VORWORT
handschriftlich erhaltenen Quellen messen wir einen großen Wert für
die Beurteilung des Lebenswerkes Martin Bucers zu.
Verfolgen wir die Bucer-Forschung in ihren hauptsächlichen Linien,
die sich im Laufe der letzten 100 Jahre abgezeichnet haben, so stellen
wir fest, daß das Fehlen der Bucer-Ausgabe die Forschung weithin
gehemmt hat. Am ehesten waren die Straßburger Forscher in der Lage,
die volle Bedeutung Bucers zu erkennen, da ihnen allein das hand-
schriftliche Material zur Verfügung stand. Gerade die älteren Forscher
wie A. Jung und T. W. Röhrich haben die Grundlagen gelegt, auf
denen die bekannten Bucer-Forscher, wie Johann Wilhelm Baum und
Gustav Anrich, aber auch Alfred Erichson, Otto Winckelmann, Jo-
hannes Ficker und Johann Adam, weiterbauen konnten. Als zu Bucers
400. Geburtstag 1891 die Bibliographie von F. Mentz erschien, war diese
Arbeit ein Markstein. Aber die Zeit war damals nicht dazu angetan, etwa
in Parallele zu der kritischen Luther-Ausgabe (WA) ein entsprechendes
Werk für Bucer aufzubauen. Weithin blieb er in territorialer Sicht
stehen. Das wissenschaftliche Denkmal, das man ihm mit einer Ausgabe
seiner Werke setzen wollte, unterblieb. Wohl hatte Joh. Ficker immer
wieder die Gelegenheit ergriffen, auf die Handschriften und Bildnisse
der Straßburger Reformatoren hinzuweisen, wohl hob er die Bedeutung
des großen Straßburger Gesangbuches hervor und machte auf den
Reichtum des Thesaurus Baumianus aufmerksam. Ihm ist es ebenso-
wenig wie Gustav Anrich gelungen, größere Aufmerksamkeit für
Bucer zu wecken. Der erste Weltkrieg hat auch diese Ansätze ver-
schüttet. Als man nach dem Kriege an die Arbeit schritt, stellte man
fest, daß auch die Vorarbeiten biographischer Art nicht mehr aus-
reichten, daß man tiefer und grundlegender arbeiten mußte. Gustav
Anrichs Entwurf genügte nicht mehr. Während in Straßburg Henri
Strohl daranging, die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge deutlich
zu machen und Bucers Weg zwischen Humanismus und Luthers
Theologie zu zeichnen, ist Francois Wendel den kirchenrechtlichen
Fragen nachgegangen, die ihn ebenfalls auf Bucers theologische Aus-
prägungen hinführten. Hatten für die Erforschung der historischen
Voraussetzungen Joh. Adam und O. Winckelmann Entscheidendes
geleistet, so mußte gerade hier noch mehr getan werden, ehe die Bahn
für die Gesamtausgabe frei wurde.
Auch die Schweizer Forschung mußte bei Bucer einsetzen. Als Zürcher
Kirchenhistoriker hatte Walther Köhler im Zusammenhang mit seiner
Zwingli-Forschung sich auch Bucers angenommen und für die Bucer-
Forschung in seinem großen Werk »Zwingli und Luther« Wichtiges
erbracht. Auch in seiner Heidelberger Zeit stand für Köhler Bucer im
Vordergrund seiner Forschungsarbeit. Ebenso hatte Ernst Stähelin
im Zusammenhang mit seiner Oekolampad-Forschung für Bucer nicht
handschriftlich erhaltenen Quellen messen wir einen großen Wert für
die Beurteilung des Lebenswerkes Martin Bucers zu.
Verfolgen wir die Bucer-Forschung in ihren hauptsächlichen Linien,
die sich im Laufe der letzten 100 Jahre abgezeichnet haben, so stellen
wir fest, daß das Fehlen der Bucer-Ausgabe die Forschung weithin
gehemmt hat. Am ehesten waren die Straßburger Forscher in der Lage,
die volle Bedeutung Bucers zu erkennen, da ihnen allein das hand-
schriftliche Material zur Verfügung stand. Gerade die älteren Forscher
wie A. Jung und T. W. Röhrich haben die Grundlagen gelegt, auf
denen die bekannten Bucer-Forscher, wie Johann Wilhelm Baum und
Gustav Anrich, aber auch Alfred Erichson, Otto Winckelmann, Jo-
hannes Ficker und Johann Adam, weiterbauen konnten. Als zu Bucers
400. Geburtstag 1891 die Bibliographie von F. Mentz erschien, war diese
Arbeit ein Markstein. Aber die Zeit war damals nicht dazu angetan, etwa
in Parallele zu der kritischen Luther-Ausgabe (WA) ein entsprechendes
Werk für Bucer aufzubauen. Weithin blieb er in territorialer Sicht
stehen. Das wissenschaftliche Denkmal, das man ihm mit einer Ausgabe
seiner Werke setzen wollte, unterblieb. Wohl hatte Joh. Ficker immer
wieder die Gelegenheit ergriffen, auf die Handschriften und Bildnisse
der Straßburger Reformatoren hinzuweisen, wohl hob er die Bedeutung
des großen Straßburger Gesangbuches hervor und machte auf den
Reichtum des Thesaurus Baumianus aufmerksam. Ihm ist es ebenso-
wenig wie Gustav Anrich gelungen, größere Aufmerksamkeit für
Bucer zu wecken. Der erste Weltkrieg hat auch diese Ansätze ver-
schüttet. Als man nach dem Kriege an die Arbeit schritt, stellte man
fest, daß auch die Vorarbeiten biographischer Art nicht mehr aus-
reichten, daß man tiefer und grundlegender arbeiten mußte. Gustav
Anrichs Entwurf genügte nicht mehr. Während in Straßburg Henri
Strohl daranging, die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge deutlich
zu machen und Bucers Weg zwischen Humanismus und Luthers
Theologie zu zeichnen, ist Francois Wendel den kirchenrechtlichen
Fragen nachgegangen, die ihn ebenfalls auf Bucers theologische Aus-
prägungen hinführten. Hatten für die Erforschung der historischen
Voraussetzungen Joh. Adam und O. Winckelmann Entscheidendes
geleistet, so mußte gerade hier noch mehr getan werden, ehe die Bahn
für die Gesamtausgabe frei wurde.
Auch die Schweizer Forschung mußte bei Bucer einsetzen. Als Zürcher
Kirchenhistoriker hatte Walther Köhler im Zusammenhang mit seiner
Zwingli-Forschung sich auch Bucers angenommen und für die Bucer-
Forschung in seinem großen Werk »Zwingli und Luther« Wichtiges
erbracht. Auch in seiner Heidelberger Zeit stand für Köhler Bucer im
Vordergrund seiner Forschungsarbeit. Ebenso hatte Ernst Stähelin
im Zusammenhang mit seiner Oekolampad-Forschung für Bucer nicht