Symmetrie im Spiegel der Antike
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bis heute umstritten; Formulierungen wie „eine durch Reduplikation
gebildete Intensivierung“ reichen gewiß nicht aus und besagen nicht
viel. Ähnlich steht es mit dem Gedanken, „daß durch die Verdoppe-
lung des Bildes einer Gottheit ihre über menschliches Maß hinaus-
gehende Kraft und die Vielfältigkeit ihrer Wirkungsmöglichkeiten zum
Ausdruck gebracht werden soll“75. Eher möchte ich, wie schon ange-
deutet, für den Januskopf annehmen, daß mit der Symbolisierung sei-
ner sozusagen nach zwei Richtungen hin wirkenden Eigenschaft des
Torhüters als Beschützer von Ein- und Ausgang sich die Tendenz zu
symmetrischer Gestaltung einer solchen zweiseitigen Funktion ver-
bunden hat.
Anders und doch auch wieder ähnlich steht es mit einem noch älte-
ren, wiederum griechischen Münzbild aus der milesischen Kolonie
Istros an einem der Donaumündungsarme zum Schwarzen Meer hin
(Abb. 24). Da stehen zwei Köpfe nebeneinander, von denen der eine
24 Doppelkopf auf Silbermünzen von Istros am Schwarzen Meer.
Nach Originalen des Archäol. Instituts der Univ. Tübingen. Syll. Nummorum
Graec. Tübingen H. 2 1982, 814 u. 816.
wirklich ‘kopfsteht’, eine Art gegenstrebiger Symmetrie, die - wenn
man spekulieren will - an Heraklit gemahnt. Die vermutlich richtige
Erklärung ist jedoch ganz realistisch. Sie wurde schon vor mehr als 300
Jahren von dem berühmten holländischen Philologen Isaac Vossius
gefunden, fiel aber dann bald der Nichtbeachtung anheim. Erst in
neuerer Zeit ist sie von mehreren Seiten gleichzeitig wieder neu konzi-
piert worden, wobei dann freilich auch der Erstentdecker von neuem
75
Die beiden in Anführungszeichen gesetzten Formulierungen sind referiert bei O.
Lange aO. S. 1762.
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bis heute umstritten; Formulierungen wie „eine durch Reduplikation
gebildete Intensivierung“ reichen gewiß nicht aus und besagen nicht
viel. Ähnlich steht es mit dem Gedanken, „daß durch die Verdoppe-
lung des Bildes einer Gottheit ihre über menschliches Maß hinaus-
gehende Kraft und die Vielfältigkeit ihrer Wirkungsmöglichkeiten zum
Ausdruck gebracht werden soll“75. Eher möchte ich, wie schon ange-
deutet, für den Januskopf annehmen, daß mit der Symbolisierung sei-
ner sozusagen nach zwei Richtungen hin wirkenden Eigenschaft des
Torhüters als Beschützer von Ein- und Ausgang sich die Tendenz zu
symmetrischer Gestaltung einer solchen zweiseitigen Funktion ver-
bunden hat.
Anders und doch auch wieder ähnlich steht es mit einem noch älte-
ren, wiederum griechischen Münzbild aus der milesischen Kolonie
Istros an einem der Donaumündungsarme zum Schwarzen Meer hin
(Abb. 24). Da stehen zwei Köpfe nebeneinander, von denen der eine
24 Doppelkopf auf Silbermünzen von Istros am Schwarzen Meer.
Nach Originalen des Archäol. Instituts der Univ. Tübingen. Syll. Nummorum
Graec. Tübingen H. 2 1982, 814 u. 816.
wirklich ‘kopfsteht’, eine Art gegenstrebiger Symmetrie, die - wenn
man spekulieren will - an Heraklit gemahnt. Die vermutlich richtige
Erklärung ist jedoch ganz realistisch. Sie wurde schon vor mehr als 300
Jahren von dem berühmten holländischen Philologen Isaac Vossius
gefunden, fiel aber dann bald der Nichtbeachtung anheim. Erst in
neuerer Zeit ist sie von mehreren Seiten gleichzeitig wieder neu konzi-
piert worden, wobei dann freilich auch der Erstentdecker von neuem
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Die beiden in Anführungszeichen gesetzten Formulierungen sind referiert bei O.
Lange aO. S. 1762.