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Dietrich Geyer
moderne Geschichte langfristig untergebracht, auch dies mit der aktua-
lisierenden Begründung, daß die Erforschung der vorkapitalistischen
Formation in Anbetracht der Probleme der Dritten Welt ganz unent-
behrlich sei. Der Vorrang, der den sechs großgeschnittenen Themen-
feldern zukommen soll, wird allenthalben zur Geltung gebracht. Das
zeigen auch die neuen Anforderungen an das Akademie-Institut für
Wissenschaftliche Informationen der Gesellschaftswissenschaften
(INION): Im Oktober 1984 verlangte die Abteilung für Geschichte
eine durchgreifende Modernisierung der Computer-Ausstattung die-
ses Instituts, den Aufbau einer Datenbank für die sechs Schwerpunkt-
bereiche der historischen Forschung, dazu - über die bloß bibliogra-
phische Information hinaus - die inhaltliche Erschließung der interna-
tionalen Forschungsliteratur.73
Der Ruf nach Aktualität darf freilich nicht vergessen lassen, daß sich
die Erforschung der Vaterländischen Geschichte nach offizieller
Ansicht auf die Gegenwartsepoche keineswegs beschränken darf. Viel-
mehr ist unbestritten, daß „die allseitige Erforschung der heroischen
Geschichte unserer Heimat“ vonnöten sei, „die Erforschung der
Geschichte aller sowjetischen Völker in allen historischen Epochen“.74
Auch Archäologie und Ethnographie, die auf Leistungen von hohem
Rang verweisen können, dürfen auf eigene Würde und Aktualität
Anspruch machen.73 Dennoch muß die Existenzberechtigung abgele-
gener Forschungsfelder immer wieder neu begründet werden. Dabei
pflegen die Sprecher der Historiker im Kampf um Etatmittel und offi-
zielle Anerkennung viele Register zu ziehen. Mit Verweisen auf die
gesellschaftliche Mission der Historie wird nicht gespart, auf den Bei-
gen über die Bürositzung vom 27.12.1983 in: Novaja i novejsaja istorija 1984/3, S.
178 f.
73 Mitteilungen über die ordentlichen Sitzungen des Büros der Abteilung für
Geschichte vom 16.10.1984, in: Voprosy istorii 1985/1, S. 120-122. Als bibliographi-
sches Informationsorgan des INION erscheint in monatlicher Folge: Bibliografi-
ceskij ukazatel’. Novaja sovetskaja literatura po obscestvennym naukam. Istorija,
archeologija, etnografija, Moskau 1947 ff.
74 S. S. Chromov u.a., Nekotorye itogi i aktual’nye problemy izucenija otecestvennoj
istorii v svete resenij XXVI s-ezda KPSS, in: Izucenie 1982 (Anm. 7), S. 35.
75 Bemerkenswert ist vor allem die rasche Expansion der ethnographischen For-
schung, die unter der energischen Leitung von Ju. V. Bromlej in den letzten Jahren
beträchtliches Ansehen gewonnen hat. Die Aktualität des Fachs ergibt sich aus sei-
ner Bedeutung für die sowjetische Nationalitätenpolitik. Vgl. Ju. V. Bromlej, Kizu-
ceniju nacional’nych processov socialisticeskogo obscestva v kontekste etniceskoj
istorii, in: Istorija SSSR 1984/6, S. 40-56.
Dietrich Geyer
moderne Geschichte langfristig untergebracht, auch dies mit der aktua-
lisierenden Begründung, daß die Erforschung der vorkapitalistischen
Formation in Anbetracht der Probleme der Dritten Welt ganz unent-
behrlich sei. Der Vorrang, der den sechs großgeschnittenen Themen-
feldern zukommen soll, wird allenthalben zur Geltung gebracht. Das
zeigen auch die neuen Anforderungen an das Akademie-Institut für
Wissenschaftliche Informationen der Gesellschaftswissenschaften
(INION): Im Oktober 1984 verlangte die Abteilung für Geschichte
eine durchgreifende Modernisierung der Computer-Ausstattung die-
ses Instituts, den Aufbau einer Datenbank für die sechs Schwerpunkt-
bereiche der historischen Forschung, dazu - über die bloß bibliogra-
phische Information hinaus - die inhaltliche Erschließung der interna-
tionalen Forschungsliteratur.73
Der Ruf nach Aktualität darf freilich nicht vergessen lassen, daß sich
die Erforschung der Vaterländischen Geschichte nach offizieller
Ansicht auf die Gegenwartsepoche keineswegs beschränken darf. Viel-
mehr ist unbestritten, daß „die allseitige Erforschung der heroischen
Geschichte unserer Heimat“ vonnöten sei, „die Erforschung der
Geschichte aller sowjetischen Völker in allen historischen Epochen“.74
Auch Archäologie und Ethnographie, die auf Leistungen von hohem
Rang verweisen können, dürfen auf eigene Würde und Aktualität
Anspruch machen.73 Dennoch muß die Existenzberechtigung abgele-
gener Forschungsfelder immer wieder neu begründet werden. Dabei
pflegen die Sprecher der Historiker im Kampf um Etatmittel und offi-
zielle Anerkennung viele Register zu ziehen. Mit Verweisen auf die
gesellschaftliche Mission der Historie wird nicht gespart, auf den Bei-
gen über die Bürositzung vom 27.12.1983 in: Novaja i novejsaja istorija 1984/3, S.
178 f.
73 Mitteilungen über die ordentlichen Sitzungen des Büros der Abteilung für
Geschichte vom 16.10.1984, in: Voprosy istorii 1985/1, S. 120-122. Als bibliographi-
sches Informationsorgan des INION erscheint in monatlicher Folge: Bibliografi-
ceskij ukazatel’. Novaja sovetskaja literatura po obscestvennym naukam. Istorija,
archeologija, etnografija, Moskau 1947 ff.
74 S. S. Chromov u.a., Nekotorye itogi i aktual’nye problemy izucenija otecestvennoj
istorii v svete resenij XXVI s-ezda KPSS, in: Izucenie 1982 (Anm. 7), S. 35.
75 Bemerkenswert ist vor allem die rasche Expansion der ethnographischen For-
schung, die unter der energischen Leitung von Ju. V. Bromlej in den letzten Jahren
beträchtliches Ansehen gewonnen hat. Die Aktualität des Fachs ergibt sich aus sei-
ner Bedeutung für die sowjetische Nationalitätenpolitik. Vgl. Ju. V. Bromlej, Kizu-
ceniju nacional’nych processov socialisticeskogo obscestva v kontekste etniceskoj
istorii, in: Istorija SSSR 1984/6, S. 40-56.