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Seebaß, Gottfried; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 4. Abhandlung): Die Himmelsleiter des hl. Bonaventura von Lukas Cranach d. Ä.: zur Reformation e. Holzschnitts ; vorgetragen am 15. Dezember 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47818#0034
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32

Gottfried Seebass

Bild interessierte Sammler ebenso am Werk gewesen sein wie der die
vorreformatorische Version kennende Sachverständige.30 Wenn aber,
wie in einem Fall31, nur jener Teil des reformatorischen Höllen-
Textes entfernt wurde, der auf Wittenberg als Druckort verwies, so
könnte dahinter in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und lange
darüber hinaus bei einem katholischen Sammler ein konfessionalisti-
sches Motiv oder die Angst stehen, als Besitzer eines Wittenberger
Druckerzeugnisses verdächtig zu werden. Solche Überlegungen lassen
sich im Blick auf die mit lateinischen Typen gedruckte reformatorische
Auflage der Hölle nicht anstellen. Denn bei ihr ist mit dem Wort aus
Mt 25,41 tatsächlich eine dem Bild entsprechende Überschrift gefun-
den (Abb. 21), wobei freilich das Verhältnis zur Himmelsleiter vorerst
offen bleiben muß, wie uns ja ohnehin alle diese Überlegungen schon
unmittelbar in die Sachanalyse hineinfuhren, der wir uns erst nach der
Klärung der bildlichen Darstellung zuwenden wollen.
Wir fassen das Ergebnis dieser Überlegungen zum Überlieferungs-
bestand hypothetisch folgendermaßen zusammen: Ginge man davon
aus, daß alle Fassungen, denen die Über- oder Unterschriften teilweise
oder ganz fehlen, entweder unfertige Mängelexemplare oder aber
später beschnittene Formen darstellen, so hätte es nur eine vorrefor-
matorische Fassung der Himmelsleiter32 und drei reformatorische
gegeben.33 Unter diesen ließe sich die eine der Fraktur-Versionen als
korrigierte Neuauflage der anderen verstehen.34 35 Bei der Hölle hätten
wir eine vorreformatorische Version3? sowie zwei reformatorische zu
unterscheiden.36 Diesen Folgerungen entsprechend ist oben bei der
vorläufigen Katalogisierung von ‘Fassungen’ und ‘Exemplaren’ ge-
sprochen worden. Dabei ist es durchaus möglich, daß von den ver-
schiedenen Fassungen unterschiedliche Auflagen existieren. Indiz
dafür könnte, muß aber nicht zwingend, das unterschiedliche Wasser-
zeichen des Papiers bei derselben Fassung sein. Aber damit wenden
wir uns nun dem Holzschnitt selbst zu.

30 So bei Nr. 2.3.1.1.1.3. (Abb. 20).
31 Vgl. Nr. 2.3.1.1.1.2.
32 Vgl. Nr. 1.1.1. (Abb. 11).
33 Vgl. Nr. 1.2.1.3.1. (Abb. 13) und 1.2.1.3.2. (Abb. 14) sowie 1.2.2.1. (Abb. 16).
34 Nämlich Nr. 1.2.1.3.2. (Abb. 14).
35 Nr. 2.2.1. (Abb. 18).
36 Nämlich Nr. 2.3.1.1.1.3. (Abb. 20) und 2.3.1.2.1. (Abb. 21).
 
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