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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0263
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GRUND UND URSACH

259

die völcker erstlich leren und alsdann teüffen 163, also haben auch die
Apostlen nur die den glauben verjehen haben, geteüfft.
Disen wissen wir nit züzüfallen, wie auch nit schleüsset, das sye für-
wenden. Die Apostlen wurden von Christo gesant, die menschen zum
5 glauben zu bringen, des anhab müste je durch die lere und predig sein.
Dann wer wolte sust sich selb oder seine kind haben lassen teüffen?
On zweifel ein jeder Apostel hette sagen mögen wie Paulus: Christus
hat mich nit gesandt teüffen, sonder das Evangelion zu predigen [1 Cor 1,17],
darumb haben sye müssen fürnemlich mitt den verstendigen zu schaffen
10 haben. Darumb auch fürnemlich beschriben würt, was sye mit den
verstendigen gehandelt haben, als an denen die frucht irer predig hat
mögen erkant werden.
Nicht dest weniger doch so wir so offt lesen, das die Aposteln gantze
heüßer teüffet haben, als Paulus zu Corintho das haußgesind stephana164,
15 zu Philippis das gesind der purpurkremerin und des kerckermeisters
Act. 16 [15. 33]. Petrus das haußgesind Corneliil65, do werden freylich
nit alle des glaubens rechte erkantnüß gehabt haben. Nemlich des kercker-
meisters gesind zu Philippis, die nur ein halbe nacht hatten predig ge-
höret. So ist ob beweret, das Johannis tauff und der Apostlen tauff eben
20 einer ist. Nun hat Johannes vil teüffet, die noch gar wenig erkantnüß
von Christo gehebt haben, so doch die Apostel, wölche doch ander leüt
teüfften, Jo. 4 [1-2], selb noch gar ein kindischen glauben hatten. Ja
vil hat er und die Apostel geteüfft, die nie kein glauben gehebt haben,
als Simon der zauberer Act. 8 [13] mit vil andern.
25 Wir sollen bitten für alle menschen I. Timoth. 2 [1], und dieweyl gott
die person nit ansicht und wir nit alsbald wissen werden, wölche von
gott erwölt seind oder verworffen wer | den, wir uns sollen des bessern M3b
zu jederman versehen, und so der tauff ein eüsserlich ding ist, in nie-
mandt abschlagen des gotlosen leben uns nit gleich wol bekant ist,
30 das wir in nit mer künden für ein schäflin halten. Also seytenmal wir
von kindern nit wissen, wölche der herr verworffen habe, und wissen
aber, das der gläubigen kinder heilig seind, 1. Cor. 7 [14], das ist dem
gesind gottes nun zügezelet. Mer das unser herr Jesus sagt, solcher sey
das hymelreich, wolte auch das man sye ließ zu im kumen, hertzet sye,
35 leget inen die hend auff und segnet sye, Mar. 10 [14-16]. Warumb wolten
wir inen dann den tauff nit geben, wie bey den alten sye doch beschnitten
wurden ? Nemlich so uns der tauff eben das ist, das den juden ware
die beschneidung166.
Und ob du sagen woltest, der herr hette aber die kindlin nit teüffet.
163. Mt 28,19. 164. 1 Cor 1,16. 165. Act 10,48.
166. Zur Parallele zwischen Taufe und Beschneidung vgl. Melanchthons Loci
communes 1521 (Melanchthons Werke, ed. R. Stupperich) II, 1, S. 141f.
 
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