Zwischen Gott und König
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anschließend meistens auf die Galeeren. Etwas später - ab 1687 - wur-
den eine gewisse Anzahl von sozial niederstehenden in die Martinique
deportiert8 (etwa 1000 in drei Jahren). Viele davon starben schon
unterwegs. Sozial höher stehende wurden des Landes verwiesen.9 10 Es
gab also, besonders beim Adel, auch andere als die Pfarrer, die legal
das Land verlassen durften.
Andere »opiniätres« haben versucht, sich in Frankreich selbst zu
verstecken, in den Wäldern oder im Gebirge. Doch gelang es den
Häschern, die meisten davon zu erwischen. Immerhin verzeichneten
die »registres de conversion« noch Bekehrungen in den ersten Mona-
ten des Jahres 1686. Im Gebirge konnten die »opiniätres« länger
widerstehen. Man weiß vom Fall eines Wollhändlers aus Montdardier
in den Cevennen, Isaac Poujol, der sich bis zum Jahresende mit seiner
Frau und seinen 4 Kindern in einer selbstgebauten Hütte verbergen
konnte. Ende 86 wurde die Frau gefangen genommen und deportiert,
die Kinder in Nimes in Spitäler verbracht. Der Mann wurde erst fünf
Jahre später gefaßt und starb auf den Galeeren."1
Zahlreicher waren die »opiniätres«, die versuchten, in den Städten
unterzutauchen, doch gelang auch dies nur vorübergehend. Die mei-
sten wurden schließlich aufgestöbert, falls ihnen die Flucht ins Aus-
land nicht gelang.
Die neuere Forschung (Mours, Joutard, usw.) ist dazu geneigt, die
Zahl dieser »opiniätres« höher anzusetzen als man es bis jetzt getan
hat. Zwar wird mit Recht betont, daß die Zahl derer, die sich geweigert
haben, 1685 zu unterzeichnen, nie genau festzusetzen sein wird (man
hütet sich auch davor, Zahlen anzugeben!), man registriert aber ver-
schiedene Indizien, die den Schluß nahelegen, daß die Zahl gar nicht
so gering war. In wirtschaftlichen Registern fällt z.B. auf, daß es
1685-86 zu zahlreichen Güterbeschlagnahmungen kam. Auf religiös-
kirchlichem Gebiet ist das rasche Entstehen der kirchlichen Versamm-
lungen kaum zu verstehen ohne die Anwesenheit und das Wirken die-
ser »opiniätres«.
Es bleibt aber doch dabei: die »opiniätres«, die sich überhaupt
nicht gebeugt haben, waren nur eine kleine Minderheit. Die große
8 S. Mours - D. Robert, Leprotestantisme en France du XVIIIe siede ä nos jours, Paris,
1972, S. 148; BSHPF VII (1858), S. 382-384, 1965, S. 31 ss.; M. Lelievre, Un deporte
pour la foi, 1881; Neudruck Laffitte Reprints, Marseille, 1985.
9 S. Mours - D. Robert, S. 148; Leonard, Histoire generale Bd.II, S. 381-383.
10 Zu diesem Fall siehe Ch. Bost, Les predicants des Cevennes et du Bas-Languedoc,
1686-1700, Paris, 1912, Bd. I, S. 95.
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anschließend meistens auf die Galeeren. Etwas später - ab 1687 - wur-
den eine gewisse Anzahl von sozial niederstehenden in die Martinique
deportiert8 (etwa 1000 in drei Jahren). Viele davon starben schon
unterwegs. Sozial höher stehende wurden des Landes verwiesen.9 10 Es
gab also, besonders beim Adel, auch andere als die Pfarrer, die legal
das Land verlassen durften.
Andere »opiniätres« haben versucht, sich in Frankreich selbst zu
verstecken, in den Wäldern oder im Gebirge. Doch gelang es den
Häschern, die meisten davon zu erwischen. Immerhin verzeichneten
die »registres de conversion« noch Bekehrungen in den ersten Mona-
ten des Jahres 1686. Im Gebirge konnten die »opiniätres« länger
widerstehen. Man weiß vom Fall eines Wollhändlers aus Montdardier
in den Cevennen, Isaac Poujol, der sich bis zum Jahresende mit seiner
Frau und seinen 4 Kindern in einer selbstgebauten Hütte verbergen
konnte. Ende 86 wurde die Frau gefangen genommen und deportiert,
die Kinder in Nimes in Spitäler verbracht. Der Mann wurde erst fünf
Jahre später gefaßt und starb auf den Galeeren."1
Zahlreicher waren die »opiniätres«, die versuchten, in den Städten
unterzutauchen, doch gelang auch dies nur vorübergehend. Die mei-
sten wurden schließlich aufgestöbert, falls ihnen die Flucht ins Aus-
land nicht gelang.
Die neuere Forschung (Mours, Joutard, usw.) ist dazu geneigt, die
Zahl dieser »opiniätres« höher anzusetzen als man es bis jetzt getan
hat. Zwar wird mit Recht betont, daß die Zahl derer, die sich geweigert
haben, 1685 zu unterzeichnen, nie genau festzusetzen sein wird (man
hütet sich auch davor, Zahlen anzugeben!), man registriert aber ver-
schiedene Indizien, die den Schluß nahelegen, daß die Zahl gar nicht
so gering war. In wirtschaftlichen Registern fällt z.B. auf, daß es
1685-86 zu zahlreichen Güterbeschlagnahmungen kam. Auf religiös-
kirchlichem Gebiet ist das rasche Entstehen der kirchlichen Versamm-
lungen kaum zu verstehen ohne die Anwesenheit und das Wirken die-
ser »opiniätres«.
Es bleibt aber doch dabei: die »opiniätres«, die sich überhaupt
nicht gebeugt haben, waren nur eine kleine Minderheit. Die große
8 S. Mours - D. Robert, Leprotestantisme en France du XVIIIe siede ä nos jours, Paris,
1972, S. 148; BSHPF VII (1858), S. 382-384, 1965, S. 31 ss.; M. Lelievre, Un deporte
pour la foi, 1881; Neudruck Laffitte Reprints, Marseille, 1985.
9 S. Mours - D. Robert, S. 148; Leonard, Histoire generale Bd.II, S. 381-383.
10 Zu diesem Fall siehe Ch. Bost, Les predicants des Cevennes et du Bas-Languedoc,
1686-1700, Paris, 1912, Bd. I, S. 95.