Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0266
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
262 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
So aber jemant sich duncken last, er wisse etwas, der weiß noch nit, wie man wissen
solle. So aber jemant gott liebet, der selb ist von im erkandt, I. Cor. 8 [1-3].
Wo aber jemant mit dem tauff je wolte harren und möchten solichs,bey
denen er wonet, on zerstörung der lieb und einigkeit erhalten, wolten
wir uns darumb mit im nit zweyen, noch in verdammen, ein jeder sey
seines sins gewiß, das reich gottes ist wie nit essen und trincken, also auch
nit der wassertauff, sonder gerechtigkeit und frid und freüd im heilgen geist.
Wer darinnen Christo dienet, spricht Paulus Ro. 14 [17-18], der ist gott
gefellig und den menschen bewert. Darumb beschleuß ich mit dem Apostel
an disem ort: last unß dem noch streben, das s(um frid dienet und was %ur
besserung dienet under einander [v. 19]. Also vil vom Tauff.
Warumb wir die Feyrtag abtreiben.
Neben dem Sonnentag hat man mercklich vil tag zur eer gottes, seinen
Englen und abgestorben heiligen bey dem bann und Christlicher5, ge-
horsam gebotten zu feyren, das ist, dran müssig zu gon und, wo jemant
leyplich auß notturfft etwas an solichen tagen gearbeytet hette, ist
N1b solicher hert ge | straffet worden, so fressen, sauffen, spilen, huren und
alles, was der teüffel leret, der feyr nichs abrochen hat. Damit ist der
einfältig hauff beredt worden, also feyren von leyplicher arbeit auff
benante tag sey ein grosser gotsdienst, so doch auff solche vom merern
theyl niemant dann dem teüffel ist dienet worden, zum teil durch vil
abergläubische werck als messen, unverstendigs geseng, seltzame ge-
petlin, abloß lösen und dergleichen, zum teyl durch allerley üppigkeit
und fleischliche werck, mit denen der rahe hauff gott nimmer schwer-
licher dann auff die feyrtag erzürnet hat.
Paulus schreibt zun Gal. 4 [9-11]: So ir nun gott erkandt haben, ja vil-
mer von gott erkant seind, wie wendet ir eüch dann umb wider zuden schwachen
dürfftigen satzungen, welchen ir von newem an dienen wolt? Ir haltet tag und
monden und fest und jartag. Ich förcht ewer, das ich nit filicht umbsust hab an
eüch gearbeytet. Secht, der Apostel achtet tag halten als vil als sich von
gott abwenden und ein abfall vom glauben, darumb er besorget, er
habe an inen vergebens gearbeyt, das ist, sein predig bey inen beschehen
sey umbsust. Wievil tauset seind nun die, die feyrtag als ein nötigen und
verdienstlichen gotsdienst halten, das ein gewisser abfall vom glauben
ist? Dann uns Christus gefreyet hat von allen solichen eüsserlichen
satzungen: alle zeyt, stedt, speyß und was des dings ist, alles frey gemacht
auß lieb und zu besserung des nechsten in und mit solchen zu dienen,
wie das Paulus gar nah in allen seinen Epistlen bewert.

5
10
15
20
25
30
35

y) Chrtstlicher AB.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften