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Jettmar, Karl [Hrsg.]; Forschungsstelle Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway <Heidelberg> [Hrsg.]
Antiquities of Northern Pakistan: reports and studies (Band 2): / ed. by Karl Jettmar in collab. with Ditte König and Martin Bemmann — Mainz, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.36958#0212
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Ausgusses. Das Gefäß wurde von A. STEIN beschrieben und veröf-
fentlicht (STEIN 1944: PI. 111a). Charakteristisch ist, daß sogar ein
solches Detail wie die schnurförmige Gestaltung des Randes über-
einstimmt.
Der zweite Gegenstand, ein Rhyton aus Bronze, stellt eine bemer-
kenswerte Komposition dar. Der Gefäßkörper über dem Tierleib
erinnert an einen Becher; ein derartiges Gefäß wurde von uns in
der Grabanlage Jasil'kul' II, Kurgan 1, gefunden. Der untere Teil
des Rhytons ist als Zentaur gestaltet, der eine kleine bronzene
Ziege zwischen den vorgestreckten Händen hält. Die Höhe des
Rhytons beträgt 31,7 cm.^ STEIN datierte das Gefäß ungefähr in
das 1.-3. Jh.u.Z. und äußerte die vorsichtige Vermutung, daß es
nicht aus dem Westen, dem hellenistischen Nahen Osten, sondern
aus dem nördlichen Pakistan, vielleicht sogar aus Gilgit stammt,
aber unter dem Einfluß von Schöpfungen der hellenistischen
Kunst entstanden sein könnte. Doch STEIN äußerte seine Vermu-
tung, als die Rhyta aus Nisa mit der Darstellung von Zentauren
noch nicht bekannt waren, die man in das 2. Jh.v.u.Z. datiert.
Diese und andere Funde, eingeschlossen das Kesselchen aus Pors-
nëv, erlauben es, die Datierung STEINS zu modifizieren und die
Frage nach der Herkunft des Gilgit-Rhytons erneut zu stellen. In
diesem Zusammenhang muß man auf das Keramik-Rhyton aus
Demavend (West-Iran) verweisen. Der untere Teil dieses Gefäßes
ist in Gestalt eines Steinbocks äußerst realistisch wiedergegeben.
Das Rhyton gehört in das 2.-1. Jh.v.u.Z. (GHIRSHMAN 1962: 114,
fig. 132). Es scheint, daß die Datierung auch des Imit-Rhytons
eher innerhalb dieser chronologischen Grenzen zu finden ist.
Nicht weniger wichtige Beobachtungen wurden in den Tälern des
Hindukusch gemacht. Wie JETTMAR feststellte,^ findet sich unter
den Felszeichnungen aus Gilgit eine ganze Gruppe von Darstel-
lungen, die mit dem skythischen "Tierstil" in Verbindung stehen,
wobei diese allerdings in das 7./6.-2./1. Jh.v.u.Z. datiert werden.
1990 hatte ich, dank des Entgegenkommens von Professor K.
JETTMAR, die Möglichkeit, die ausgezeichnete Photothek mit den

2 Jetzt wird es im Ashmolean Museum (Oxford) aufbewahrt. Siehe Photo von
K. JETTMAR (1979: 923, fig. 6).
3 Vergleichbare Felszeichnungen und Inschriften am Indus wurden bereits von
A. STEIN beobachtet, (s. insbesondere STEIN 1944).

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