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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0153
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VON DER WAREN SEELSORGE

149

Christi für das nötigen haltet, davon der Herre in der vor angezognen
gleichnis vom grossen nachtmal geredt hat Luc. XV. 199 [16ff.].

Ab disem nötigen aber solle niemand scheuhen; Dann der h. Augusti-
nus damit nit leret, das jemand zum glauben solte gezwungen werden,
wie man das [43 (M 3) b] diser lere pfleget entgegen zu werffen. Er
wüste wol, das niemand Christo wider seinen willen glauben kan oder
etwas rechts thün; So wolte er auch der heuchler nicht, die mit dem
mund sagen, sie glauben, so ir hertz doch on glauben ist; Dis aber hat
der heilige Lerer angesehen, das der gütige Got sein genad und gedeien
zu der ordenlichen strafte und gewaltsame 2300 als wol gibt, die leut
damit von bösen lüsten und begirden zu gesunder lere und dann auch
zu hertzliehern wolthün zu treiben, als zu anderen Worten und wercken,
die er zum heile der menschen verordnet hat 301.

Dann wie der barmhertzige Got und getrewe vatter, der uns zu
helffen saur und süsses gebrauchet, filen leuten offt grosse unzucht und
schweres onrecht in anderen dingen erleydet a und lust und liebe zur
Zucht und dem recht thün eintreibet, wann solche durch die ordenliche
obren der onzucht und des onrechten dapffer und mit ernst gestraffet
werden und man sie mit gewalt von irem mütwillen abhaltet; Also
hats der fromme Bischoff und getrewe Seelsorger S. Augustin an etlichen
tauseten, die durch straffe der Keyser von der rotten der Donatisten zu
warer Gemeinschafft Christi bracht waren, erfaren, das der liebe Got
durch die straff und gewaltigs anhalten den leuten auch die falschen
leren und rotten und alle Verachtung der religion erleydet b; Und sie
erstlich dahin bringet, das sie die gesunde lere hören, niemand anders
verfuren noch ergeren; Und dann, durch die leere, gibt er inen seinen
geist, der sie der irthumben gar entlediget, und zur warheit gantz lustig
und eiferig machet.

Und wa das schon nit geschieht und solche ver- [44 (M 4) a] kerte
leut, von wegen das sie in selb gefallen 0 und Christum in anderen so
frevenlich verachten, in irthumb bleiben, so ist man doch irethalben
entschuldiget, wann man gegen inen auch ordenliche straff und gewalt

Der rnensch kan zß
keinem güten wider seinem
willen gezwungen werden.

Gott brauchet die eussere
straff, den leüten das arge
%u erleiden und das gut
leiblich %u machen.

Die straffe an den irrigen
nutzet, wann man sie
schon nit bekeret.

z) ad ordinariam poenam et iurisdictionem. — a) tum intemperantiae tum aliorum
peccatorum fastiduum parit. - b) omnemreligionis contemptum taediosumreddere.-
c) propter philautiam.

199. Gemeint ist Lc 14.

200. Gewalt; B. billigt staatskirchliche Strenge, die den einzelnen bei der Kirche
hält.

201. Über den Abfall von der Kirche und vom Glauben vgl. A. Dorner: Augustinus.
Berlin 1873. S. 304 fr. Augustinus’ Meinung ist nicht die, daß man zum Glauben zwin-
gen könne. Vgl. Ep. 93 (MSL 33, 321fr.); Ep. 97 (ebd. 357fr.); Ep. 100 (ebd. 366fr.);
Ep. 133 (ebd. 509fr.); Ep. 139 (ebd. 5 35 ff.); Ep. 173 (ebd. 753 ff.). - F. van der Meer:
Augustinus der Seelsorger. 1951. S. 185fr.
 
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