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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0434
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430

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

E2a Bischoff in
teütschlandt.

wie petro sein ampt
bevolhen.

670

Sant Peters schlüssel.

liebhaber gottes.

E2b
wie petrus andern die
kirchen bevolhen.

Ka. Das ist war, und in iren heüsern findt man allwegen mer huren
dann bettbücher. Aber die Bischoff haben als gar | nichts mit der geist-
licheit zu schicken, sunder warten allein irs fürstlichen brachts, das sie
den stätlich113 füren und das es recht am hofe zugang. Setzen an ir statt
Weychbischoff, die heissen sie, der geistlicheit (der sie sich selbs schämen) 5
außwarten114. Das ist freylich Christus meynung nit gewesen.
F. Gar nitt, sunder do er Petro das hirtenampt befalch, fragt er in
zu drey malen, ob er in lieb und mer dann die andern lieb hette. Do
nun Petrus sich uff Christus selbs erkantnüß zeügt, das er in lieb het,
befalch er im, die schaff zu verhüten115. Ja, die schaff zu verhüten, nit 10
zu fressen, zu | würgen und zu verwüsten. Befalch im auch nit die eer,
sunder das wercke. Nitt den bracht, sunder die arbeit. Wölcher Bapst
oder Bischoff hütet aber yetzund der schaff Christi ?
K. Sie hüten, das es gott erbarm. Alle suchen sie zeytlich eer und gut,
keiner pfligt der arbeit seins ampts. Ziehen sich doch uff116 sant Peter 15
und berümen sich der schlüssel.
F. Wann sie den herren recht lieb hetten, möchten sie sich der wol
berümen. Dann alsdenn verweßten sie auch ir ampt, das in bevolhen.
Als sie aber yetzundt leben, magstu frey glauben, sie haben weder
schlüssel noch gewalt. Dann solt der für den grösten liebhaber gottes 20
erkennt werden, der am meisten stett, leüt, land und herschafft under
im hat, so wär ein yeder tyrann und wüterich gottes liebhaber, und der
Türckisch keiser yetzund wär an sant Peters statt, dann ich acht, er sey
der mechtigst under allen die yetzund leben. Es hat aber die gestalt
gar nit, sunder wie Christus die sorg und verhütung seiner schaff, 25
das ist des christenlichen volcks, Petro bevolhen hat, also hat die Petrus
fürtan seinen mitbrüdern und nachvolgenden bevolhen.
K. das wil ich gern hören, wie hat er das gethon ?
F. In seiner ersten epistel | am fünfften cap. [1-4] schreybt er also:
Eüch, die ir priester seind, als auch ich priester bin, bitt ich, verhütent, so vil in 30
eüch ist, die herd Christi, acht uff die habend, nit bezwängklich117,sunder mit
gutem willen, nit schandtlich des gewinne darin begerend, sunder mit einem zuneyg-
lichen gemüt und nit also, das ir eüch einer oberkeit über eüwere mitbrüder
annement, sunder das ir der herd beyspil seyt, so werdt ir, wann der fürst aller
hirten kompt, ein unvergängliche kronen der eer empfahen. 35
K. Das ist recht underweyset. Solliche Bischoff und pfarrer solten
wir haben und die möchten sich billich uff sant Peter ziehen. Wir wölten
sie auch nit minder dann die Apostel achten.
F. Das wär auch billich, und wann solliche hirten in Teütschland
wären, dörfft nyemant sagen, das den selen nit geraten oder sie nit 40

113. Beständig.
115. Jo 21, 15-17.

114. In Obacht und Obhut geben.
116. Beziehen sich auf. 117. Gezwungen.
 
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