Zwischen Gott und König
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den? Das war bekanntlich die Meinung von Voltaire. Wären sie nicht
von selbst ausgestorben oder zu einer bedeutungslosen Sekte zusam-
mengeschrumpft?
So aber hat man sie aufgepeitscht, die Schlafenden geweckt, die
ab schwächenden Kompromisse unmöglich gemacht, die Gleichgülti-
gen ausgeschaltet und die Flamme des Bekennertums neu entfacht.
So ist das Jahr 1685 mehr noch als die Reformationszeit die eigent-
liche Geburtsstunde des neuzeitlichen französischen Protestantismus
geworden, wie es auch die zahlreichen Feiern 1985 gezeigt haben. Der
Historiker muß das alles darstellen, nicht um Hagiographie zu treiben
- auch die Hugenotten waren nicht alle freudige Bekenner und ihre
Glaubensbrüder anderswo (England!) waren auch nicht besonders
tolerant! Der Historiker weiß auch um die Logik des Absolutismus, die
jenseits von allen moralischen Kategorien in Frankreich die beschrie-
bene Geschichte ausgelöst hat. Er wird aber den Widerstand der Huge-
notten würdigen als Kampf des Gewissens, das sich in seiner Bezie-
hung zu Gott von keiner irdischen Gewalt binden läßt.
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den? Das war bekanntlich die Meinung von Voltaire. Wären sie nicht
von selbst ausgestorben oder zu einer bedeutungslosen Sekte zusam-
mengeschrumpft?
So aber hat man sie aufgepeitscht, die Schlafenden geweckt, die
ab schwächenden Kompromisse unmöglich gemacht, die Gleichgülti-
gen ausgeschaltet und die Flamme des Bekennertums neu entfacht.
So ist das Jahr 1685 mehr noch als die Reformationszeit die eigent-
liche Geburtsstunde des neuzeitlichen französischen Protestantismus
geworden, wie es auch die zahlreichen Feiern 1985 gezeigt haben. Der
Historiker muß das alles darstellen, nicht um Hagiographie zu treiben
- auch die Hugenotten waren nicht alle freudige Bekenner und ihre
Glaubensbrüder anderswo (England!) waren auch nicht besonders
tolerant! Der Historiker weiß auch um die Logik des Absolutismus, die
jenseits von allen moralischen Kategorien in Frankreich die beschrie-
bene Geschichte ausgelöst hat. Er wird aber den Widerstand der Huge-
notten würdigen als Kampf des Gewissens, das sich in seiner Bezie-
hung zu Gott von keiner irdischen Gewalt binden läßt.