VORWORT
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Unstern gewaltet. Wohl hatte sein treuer Helfer Konrad Hubert sich
darum bemüht, das Gedankengut seines Lehrers und Freundes in einer
Gesamtausgabe der Nachwelt zu erhalten. Aber Hubert besaß nicht den
Einfluß und die großen Verbindungen, die dieses Werk erforderte.
Der bescheidene Mann hatte selbst zu lange in Straßburg im Schatten
gestanden, um sich durchsetzen zu können. So kam es, daß von dem
großen Plan nur Bruchstücke verwirklicht wurden. Stephanus in Genf,
der sich für die Sache interessierte, soll vor der Fülle der deutschen
Schriften und Gutachten erschrocken gewesen sein. Er übernahm daher
1553 nur den Nachdruck der großen lateinischen Kommentarwerke.
Hubert selbst hat dann an seinem Lebensabend noch einen Band, den
sogenannten Tomus anglicanus, 1577 bei Petri in Basel herausgebracht,
der eine Reihe schon gedruckter, aber meist in England entstandener
und auf dem Kontinent noch nicht bekannter Schriften Bucers enthielt.
Bucers alt gewordene Freunde waren inzwischen in Straßburg in eine
ungünstige Lage geraten: das strenge Luthertum, für das Marbach und
später Pappus eingetreten waren, ließ seine Auffassung nicht mehr
gelten. Seitdem die FC in Straßburg offiziell eingeführt worden war,
wurde Bucers Theologie ebenso abgelehnt wie die Calvins. Die Er-
innerung an den Reformator hat sich zwar noch gehalten, aber erst das
19. Jahrhundert hat wieder begonnen, diese Erinnerung zu pflegen.
Auf diesem Gebiet haben in Straßburg Pfarrer Jung und vor allem
T. W. Röhrich erhebliche Arbeit geleistet und schon einige Quellen-
funde zum Abdruck gebracht. Dann gab der 400. Gedenktag an Bucers
Geburtstag 1891 die Gelegenheit, wieder einmal einige Bucer-Schriften
zu veröffentlichen.
Den weiteren Weg habe ich in meinem Bericht »Stand und Aufgabe
der Bucer-Forschung«, ARG 1952, nachzuzeichnen versucht. Was ich
damals als Wunsch und Hoffnung aussprach, hat sehr bald konkrete
Formen angenommen. Es ist auf verschiedene Weise sehr intensiv
gearbeitet worden, um das Ziel, dem wir uns nunmehr nähern, er-
reichen zu können. Wie im einzelnen darin verfahren worden ist, habe
ich in einer Mitteilung »Die kritische Ausgabe der Werke Martin
Bucers«, ThLZ 1957, 2, S. 91 f., bekanntgemacht und darf darauf
verweisen.
Es ist eine wissenschaftliche Ehrenpflicht, die die Reformations-
forschung dem großen Sohn des Elsasses schuldet, daß sie die vergeb-
lichen Bemühungen Huberts wieder auf nimmt und nach vier Jahr-
hunderten die Dankesschuld abträgt, die Theologie und Kirche dem
rührigsten Mann der deutschen Reformationsgeschichte abzustatten
versäumt haben.
Dabei durfte die neue Bucer-Forschung nicht den Aufgaben ausweichen,
die sich vor sie hinstellten. Es war sehr bald klar geworden, daß man
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Unstern gewaltet. Wohl hatte sein treuer Helfer Konrad Hubert sich
darum bemüht, das Gedankengut seines Lehrers und Freundes in einer
Gesamtausgabe der Nachwelt zu erhalten. Aber Hubert besaß nicht den
Einfluß und die großen Verbindungen, die dieses Werk erforderte.
Der bescheidene Mann hatte selbst zu lange in Straßburg im Schatten
gestanden, um sich durchsetzen zu können. So kam es, daß von dem
großen Plan nur Bruchstücke verwirklicht wurden. Stephanus in Genf,
der sich für die Sache interessierte, soll vor der Fülle der deutschen
Schriften und Gutachten erschrocken gewesen sein. Er übernahm daher
1553 nur den Nachdruck der großen lateinischen Kommentarwerke.
Hubert selbst hat dann an seinem Lebensabend noch einen Band, den
sogenannten Tomus anglicanus, 1577 bei Petri in Basel herausgebracht,
der eine Reihe schon gedruckter, aber meist in England entstandener
und auf dem Kontinent noch nicht bekannter Schriften Bucers enthielt.
Bucers alt gewordene Freunde waren inzwischen in Straßburg in eine
ungünstige Lage geraten: das strenge Luthertum, für das Marbach und
später Pappus eingetreten waren, ließ seine Auffassung nicht mehr
gelten. Seitdem die FC in Straßburg offiziell eingeführt worden war,
wurde Bucers Theologie ebenso abgelehnt wie die Calvins. Die Er-
innerung an den Reformator hat sich zwar noch gehalten, aber erst das
19. Jahrhundert hat wieder begonnen, diese Erinnerung zu pflegen.
Auf diesem Gebiet haben in Straßburg Pfarrer Jung und vor allem
T. W. Röhrich erhebliche Arbeit geleistet und schon einige Quellen-
funde zum Abdruck gebracht. Dann gab der 400. Gedenktag an Bucers
Geburtstag 1891 die Gelegenheit, wieder einmal einige Bucer-Schriften
zu veröffentlichen.
Den weiteren Weg habe ich in meinem Bericht »Stand und Aufgabe
der Bucer-Forschung«, ARG 1952, nachzuzeichnen versucht. Was ich
damals als Wunsch und Hoffnung aussprach, hat sehr bald konkrete
Formen angenommen. Es ist auf verschiedene Weise sehr intensiv
gearbeitet worden, um das Ziel, dem wir uns nunmehr nähern, er-
reichen zu können. Wie im einzelnen darin verfahren worden ist, habe
ich in einer Mitteilung »Die kritische Ausgabe der Werke Martin
Bucers«, ThLZ 1957, 2, S. 91 f., bekanntgemacht und darf darauf
verweisen.
Es ist eine wissenschaftliche Ehrenpflicht, die die Reformations-
forschung dem großen Sohn des Elsasses schuldet, daß sie die vergeb-
lichen Bemühungen Huberts wieder auf nimmt und nach vier Jahr-
hunderten die Dankesschuld abträgt, die Theologie und Kirche dem
rührigsten Mann der deutschen Reformationsgeschichte abzustatten
versäumt haben.
Dabei durfte die neue Bucer-Forschung nicht den Aufgaben ausweichen,
die sich vor sie hinstellten. Es war sehr bald klar geworden, daß man