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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0435
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS 43 1
versorgt wären. Nun hat der frumm Petrus seinen fleyß gethon, sie
halten sich aber gleych gegenwegs. Dann erstlich wie er sie bittet, die
herde zu verhüten, das ist ein schympflich118 red, geet in zu einem or
yn, zum anndern uß119, und ist in gar ein deine sorg.
K. Aber in dem (beduncket mich) volgen sie im, das sie die pfrunden
unbezwängklich annemen. Dann sie rennen und lauffen darnach und
beitet120 keiner, biß man in bitt, die anzunemen.
F. Das ist wol war. Sie begeren aber der pfründen2 genieß, nit der
arbeit, wie Petrus wolt, der befalch in (wie ich gesagt) das ampt, nit den
gewinn oder nutz.
K. Das sihe ich wol. Und er hat wol sorg gehabt, es werd etwan
dartzu kommen, das sie es alles in der geistlicheit uff gewinn und
plackerey setzen würden. Darumb bitt er sie zuvor darfür, das sie nit
iren nutz und gewinn darinnen suchen wöllen, und das er sie dester
häfftiger bewege, nenntb er das ein schantlichen gewinn | und heißt sie,
in annemung dises ampts ein zuneyglich gemüt haben, nit (achte ich)
das sie des nutzes, sunder der mü, sorg und arbeit begirig wären. Und
als er gereidt121 zu derselbigen zeyt geförcht, sie | werden noch ein
tyranney under in uffrichten, heißt er sie, dises ampts nit als mit gebiet
und herrschung ire mitbrüder zu bezwingen, sunder als mit einem
erbern, frommen leben, das Christlich volck durch gutte beyspil uff
tugent und gerechtigkeit zu reitzen, pflegen geheissen.
F. Fürwar du hast es recht verstanden, und als ich sihe, wär dir
leychtlich zu helffen, das du zu rechter erkantnüß des Christlichen
glaubens kämest. Darumb laß dir die Lutrischen bücher (wie du vor
gesagt hast) lesen.
K. Das wil ich, ob gott wil, thun und darneben die Ewangelia, wo
ich die anders teütsch bekommen mag, mitsampt sant Paulus und der
Apostel ler.
F. Darin würst du wolfaren und würst, wann man dir sant Paulus
Episteln lißt, hören, wie er die Bischoff und pfarrer hat gestifftet.
K. Das wölt ich yetzund gern hören.
F. Seinem junger Timotheo schreybt er in der ersten Epistel am
dritten cap. [2-3]: Ein Bischoff oder Pfarrer (dann zu den zeyten und ein
weyl darnach ist es ein ampt gewesen) muß unsträflich sein, ein mann eines
weybs, wacker, nüchter, sittlich, gastfrey, geschickt andere zu leren, nit ein
weintrincker, todtschläger oder schandtlich des gewinns begirig, sunder gerecht
a) pfünden A. - b) uennt A.
118. Scherzhaft.
119. Vgl. Wander III, 1136.
120. Warten.
121. Schon.

wie die pfaffen yetzundt
geschickt.

Sant Peters vorsorg.

E3a

671

wie Paulus die bischoff
gelernet.
 
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