSR).47 So wurde, um ein Beispiel zu nennen, das Insti-
44 Vgl. S. L. Tichvinskij, Razvitie mezdunarodnych svjazej sovetskich istorikov, in:
Novaja i novejsaja istorija 1984/3, S. 3-15, dazu den Bericht über die Plenarsitzung
des Nationalkomitees vom 21.12.1983, ebd., S. 177f.
45 Ju. V. Bromlej (geb. 1921), M. N. Druzinin (1885 sic!), M. P. Kim (1908), 1.1. Mine
(1896), A. L. Narocnickij (1907), M. V. Neckina (1901), B. B. Piotrovskij (1906), E.
M. Primakov (1929), V. A. Rybakov (1908), A. M. Samsonov (1908), S. L. Tichvinskij
(1916). - Mit Ausnahme des 100jährigen Druzinin nahmen alle übrigen Akademiki
trotz ihres überwiegend hohen Alters wichtige Leitungsaufgaben wahr. - Am 26.12.
1984 wurde der Wirtschaftshistoriker V. A. Vinogradov (geb. 1921) zum Akademik
neugewählt, vgl. Voprosy istorii 1985/3, S. 118.
46 Die Direktoren der historischen Institute an den Akademien der Unionsrepubliken
nehmen offensichtlich an der jährlichen Plenarversammlung (Obscee sobranie) der
Otdelenie istorii der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Moskau teil.
47 Die offiziellen Bezeichnungen: Leningradskoe otdelenie Instituta istorija SSSR
Akademii nauk SSSR; Sibirskoe otdelenie Instituta istorii SSSR AN SSSR, Novosi-
birsk. Als Organ der Sibirischen Abteilung erscheint seit 1984: Izvestija Sibirskogo