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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1986, 5. Abhandlung): Symmetrie im Spiegel der Antike: vorgetragen am 7. Juni 1986 — Heidelberg: Winter, 1987

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https://doi.org/10.11588/diglit.48148#0045
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Symmetrie im Spiegel der Antike

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Problem der Symmetrie in der bildenden Kunst“ zur Frage der gewoll-
ten Asymmetrie in der Kunst sich geäußert60. So künstlerisch unbe-
friedigend und steril eine streng seitengleiche Symmetrie uns
erscheint, wie sie beispielsweise heute noch in der Heraldik ihre
Triumphe feiert, so wenig befriedigend ist auch das andere Extrem, die
übersteigerte Asymmetrie.
Weiterhin und allmählich dem Ende meiner Betrachtungen zuei-
lend, möchte ich auf ein Kapitel althellenischer Symmetrie aufmerk-
sam machen, die auf den ersten Blick eher das Gegenteil zu verkörpern
scheint, aber durch das Mittel philosophischer Dialektik doch viel-
leicht auch als ein Symmetrie-Phänomen gewertet werden kann. „Paa-
rungen, die einen Gegensatz bedeuten - wie etwa ‘Leben und Tod’ -
können nicht guten Gewissens symmetrisch genannt werden“, so lau-
tet wörtlich das Verdikt in einer Äußerung des Generalsekretärs der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt61,
womit er sich von einem allzu weit gespannten Programm der dort
geplanten Symmetrieausstellung 1986 distanziert. Ich möchte jedoch
diesen engen Symmetriebegriff nicht teilen, vielmehr unter Berufung
auf den großen griechischen Philosophen Heraklit gerade hierin einen
gehobenen Status der Symmetrie erblicken, der den Vorwurf einer
langweiligen Einförmigkeit von vornherein aufhebt. Einer der Kern-
sätze des ionischen Denkers aus Ephesos, der an der Wende des 6.
zum 5. Jahrhundert v. Chr. lebte und wirkte, lautet so: ‘Das Gegensätz-
liche verträgt sich stets, so verkünden es diejenigen Musen, die am
meisten auf Spannung ausgerichtet sind’ (Fragmente der Vorsokrati-
ker 22 A 10, Bd. I S. 146, 9f.), modern ausgedrückt: wahre spannungs-
geladene Kunst vereinigt die Gegensätze zur Harmonie62. Eine dem
Aristoteles zugeschriebene, in Wahrheit jüngere Abhandlung über die
Ordnung der Welt (De mundo 5, 396 b 7) drückt dies folgendermaßen
aus (FVS Heraklit B 10 Bd. I S. 152f): ‘Auch die Natur strebt wohl
nach dem Entgegengesetzten und bringt hieraus und nicht aus dem
60 Studium Generale 2.1949, 268-278, hier 276. Als kurioses Beispiel gewollter
Asymmetrie mag es dienen, daß die weltbekannte Porzellanfirma Rosenthal
neuerdings ein von dem Dänen Björn Wiinblad entworfenes Service mit Namen
„Asimmetria“ anbietet, dessen sämtliche Einzelteile das „Formenspiel der zentri-
schen Verschiebung“ praktizieren. Vgl. a. oben die Anm. 14.
61 Gerhard Dette 4. 1. 1984 (nebst anderen nützlichen Hinweisen freundlich mit-
geteilt von meinem Sohn Friedrich F. Hommel).
62 Als treffliche Bestätigung vonseiten der Mythologie erinnert mich Fritz Gehrke
daran, daß aus der Verbindung von Ares und Aphrodite (‘Mars und Venus’) die
Tochter Harmonia entsprang.
 
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