GRUND UND URSACH 261
Es sicht mich aber eben an, als wolt uns der teüffel gern ob den
eüsserlichen dingen trennen, die er in hauptstucken nit weis uneinsx zu
machen. Darumb, lieben brüder, welche befelch des worts haben,
dencken, das der teüffel nit feyre, betrachten | alweg, das die sum des
5 gesatzes ist lieb von reinem hertzen, gutem gewissen und ungeferbtem
glauben168 und lassen eüch solche eüsserliche ding nit so hart anligen.
Paulus spricht, Christus hab in nit zu teüffen gesandt, sonder zu predigen
das Evangelion169; des wöllen auch warten und mer trachten, das der
tauff Christi durch den heilgen geist wol bekandt werde, dann das ir
10 eüch umb den wassertauff vil wolten zancken und vertrawen, und so wir
auß meinung, wie die heyligen vätter ire kinder beschnitten haben, sye
tauffen der zuversicht, sye sollen heilig und kinder gottes sein, dadurch
uns selb ursach zu geben, sye Christum dester fleissiger zu leren und
inen auch, sobald sye zu verstandt kumen, solcher lere dester ernstlicher
15 nachzükomen, wolt uns nit so gar verdammen, die ir doch des irthumbs
uns worlich durch kein schrifft beweysen wert, wie wir mitt solchem
teüffen auch weder dem glauben noch der lieb entgegen handlen, dann
wir mit allem fleiß bezeügen, der wassertauff mach nit selig, sonder
allein der geistlich tauff Christi, den diser bedeütet und umb den man
20 betten sol.
Und wolte gott, das ir uns und eüch selb in andern stucken, doran
gar weyt mer dann an disem teüffen gelegen, mit solchem ernst ermanten,
nicht fürzunemen, des wir nit ein wort gottes oder ein schrifftlich
exempel haben, solte freylich mer gecluldt, zucht und lieb bey uns be-
25 scheinen. Leset die hystorien und der alten schrifften, werdt ir finden,
wie von anfang Christlicher gemein der feindt der einigkeit alle Spal-
tungen und zertrennungen das merer theyl von unötigen wortkriegen
oder eüsserlichen dingen, on die man mag selig werden, auffbracht hat.
Derselbig wacht und gehet umbher wie ein brüllender leo170,laßt uns
30 auch wacker sein171 und gut sorg haben, das er nienen einfall, Ion uns doch
fleissig ansehen die lere Christi und der Apostlen, wie wenig findt ir
da vom | nachtmal, wie wenig vom eüsserlichen tauff. Wievil aber
vom geistlichen essen und trincken des leibs und bluts Christi und vom
geistlichen tauff, das ist vom glauben, absterbung der sünd und eim
33 newen, geistlichen leben ? Also, so wir den weltlichen eüsserlichen dingen
sollen abgestorben sein, lond uns auch alle ding auff das geistlich, das
ist rechten glauben und wore lieb richten und alweg im hertzen haben,
der geist macht lebendig, das fleisch ist kein nütz [Jo 6,63] und das auch
nimer auß gedechtnüß lassen. Das wissen blaset auff und die lieb bessert.
x) uneis AB.
M4b
N1a
168. 1 Tim 1,5. 169. 1 Cor 1,17. 170. I Petr 5,8. 171. Wach sein.
Es sicht mich aber eben an, als wolt uns der teüffel gern ob den
eüsserlichen dingen trennen, die er in hauptstucken nit weis uneinsx zu
machen. Darumb, lieben brüder, welche befelch des worts haben,
dencken, das der teüffel nit feyre, betrachten | alweg, das die sum des
5 gesatzes ist lieb von reinem hertzen, gutem gewissen und ungeferbtem
glauben168 und lassen eüch solche eüsserliche ding nit so hart anligen.
Paulus spricht, Christus hab in nit zu teüffen gesandt, sonder zu predigen
das Evangelion169; des wöllen auch warten und mer trachten, das der
tauff Christi durch den heilgen geist wol bekandt werde, dann das ir
10 eüch umb den wassertauff vil wolten zancken und vertrawen, und so wir
auß meinung, wie die heyligen vätter ire kinder beschnitten haben, sye
tauffen der zuversicht, sye sollen heilig und kinder gottes sein, dadurch
uns selb ursach zu geben, sye Christum dester fleissiger zu leren und
inen auch, sobald sye zu verstandt kumen, solcher lere dester ernstlicher
15 nachzükomen, wolt uns nit so gar verdammen, die ir doch des irthumbs
uns worlich durch kein schrifft beweysen wert, wie wir mitt solchem
teüffen auch weder dem glauben noch der lieb entgegen handlen, dann
wir mit allem fleiß bezeügen, der wassertauff mach nit selig, sonder
allein der geistlich tauff Christi, den diser bedeütet und umb den man
20 betten sol.
Und wolte gott, das ir uns und eüch selb in andern stucken, doran
gar weyt mer dann an disem teüffen gelegen, mit solchem ernst ermanten,
nicht fürzunemen, des wir nit ein wort gottes oder ein schrifftlich
exempel haben, solte freylich mer gecluldt, zucht und lieb bey uns be-
25 scheinen. Leset die hystorien und der alten schrifften, werdt ir finden,
wie von anfang Christlicher gemein der feindt der einigkeit alle Spal-
tungen und zertrennungen das merer theyl von unötigen wortkriegen
oder eüsserlichen dingen, on die man mag selig werden, auffbracht hat.
Derselbig wacht und gehet umbher wie ein brüllender leo170,laßt uns
30 auch wacker sein171 und gut sorg haben, das er nienen einfall, Ion uns doch
fleissig ansehen die lere Christi und der Apostlen, wie wenig findt ir
da vom | nachtmal, wie wenig vom eüsserlichen tauff. Wievil aber
vom geistlichen essen und trincken des leibs und bluts Christi und vom
geistlichen tauff, das ist vom glauben, absterbung der sünd und eim
33 newen, geistlichen leben ? Also, so wir den weltlichen eüsserlichen dingen
sollen abgestorben sein, lond uns auch alle ding auff das geistlich, das
ist rechten glauben und wore lieb richten und alweg im hertzen haben,
der geist macht lebendig, das fleisch ist kein nütz [Jo 6,63] und das auch
nimer auß gedechtnüß lassen. Das wissen blaset auff und die lieb bessert.
x) uneis AB.
M4b
N1a
168. 1 Tim 1,5. 169. 1 Cor 1,17. 170. I Petr 5,8. 171. Wach sein.