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VORWORT
WA der Luther-Forschung vermitteln oder mitteilen konnte. Manche
Probleme, die bisher strittig sind, wie die Beziehungen Bucers zu Luther
und anderen Theologen, werden erst nach der Gesamtausgabe genau
geprüft und festgestellt werden können.
Bisher sind zwar nicht wenige Ansätze gemacht worden. Erinnert sei
nur an Walther Köhlers Beitrag zu Bucers Abendmahlsverständnis und
Ernst Bizers auf Grund archivalischer Materialien aufgenommene For-
schungen; hingewiesen sei auf die Studien zu Bucers Kirchenbegriff, die
von Courvoisier und anderen getrieben wurden, zu seiner Recht-
fertigungslehre und zu seiner Ethik. Aber es sind doch immer nur
einzelne Beiträge. Unvergessen seien auch die Forschungen von
G. Anrich und seinem Schüler W. Bellardi über das kirchliche Gemein-
schaftswesen und den kirchlichen Gemeindeaufbau, wiederum durch
einige handschriftliche Gutachten veranlaßt. Ebensowenig soll die
liturgische Forschung von A. Erichson und Julius Smend übergangen
werden. Bucers liturgische Arbeiten haben einst Julius Smend zu seiner
Lebensarbeit angeregt und in dieser Richtung zu liturgischen Erneu-
erung der Gegenwart einen Beitrag geleistet.
Bucers Vielseitigkeit ist erstaunlich und hat sich in der Forschung
auch widergespiegelt. Ob es subtile theologische und kirchenrechtliche
Untersuchungen waren, ob liturgische Entwürfe oder Katechismen,
Bucer hat sich nie zurückgehalten. Er sah es als seine Pflicht an, tätig
zu sein. Er hatte keine Zeit müde zu sein. Erst wenn alle seine Briefe,
Entwürfe, Gutachten und Schriften, ganz abgesehen von den gewaltigen
Kommentaren, in einer kritischen Ausgabe vorliegen, wird das Urteil
über diesen unermüdlich schaffenden Theologen und unentwegt rühri-
gen Kirchenmann in rechter Weise gefällt werden können. Dann werden
auch die vielfach unrichtigen Etikettierungen fallen. Dann wird Bucer,
wie wir hoffen, als der erscheinen, der er ist, ein Schüler Luthers eigener
Prägung. Nicht als schwankender Vermittlungstheologe, sondern als ein
bewußt auf dem Boden der Heiligen Schrift stehender Theologe, der
bereit ist, allen alles zu werden um Christi willen. Viele Urteile werden
revidiert werden müssen. Viele dürften fortan nicht mehr nachgesprochen
werden! Ein Bucer kann nicht nach einer Schrift nur beurteilt werden.
So wichtig seine großen lateinischen Kommentare für seine Theologie
sind, auch die kleineren deutschen Schriften, für eine größere Öffentlich-
keit geschrieben, werden nicht übersehen werden dürfen. Hinsichtlich
der Klärung mancher biographischen, allgemein kirchenhistorischen
und speziell theologischen Fragen wird es gerade auf die deutschen
Schriften besonders ankommen.
Im Unterschied zu Luther, Melanchthon und anderen Reformatoren,
deren Schriften noch zu ihren Lebzeiten gesammelt und später immer
wieder herausgegeben worden sind, hat über Martin Bucers Werken ein
VORWORT
WA der Luther-Forschung vermitteln oder mitteilen konnte. Manche
Probleme, die bisher strittig sind, wie die Beziehungen Bucers zu Luther
und anderen Theologen, werden erst nach der Gesamtausgabe genau
geprüft und festgestellt werden können.
Bisher sind zwar nicht wenige Ansätze gemacht worden. Erinnert sei
nur an Walther Köhlers Beitrag zu Bucers Abendmahlsverständnis und
Ernst Bizers auf Grund archivalischer Materialien aufgenommene For-
schungen; hingewiesen sei auf die Studien zu Bucers Kirchenbegriff, die
von Courvoisier und anderen getrieben wurden, zu seiner Recht-
fertigungslehre und zu seiner Ethik. Aber es sind doch immer nur
einzelne Beiträge. Unvergessen seien auch die Forschungen von
G. Anrich und seinem Schüler W. Bellardi über das kirchliche Gemein-
schaftswesen und den kirchlichen Gemeindeaufbau, wiederum durch
einige handschriftliche Gutachten veranlaßt. Ebensowenig soll die
liturgische Forschung von A. Erichson und Julius Smend übergangen
werden. Bucers liturgische Arbeiten haben einst Julius Smend zu seiner
Lebensarbeit angeregt und in dieser Richtung zu liturgischen Erneu-
erung der Gegenwart einen Beitrag geleistet.
Bucers Vielseitigkeit ist erstaunlich und hat sich in der Forschung
auch widergespiegelt. Ob es subtile theologische und kirchenrechtliche
Untersuchungen waren, ob liturgische Entwürfe oder Katechismen,
Bucer hat sich nie zurückgehalten. Er sah es als seine Pflicht an, tätig
zu sein. Er hatte keine Zeit müde zu sein. Erst wenn alle seine Briefe,
Entwürfe, Gutachten und Schriften, ganz abgesehen von den gewaltigen
Kommentaren, in einer kritischen Ausgabe vorliegen, wird das Urteil
über diesen unermüdlich schaffenden Theologen und unentwegt rühri-
gen Kirchenmann in rechter Weise gefällt werden können. Dann werden
auch die vielfach unrichtigen Etikettierungen fallen. Dann wird Bucer,
wie wir hoffen, als der erscheinen, der er ist, ein Schüler Luthers eigener
Prägung. Nicht als schwankender Vermittlungstheologe, sondern als ein
bewußt auf dem Boden der Heiligen Schrift stehender Theologe, der
bereit ist, allen alles zu werden um Christi willen. Viele Urteile werden
revidiert werden müssen. Viele dürften fortan nicht mehr nachgesprochen
werden! Ein Bucer kann nicht nach einer Schrift nur beurteilt werden.
So wichtig seine großen lateinischen Kommentare für seine Theologie
sind, auch die kleineren deutschen Schriften, für eine größere Öffentlich-
keit geschrieben, werden nicht übersehen werden dürfen. Hinsichtlich
der Klärung mancher biographischen, allgemein kirchenhistorischen
und speziell theologischen Fragen wird es gerade auf die deutschen
Schriften besonders ankommen.
Im Unterschied zu Luther, Melanchthon und anderen Reformatoren,
deren Schriften noch zu ihren Lebzeiten gesammelt und später immer
wieder herausgegeben worden sind, hat über Martin Bucers Werken ein