arbeitungen des 16./17. Jahrhunderts. Die teilweise erhaltene Klosteranlage nördlich der Kirche wurde bis
ins 18. Jahrhundert mehrfach umgebaut und erweitert, so Ende des 15. Jahrhunderts unter Äbtissin Brigitta
von Thüngfeld (Nr. 55 und 59).
Frühgotische Turmuntergeschosse blieben, mehrfach überbaut, in den Dorfkirchen von Goßmannsdorf
(Nr. 429 VI), Aidhausen (Nr. 429 XXVIII, XXIX und XXX) und Junkersdorf bei Hofheim (Nr. 38t)
erhalten.
1390 wurde mit dem Chor der Haßfurter Pfarrkirche1^ (Nr. 11) begonnen. Zwischen zwei im Unter-
geschoß ältere Türme gestellt, zeigt er noch die strengen Formen des 14. Jahrhunderts. Das Langhaus, eine
dreischiffige Halle, entstand um 1400 (Nr. 11). Mit dem Einbau der beiden Kapellen in den Nordturm - die
obere, das »Himmele«, blieb ein Torso - dürfte die Kirche um 1440 vollendet gewesen sein. In der Echter-
zeit wurde der Langhausgiebel umgestaltet, erhielten die Türme ihre Schieferhelme. Der nördliche, den
um 1440 der gleichzeitig an der Ritterkapelle tätige Niklas von Schaffhausen ausgestaltet hatte, wurde
erhöht. Die Barockausstattung des spätesten 17. Jahrhunderts wurde 1884 bis 1890 entfernt.
Der unbenannte Haßfurter, wohl in Würzburger Diensten stehende Meister der Zeit um 1400 dürfte
auch an der Marienkirche in Königsberg mitgewirkt haben. Der Bau, ebenfalls eine dreischiffige Llalle, wurde
1397, als das Hochstift in Besitz von Stadt und Amt war, begonnen, zog sich bis in die sechziger Jahre des
15. Jahrhunderts hin und wurde nach dem Brand vom 28. Mai 1640 in mehreren Etappen instandgesetzt.
1898 bis 1904 führte Leopold Oelenheinz die Wiederherstellung im Stile der Neugotik durch: die vier höl-
zernen Pfeilerpaare von 1640 wurden durch steinerne, die Brettertonne des Mittelschiffes und die Waffel-
decken der Seitenschiffe durch Kreuzgewölbe aus Zementmörtel mit Drahtgeflecht ersetzt. Zum Schmuck
der Wandflächen wurden Grabplatten aus der Burkardskirche verwendet19 20). Nördlich des Ostchores
erhebt sich der Turm, südlich die zweimal (Empore und Archiv) aufgestockte Sakristei (Nr. 296 und 302).
Die dritte bedeutende Kirche der Zeit ist die Haßfurter Ritterkapelle21'). Die 1254 genannte Vorgängerin
könnte dem 1431 bis 1438 unter Fürstbischof Johann von Brunn erbauten Langhaus (Nr. 28) zunächst
noch - vom nördlich anschließenden Turm kam nur das Sakristeiuntergeschoß zur Ausführung - als Chor
gedient haben. Während des am Bebenburg-Tympanon von 1455 (Nr. 39) ablesbaren Ausbaues entstand
der jetzige, reich gegliederte Chor mit dem berühmten Fries von 248 Wappen. Er wurde 1465 konsekriert.
Ende des 15. Jahrhunderts, unter Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, wurde die Westempore (Nr. 62)
eingezogen. 1603-05 ließ Fürstbischof Julius Echter durch Hans Pfaff und Kaspar Klein den Außenbau,
insbesondere das nicht mehr vorhandene Westportal, umgestalten, das Langhaus einwölben und die Altäre
(Nr. 63 t und 310) erneuern. Plastiken, Kanzel und Nebenaltäre Peter Wagners von 1782 wurden bereits in
den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts entfernt. Damals begann Karl Alexander von Heideloff mit der
Restaurierung der Ritterkapelle, die er so, wie sie seiner Meinung nach ursprünglich geplant war, ausbauen
wollte: mit drei- anstatt einschiffigem Langhaus und mit Turmpaar22). Zur Ausführung kamen - nicht
ohne Verluste an der heraldisch-epigraphischen Substanz - die Sicherung des Chores, der Pfeiler und die
Renovierung des Innenraumes mit seinen Denkmälern, letztere durch Josef Metzger. 1889-1890 wurde
die Fassade verändert und der steinerne Dachreiter aufgesetzt. - Die Ritterkapelle, in einer Zeit politischer
und religiöser Einungen des Adels entstanden, diente diesem als Versammlungs-, Gebets- und Begräbnis-
stätte.
19) In die Diskussion um die (Bau-)Geschichte der Stadtpfarrkirche und der Ritterkapelle sollten folgende Daten
einbezogen werden: Haßfurt wurde 1243 unter Bischof Hermann von Lobdeburg zur Stadt erhoben (oppidum in
einer Urk. d. Kl. Mariaburghausen Sept. 1243, MB 37, 308f. (Nr. 277)). Ein Pfarrer begegnet erstmals 1249 (Rei-
ninger, Ritterkapelle, AUfr. 15, 1860, 2f.). Eine capella civitatis Hasefurthe, in der bereits eine Adelsurkunde aus-
gestellt wird (Reg. Boica III, 41), ist seit 1254 bekannt. Demnach dürfte der Bau der ersten Kirche innerhalb der Mauern
vor 1250 begonnen, die alte (Pfarr-)Kirche, in der Überlieferung die spätere Ritterkapelle, bereits damals dem Adel
überlassen gewesen sein. - Haßfurt am Main, Unterfranken. Pfarrkirche und Ritterkapelle (Schnell Kunstführer 417),
München und Zürich 2i975, Kdm. HAS 42-51 und H. Muth, Die Stadtpfarrkirche in Haßfurt, Gedächtnisschrift
zur Innenemeuerung der katholischen Stadtpfarrkirche St. Kilian Haßfurt, Haßfurt o.J. (1966), bringen diese Über-
legungen noch nicht. Dort wird der Baufortgang und -gehalt der heute bestehenden Kirchen beschrieben.
20) L. Oelenheinz, Die Marienkirche in Königsberg-Franken und ihre Wiederherstellung, Nürnberg 1904;
ders., Marienkirche, Deutsche Bauzeitung 42 (1908) 407-411.
21 Siehe Anm. 19; ferner T. Breuer, Gotik in Franken, Spindler Hb. III/l, 717-741, hier 724; Hiernickel;
Kdm. HAS 51-78; O. Frh. v. Schaumberg, Die Ritterkapelle als Werk einer adeligen Marien-Bruderschaft, Fr.
Bll. 2 (1950) 86f.; ders., Die Ritterkapelle zu Haßfurt, Mainlande 2 (1951) 4; E. Schubert, Die Landstände des
HochstiftsWürzburg (Veröffentl. d. Ges. f. fränk. Gesch. IX, 23), Würzburg 1967, 63 f.
22) Abb. und Beschreibung: Zur Ehre Gottes und der Ritterlichen Ahnen Deutsches Fürsten- und Ritter-Album
der Marianischen Ritterkapelle in Haßfurt von K.A. von Heideloff mit genealogischen Notizen und Vorrede
von A. von Eye. Stuttgart 1868; ferner K.A. von Heideloff, Die Ritternamen der in Stein gehauenen Wappen-
schilde, welche sich an dem Chorfrieß außerhalb der berühmten Marianischen Ritterkapelle in Haßfurt befinden.
Haßfurt 1i858, 2i859; zu Heideloff siehe U. Boeck, Karl Alexander Heideloff, Mitteilungen d. Vereins f. Gesch.
d. Stadt Nürnberg 48 (1958) 314-390.
XIII
ins 18. Jahrhundert mehrfach umgebaut und erweitert, so Ende des 15. Jahrhunderts unter Äbtissin Brigitta
von Thüngfeld (Nr. 55 und 59).
Frühgotische Turmuntergeschosse blieben, mehrfach überbaut, in den Dorfkirchen von Goßmannsdorf
(Nr. 429 VI), Aidhausen (Nr. 429 XXVIII, XXIX und XXX) und Junkersdorf bei Hofheim (Nr. 38t)
erhalten.
1390 wurde mit dem Chor der Haßfurter Pfarrkirche1^ (Nr. 11) begonnen. Zwischen zwei im Unter-
geschoß ältere Türme gestellt, zeigt er noch die strengen Formen des 14. Jahrhunderts. Das Langhaus, eine
dreischiffige Halle, entstand um 1400 (Nr. 11). Mit dem Einbau der beiden Kapellen in den Nordturm - die
obere, das »Himmele«, blieb ein Torso - dürfte die Kirche um 1440 vollendet gewesen sein. In der Echter-
zeit wurde der Langhausgiebel umgestaltet, erhielten die Türme ihre Schieferhelme. Der nördliche, den
um 1440 der gleichzeitig an der Ritterkapelle tätige Niklas von Schaffhausen ausgestaltet hatte, wurde
erhöht. Die Barockausstattung des spätesten 17. Jahrhunderts wurde 1884 bis 1890 entfernt.
Der unbenannte Haßfurter, wohl in Würzburger Diensten stehende Meister der Zeit um 1400 dürfte
auch an der Marienkirche in Königsberg mitgewirkt haben. Der Bau, ebenfalls eine dreischiffige Llalle, wurde
1397, als das Hochstift in Besitz von Stadt und Amt war, begonnen, zog sich bis in die sechziger Jahre des
15. Jahrhunderts hin und wurde nach dem Brand vom 28. Mai 1640 in mehreren Etappen instandgesetzt.
1898 bis 1904 führte Leopold Oelenheinz die Wiederherstellung im Stile der Neugotik durch: die vier höl-
zernen Pfeilerpaare von 1640 wurden durch steinerne, die Brettertonne des Mittelschiffes und die Waffel-
decken der Seitenschiffe durch Kreuzgewölbe aus Zementmörtel mit Drahtgeflecht ersetzt. Zum Schmuck
der Wandflächen wurden Grabplatten aus der Burkardskirche verwendet19 20). Nördlich des Ostchores
erhebt sich der Turm, südlich die zweimal (Empore und Archiv) aufgestockte Sakristei (Nr. 296 und 302).
Die dritte bedeutende Kirche der Zeit ist die Haßfurter Ritterkapelle21'). Die 1254 genannte Vorgängerin
könnte dem 1431 bis 1438 unter Fürstbischof Johann von Brunn erbauten Langhaus (Nr. 28) zunächst
noch - vom nördlich anschließenden Turm kam nur das Sakristeiuntergeschoß zur Ausführung - als Chor
gedient haben. Während des am Bebenburg-Tympanon von 1455 (Nr. 39) ablesbaren Ausbaues entstand
der jetzige, reich gegliederte Chor mit dem berühmten Fries von 248 Wappen. Er wurde 1465 konsekriert.
Ende des 15. Jahrhunderts, unter Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, wurde die Westempore (Nr. 62)
eingezogen. 1603-05 ließ Fürstbischof Julius Echter durch Hans Pfaff und Kaspar Klein den Außenbau,
insbesondere das nicht mehr vorhandene Westportal, umgestalten, das Langhaus einwölben und die Altäre
(Nr. 63 t und 310) erneuern. Plastiken, Kanzel und Nebenaltäre Peter Wagners von 1782 wurden bereits in
den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts entfernt. Damals begann Karl Alexander von Heideloff mit der
Restaurierung der Ritterkapelle, die er so, wie sie seiner Meinung nach ursprünglich geplant war, ausbauen
wollte: mit drei- anstatt einschiffigem Langhaus und mit Turmpaar22). Zur Ausführung kamen - nicht
ohne Verluste an der heraldisch-epigraphischen Substanz - die Sicherung des Chores, der Pfeiler und die
Renovierung des Innenraumes mit seinen Denkmälern, letztere durch Josef Metzger. 1889-1890 wurde
die Fassade verändert und der steinerne Dachreiter aufgesetzt. - Die Ritterkapelle, in einer Zeit politischer
und religiöser Einungen des Adels entstanden, diente diesem als Versammlungs-, Gebets- und Begräbnis-
stätte.
19) In die Diskussion um die (Bau-)Geschichte der Stadtpfarrkirche und der Ritterkapelle sollten folgende Daten
einbezogen werden: Haßfurt wurde 1243 unter Bischof Hermann von Lobdeburg zur Stadt erhoben (oppidum in
einer Urk. d. Kl. Mariaburghausen Sept. 1243, MB 37, 308f. (Nr. 277)). Ein Pfarrer begegnet erstmals 1249 (Rei-
ninger, Ritterkapelle, AUfr. 15, 1860, 2f.). Eine capella civitatis Hasefurthe, in der bereits eine Adelsurkunde aus-
gestellt wird (Reg. Boica III, 41), ist seit 1254 bekannt. Demnach dürfte der Bau der ersten Kirche innerhalb der Mauern
vor 1250 begonnen, die alte (Pfarr-)Kirche, in der Überlieferung die spätere Ritterkapelle, bereits damals dem Adel
überlassen gewesen sein. - Haßfurt am Main, Unterfranken. Pfarrkirche und Ritterkapelle (Schnell Kunstführer 417),
München und Zürich 2i975, Kdm. HAS 42-51 und H. Muth, Die Stadtpfarrkirche in Haßfurt, Gedächtnisschrift
zur Innenemeuerung der katholischen Stadtpfarrkirche St. Kilian Haßfurt, Haßfurt o.J. (1966), bringen diese Über-
legungen noch nicht. Dort wird der Baufortgang und -gehalt der heute bestehenden Kirchen beschrieben.
20) L. Oelenheinz, Die Marienkirche in Königsberg-Franken und ihre Wiederherstellung, Nürnberg 1904;
ders., Marienkirche, Deutsche Bauzeitung 42 (1908) 407-411.
21 Siehe Anm. 19; ferner T. Breuer, Gotik in Franken, Spindler Hb. III/l, 717-741, hier 724; Hiernickel;
Kdm. HAS 51-78; O. Frh. v. Schaumberg, Die Ritterkapelle als Werk einer adeligen Marien-Bruderschaft, Fr.
Bll. 2 (1950) 86f.; ders., Die Ritterkapelle zu Haßfurt, Mainlande 2 (1951) 4; E. Schubert, Die Landstände des
HochstiftsWürzburg (Veröffentl. d. Ges. f. fränk. Gesch. IX, 23), Würzburg 1967, 63 f.
22) Abb. und Beschreibung: Zur Ehre Gottes und der Ritterlichen Ahnen Deutsches Fürsten- und Ritter-Album
der Marianischen Ritterkapelle in Haßfurt von K.A. von Heideloff mit genealogischen Notizen und Vorrede
von A. von Eye. Stuttgart 1868; ferner K.A. von Heideloff, Die Ritternamen der in Stein gehauenen Wappen-
schilde, welche sich an dem Chorfrieß außerhalb der berühmten Marianischen Ritterkapelle in Haßfurt befinden.
Haßfurt 1i858, 2i859; zu Heideloff siehe U. Boeck, Karl Alexander Heideloff, Mitteilungen d. Vereins f. Gesch.
d. Stadt Nürnberg 48 (1958) 314-390.
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