Einleitung
Im Jahre 1953 ist in der Wiener Reihe der „Deutschen Inschriften“ der von Rudolf Zimmerl
gesammelte und bearbeitete 1. Band, „Die Inschriften des Burgenlandes“, erschienen. Der Autor
ist seit 1945 in Ostpreußen, wohin er als Soldat eingezogen war, vermißt. Doch war sein Manu-
skript abgeschlossen, sodaß es in Druck gebracht werden konnte. In der Einleitung zu diesem
Band mußte der damalige Obmann der Kommission für die Herausgabe der Inschriften des
Deutschen Mittelalters an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Univ.
Prof. Dietrich v. Kralik, feststellen: „Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wird
bestrebt sein, auf dem von ihr zu betreuenden Gebiet für die Weiterführung der begonnenen
Arbeit Sorge zu tragen. Ein Nachfolger, der die Arbeit für das Land Niederösterreich fortsetzen
und zum Abschluß bringen könnte, ist bisher nicht gefunden worden“.
Vor allem dieses Bedürfnis der Forschung und Freundschaft mit der Gattin des im Krieg ver-
mißten Autors, Frau Hilda Zimmerl, die den wissenschaftlichen Nachlaß ihres Gatten verwahrte,
waren ausschlaggebend für mich, an eine Weiterführung dieser sehr verlockenden wissenschaft-
lichen Sammel- und Forschungsarbeit zu denken. Als Germanist brachte ich wohl zunächst
die Voraussetzungen mit, die für die Grundplanung dieses den gesamten deutschen Sprach-
raum umfassenden Sammelwerkes von seinem Begründer, Geheimrat Friedrich Panzer, gestellt
wurden, von philologischer Seite her an die im Wesen epigraphische Arbeit des Sammelns,
Deutens und Veröffentlichens heranzugehen. Meine beiden verehrten akademischen Lehrer der
Germanistik, Dietrich v. Kralik und Hans Rupprich, waren ja beide in hohem Maße an der
Errichtung der Wiener Inschriftenkommission beteiligt und an Rudolf Zimmerls Arbeit interes-
siert. Von Hugo Hassinger schließlich als Geograph wurde ich durch dessen kulturgeographische,
landeskundliche Betrachtungsweise angeregt. Freilich war es für mich, als mich im Herbst 1952
das Präsidium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beauftragte, die Weiterarbeit
an der Sammlung und Herausgabe der Inschriften des Deutschen Mittelalters, zunächst in
Niederösterreich und Wien, für die Akademie durchzuführen, eine gewaltige Aufgabe, die ich
— nebenberuflich — doch mit viel innerer Hingabe übernahm und bei der ich mich in einige
Haupt-, Hilfs- und Nebenwissenschaften, wie Historik, Volkskunde und Kunstgeschichte,
Landeskunde, Genealogie und Heraldik, Epigraphik, Ikonographie und Bibelkunde, als Auto-
didakt einarbeiten mußte. Ich darf an dieser Stelle schon die Spezialisten auf all diesen genannten
Gebieten um verständnisvolle Nachsicht bitten, wenn ich der Terminologie und einzelnen Er-
fordernissen ihrer Disziplinen nicht immer ganz gerecht werde. Hauptaufgabe war es mir, eine
exakte Wiedergabe des Textes zu bieten, soweit es sich im Rahmen des Drucktechnischen durch-
führen ließ, worauf noch später eingegangen werden soll. Es wurde daneben darauf Wert gelegt,
den Inschriftenträger in seine Umwelt einzubauen, ihn, soweit von allgemeiner Bedeutung, zu
beschreiben und dabei alles das anzudeuten, was für weitere Spezialforschungen auf den ver-
schiedensten Wissenszweigen von Interesse sein dürfte, erkannte Irrtümer in der bisherigen
Fachliteratur zu erwähnen und das in möglichster Vollzähligkeit erfaßte Material durch einen
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Im Jahre 1953 ist in der Wiener Reihe der „Deutschen Inschriften“ der von Rudolf Zimmerl
gesammelte und bearbeitete 1. Band, „Die Inschriften des Burgenlandes“, erschienen. Der Autor
ist seit 1945 in Ostpreußen, wohin er als Soldat eingezogen war, vermißt. Doch war sein Manu-
skript abgeschlossen, sodaß es in Druck gebracht werden konnte. In der Einleitung zu diesem
Band mußte der damalige Obmann der Kommission für die Herausgabe der Inschriften des
Deutschen Mittelalters an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Univ.
Prof. Dietrich v. Kralik, feststellen: „Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wird
bestrebt sein, auf dem von ihr zu betreuenden Gebiet für die Weiterführung der begonnenen
Arbeit Sorge zu tragen. Ein Nachfolger, der die Arbeit für das Land Niederösterreich fortsetzen
und zum Abschluß bringen könnte, ist bisher nicht gefunden worden“.
Vor allem dieses Bedürfnis der Forschung und Freundschaft mit der Gattin des im Krieg ver-
mißten Autors, Frau Hilda Zimmerl, die den wissenschaftlichen Nachlaß ihres Gatten verwahrte,
waren ausschlaggebend für mich, an eine Weiterführung dieser sehr verlockenden wissenschaft-
lichen Sammel- und Forschungsarbeit zu denken. Als Germanist brachte ich wohl zunächst
die Voraussetzungen mit, die für die Grundplanung dieses den gesamten deutschen Sprach-
raum umfassenden Sammelwerkes von seinem Begründer, Geheimrat Friedrich Panzer, gestellt
wurden, von philologischer Seite her an die im Wesen epigraphische Arbeit des Sammelns,
Deutens und Veröffentlichens heranzugehen. Meine beiden verehrten akademischen Lehrer der
Germanistik, Dietrich v. Kralik und Hans Rupprich, waren ja beide in hohem Maße an der
Errichtung der Wiener Inschriftenkommission beteiligt und an Rudolf Zimmerls Arbeit interes-
siert. Von Hugo Hassinger schließlich als Geograph wurde ich durch dessen kulturgeographische,
landeskundliche Betrachtungsweise angeregt. Freilich war es für mich, als mich im Herbst 1952
das Präsidium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beauftragte, die Weiterarbeit
an der Sammlung und Herausgabe der Inschriften des Deutschen Mittelalters, zunächst in
Niederösterreich und Wien, für die Akademie durchzuführen, eine gewaltige Aufgabe, die ich
— nebenberuflich — doch mit viel innerer Hingabe übernahm und bei der ich mich in einige
Haupt-, Hilfs- und Nebenwissenschaften, wie Historik, Volkskunde und Kunstgeschichte,
Landeskunde, Genealogie und Heraldik, Epigraphik, Ikonographie und Bibelkunde, als Auto-
didakt einarbeiten mußte. Ich darf an dieser Stelle schon die Spezialisten auf all diesen genannten
Gebieten um verständnisvolle Nachsicht bitten, wenn ich der Terminologie und einzelnen Er-
fordernissen ihrer Disziplinen nicht immer ganz gerecht werde. Hauptaufgabe war es mir, eine
exakte Wiedergabe des Textes zu bieten, soweit es sich im Rahmen des Drucktechnischen durch-
führen ließ, worauf noch später eingegangen werden soll. Es wurde daneben darauf Wert gelegt,
den Inschriftenträger in seine Umwelt einzubauen, ihn, soweit von allgemeiner Bedeutung, zu
beschreiben und dabei alles das anzudeuten, was für weitere Spezialforschungen auf den ver-
schiedensten Wissenszweigen von Interesse sein dürfte, erkannte Irrtümer in der bisherigen
Fachliteratur zu erwähnen und das in möglichster Vollzähligkeit erfaßte Material durch einen
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