260 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
Antwurt: du wirst mir auch kein alten zeigen, den er geteüfft hab, dann
er teüffet nit für sich selb, Jo. 4 [2]. Und ob du woltest in dem ein be-
hilff suchen, das der herr saget: (solcher) und nit (diser) ist das himelreich
[Mc 10,14], als ob er gemeint hette, das hymelreich sey deren, die sich
als die kinder demütigen, so würt mir noch dennest genug sein, das er 5
sye gehertzet und geseget hat und Mar. 9 [37,42] gesagt, wer ein kindlin
auffneme in seinem namen, der neme in auff und wer eins ergere, dem
wer weger, er ersauffte im meer, und ire engel sehen das angesicht des
vatters. Wölches alles anzeigt, das die kindlein so werdt bey gott wol
seind, das man sye teüffe, würt schon das wasser an etlichen verloren, 10
es ward am Symone dem zauberer auch verloren und vil andern.
In summa, du wendest dich wohin du wilt, so mustu mir den tauff
als ein eüsserlich ding frey lassen, das gott an kein zeit bunden hat, dann
wie es die schrifft auff kein zeit gepeütet, also verpeütet sye es auch auff
keine, so dann nit mag geleücknetw werden, es ist den eltern ein trost, 15
M4a das die gemein Christo | ire kinder annimpt und für sye bittet und das
auch der tauff, den kindern gegeben, ein ursach ist den eltern und andern,
die kinder, so bald sye des fehig sein mögen, Christum zu leren, als dem
sye im tauff ergeben seind. Folget, das die kinder teüffen auch besserlich
ist, ich schweig, das man solchs verpieten wolt. 20
Und ob du schon vil exempel herfür bringest, das man die teüffet
hab, die schon glaubt haben, sag ich, man hat auch teüffet, die nit
glaubet haben, wie ob bewerdt ist, dazu ist nit ursach gewesen von
kindern vil zu schreiben, do man hat wöllen melden, was frucht der
Aposteln predig bracht habe, die je nit hat künden den unredenden 25
kindern geschehen. Ja, ob du schon auch lang wartest mit dem tauff,
wirstu denest vil ungläubiger teüffen und dabey wirstu durch solich
warten das jung volck Christlichs lebens farlessig machen. Ey, werden
sye sagen, ich bin doch kein Christ, wann ich nun Christen werd, so
will ich frum werden. 30
Als mer laßt uns gott wol getrawen gegen unsern kindern, im die
befelhen, die schrifft meldet so offt, das er, der seinen sorg treit von
muterleyb167, ja sye geporen werden, warum wolten wir sye dann für
unheilig schetzen? Was leit uns an so vil wassers? sollen wir gott für
alle menschen bitten, warum wolten wir im dann nit auch unsere kindlin 35
dörffen befelhen, gegen denen Christus selb sich so fründtlich gehalten
hat? Teüffen wir schon etlich böck, die Christus durch sein geist nit
wil teüffen, so ist es umb also vil wassers zu thun und gepett. Es hat
doch den Apostlen auch gefelet, das sye nit alweg gläubige teüfft haben.
w) geleucklet AB.
167. Is 49,1; Ir 1,3; Gal 1,15.
Antwurt: du wirst mir auch kein alten zeigen, den er geteüfft hab, dann
er teüffet nit für sich selb, Jo. 4 [2]. Und ob du woltest in dem ein be-
hilff suchen, das der herr saget: (solcher) und nit (diser) ist das himelreich
[Mc 10,14], als ob er gemeint hette, das hymelreich sey deren, die sich
als die kinder demütigen, so würt mir noch dennest genug sein, das er 5
sye gehertzet und geseget hat und Mar. 9 [37,42] gesagt, wer ein kindlin
auffneme in seinem namen, der neme in auff und wer eins ergere, dem
wer weger, er ersauffte im meer, und ire engel sehen das angesicht des
vatters. Wölches alles anzeigt, das die kindlein so werdt bey gott wol
seind, das man sye teüffe, würt schon das wasser an etlichen verloren, 10
es ward am Symone dem zauberer auch verloren und vil andern.
In summa, du wendest dich wohin du wilt, so mustu mir den tauff
als ein eüsserlich ding frey lassen, das gott an kein zeit bunden hat, dann
wie es die schrifft auff kein zeit gepeütet, also verpeütet sye es auch auff
keine, so dann nit mag geleücknetw werden, es ist den eltern ein trost, 15
M4a das die gemein Christo | ire kinder annimpt und für sye bittet und das
auch der tauff, den kindern gegeben, ein ursach ist den eltern und andern,
die kinder, so bald sye des fehig sein mögen, Christum zu leren, als dem
sye im tauff ergeben seind. Folget, das die kinder teüffen auch besserlich
ist, ich schweig, das man solchs verpieten wolt. 20
Und ob du schon vil exempel herfür bringest, das man die teüffet
hab, die schon glaubt haben, sag ich, man hat auch teüffet, die nit
glaubet haben, wie ob bewerdt ist, dazu ist nit ursach gewesen von
kindern vil zu schreiben, do man hat wöllen melden, was frucht der
Aposteln predig bracht habe, die je nit hat künden den unredenden 25
kindern geschehen. Ja, ob du schon auch lang wartest mit dem tauff,
wirstu denest vil ungläubiger teüffen und dabey wirstu durch solich
warten das jung volck Christlichs lebens farlessig machen. Ey, werden
sye sagen, ich bin doch kein Christ, wann ich nun Christen werd, so
will ich frum werden. 30
Als mer laßt uns gott wol getrawen gegen unsern kindern, im die
befelhen, die schrifft meldet so offt, das er, der seinen sorg treit von
muterleyb167, ja sye geporen werden, warum wolten wir sye dann für
unheilig schetzen? Was leit uns an so vil wassers? sollen wir gott für
alle menschen bitten, warum wolten wir im dann nit auch unsere kindlin 35
dörffen befelhen, gegen denen Christus selb sich so fründtlich gehalten
hat? Teüffen wir schon etlich böck, die Christus durch sein geist nit
wil teüffen, so ist es umb also vil wassers zu thun und gepett. Es hat
doch den Apostlen auch gefelet, das sye nit alweg gläubige teüfft haben.
w) geleucklet AB.
167. Is 49,1; Ir 1,3; Gal 1,15.