Obertheres, ehemalige Benediktinerklosterkirche 9.9.906/ um 1500/1724
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Grabmal des Adalbert von. Babenberg. Erhalten ist die nach Paschke von Thomas Wagner, nach Zimmer-
mann von Balthasar Esterbauer aus gelbem Sandstein angefertigte Kopie eines Gedächtnismales, das, an-
geblich im Bauernkrieg zerstört, möglicherweise aber doch aus der Zeit um 1500 stammend, bis in jüngere
Zeit überdauert hatte. Die Kopie wurde auf Veranlassung des Abtes Gregor II. Fuchs (1715-55) am 15. April
1724 innen an der Nordwand der Klosterkirche aufgestellt und trägt die Inschrift des vorhergegangenen
Gedenksteines, jedoch nicht mehr in gotischer Minuskel, sondern in Kapitalis; neu hinzu kam ein Restau-
rationsvermerk. 1809 begann man Kirche und Kloster abzubrechen. 1822 wurde das Gedächtnismai nach
Bamberg auf die Altenburg, die man für das Kastell der Babenberger hielt, verbracht und innen in die linke
Wand der Torhalle eingelassen. - Der vorbarocke Stein ist in zwei völlig übereinstimmenden Zeichnungen
überliefert. Die eine ist in die hs. Klostergeschichte von 1721 mit dem Titel Monasterii Theres Fundatio...
eingebunden, die andere stellt eine im Auftrag Josef Hellers durch F. K. Rupprecht angefertigte Kopie nach
einer imBesitz des letztenThereser Abtes, B.Mahlmeister (1797-1803), befindlichen Vorlage dar, die mög-
licherweise mit der vorigen identisch war. Gedächtnismai und Zeichnung zeigen einen geharnischten Ritter,
der in der Rechten eine Fahnenlanze, in der Linken einen Adlerschild hält. Auf der Zeichnung steht er auf
einem Löwen, auf dem Stein liegt das Tier frontal zwischen den Füßen des Gewappneten, neben einer modell-
haften Wiedergabe des Babenbergerkastells. Die Wappen auf beiden Darstellungen sind die gleichen:
auf dem Schild und oben links der Adler, den Guttenberg ein „erdichtetes Wappen“ nennt, oben rechts der
sächsische Rautenkranz, unten links, auf dem Stein in der Mitte, ein geteilter Schild, der oben einen Löwen-
rumpf zeigt, der in der Pranke eine Krone hält, rechts ein mit drei Ringen belegter Flügel. Den Stein be-
krönt eine rollwerkgerahmte Kartusche mit der Inschrift. Die Zeichnung, im Aufbau völlig unpropor-
tioniert, zeigt über dem quadratischen Hauptfeld eine ebenfalls quadratische Inschrifttafel, flankiert von zwei
laubumwundenen Säulchen; ein geschwungener Giebel, dessen Mitte ein geflügelter Engelskopf markiert,
bekrönt sie. Abb. 1,2.
H. des Gedächtnismales 350, B. 75, Bu. 4 cm; die Maße des gezeichneten Denkmals sind unbekannt.
Inschrift nach der Zeichnung:
Anno • domini • ix’C • viii • / obiit • nobilis • Albertvs • / Cotnes • de • Babenberg • qvi • /
hic • iacet • icineratvs • Mo-/nastery • hvivs • fvndator • / opvj • qvondam • dator • Cv-[ivs •
anima • Reqviescat • / cvm • sanctis • / Amen -
Zusatz auf der Steinkopie, auf der Cotnes fehlt: Restauratum anno. MDCCXXIV.
Im Jahre des Herrn 908 starb der edle A(da)lbert Graf von Babenberg, der hier Staub geworden ruht. Er war Gründer dieses
Klosters und einst Schenker der Güter. Seine Seele ruhe in Frieden mit den Heiligen. Amen. - Teilweise lateinische Reimprosa
Graf Adalbert, Sohn des Grafen Heinrich I. und möglicherweise einer Tochter des Pfalzgrafen Adalhard,
starb am 9.9.906 durch Henkershand. Letzteres berichten übereinstimmend alle Quellen. Als Todesjahr
wird einmal 904, in einer Reihe voneinander abhängiger Klosterannalen 908 genannt - siehe dazu F. Geld-
ner, Neue Beiträge zur Geschichte der „alten Babenberger“ (Bamberger Studien zur fränkischen und deut-
schen Geschichte 1), Bamberg 1971, passim, und Guttenberg, Reg. Nr. 4, 225, 226 und 240. Einer solchen
Vorlage hat sich offenbar der Schöpfer der Inschrift bedient. Die Tafel mit gotischer Minuskelschrift dürfte
im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Typisch für das späte Mittelalter ist die Datierung
mit hochgestelltem c. Sie kommt in dieser Form an den Gr abmälern des Kunz von Steinau (f 1500) (Nr. 58),
der Margarethe Fuchs (f 1501) (Nr. 72) und des Reichart von Lichtenstein (f 1512) (Nr. 89) vor. Im spä-
teren 16. Jahrhundert, dem das Gedächtnismai angeblich angehörte, war sie so nicht mehr gebräuchlich.
Als Exekutionsort kommt eher Bamberg als Gremsdorf - Verwechselung mit Adalhard - oder Theres -
siehe dazu nach Geldner und Guttenberg Maierhofer i8f. - in Frage. Der Sage nach soll die Leiche des in
Bamberg hingerichteten Adalbert dort insWasser geworfen und in Theres an Land getragen worden sein;
siehe dazu S.Hänle - K. von Spruner, Handbuch für Reisende auf dem Main, o.O. 1843, 39, und Kdm.
HAS 132-134. Jedenfalls pflegte das Kloster die Grabtradition des Babenbergers, da es ihn als Mitstifter
betrachtete. In Wirklichkeit war es Bischof Suidger von Bamberg, der zwischen 1041 und 1045 in der
nach Adalberts Tod an das Reich gefallenen Burg Theres ein Benediktinerkloster einrichtete und den
Hll. Stephan und Vitus weihte. Mit Urkunde vom 1. Oktober 1047 unterstellte er, nunmehr als Papst
Clemens II., die Gründung dem apostolischen Schutz. Auch Suidger besaß in Theres ein Gedächtnismai,
zuletzt als Pendant zu jenem des Adalbert, innen an der Südwand der Klosterkirche.
Staatsbibliothek Bamberg, V.B. 263, Zeichnung; StA Würzburg, HV Ms. q. 51, Brevis Descriptio, Bl. 2-3' Beschreibung des
Grabmals und eine Ode darauf; ebenda, HV Ms. q. 114, Chronicon, Bl. 7' Beschreibung des Grabmals; ebenda, Stdb. 649,
Monasterii Theres Fundatio, Bl. 4a Zeichnung des nachmittelalterlichen Grabmals mit Inschrift, Bl. 4b Beschreibung; UB
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Grabmal des Adalbert von. Babenberg. Erhalten ist die nach Paschke von Thomas Wagner, nach Zimmer-
mann von Balthasar Esterbauer aus gelbem Sandstein angefertigte Kopie eines Gedächtnismales, das, an-
geblich im Bauernkrieg zerstört, möglicherweise aber doch aus der Zeit um 1500 stammend, bis in jüngere
Zeit überdauert hatte. Die Kopie wurde auf Veranlassung des Abtes Gregor II. Fuchs (1715-55) am 15. April
1724 innen an der Nordwand der Klosterkirche aufgestellt und trägt die Inschrift des vorhergegangenen
Gedenksteines, jedoch nicht mehr in gotischer Minuskel, sondern in Kapitalis; neu hinzu kam ein Restau-
rationsvermerk. 1809 begann man Kirche und Kloster abzubrechen. 1822 wurde das Gedächtnismai nach
Bamberg auf die Altenburg, die man für das Kastell der Babenberger hielt, verbracht und innen in die linke
Wand der Torhalle eingelassen. - Der vorbarocke Stein ist in zwei völlig übereinstimmenden Zeichnungen
überliefert. Die eine ist in die hs. Klostergeschichte von 1721 mit dem Titel Monasterii Theres Fundatio...
eingebunden, die andere stellt eine im Auftrag Josef Hellers durch F. K. Rupprecht angefertigte Kopie nach
einer imBesitz des letztenThereser Abtes, B.Mahlmeister (1797-1803), befindlichen Vorlage dar, die mög-
licherweise mit der vorigen identisch war. Gedächtnismai und Zeichnung zeigen einen geharnischten Ritter,
der in der Rechten eine Fahnenlanze, in der Linken einen Adlerschild hält. Auf der Zeichnung steht er auf
einem Löwen, auf dem Stein liegt das Tier frontal zwischen den Füßen des Gewappneten, neben einer modell-
haften Wiedergabe des Babenbergerkastells. Die Wappen auf beiden Darstellungen sind die gleichen:
auf dem Schild und oben links der Adler, den Guttenberg ein „erdichtetes Wappen“ nennt, oben rechts der
sächsische Rautenkranz, unten links, auf dem Stein in der Mitte, ein geteilter Schild, der oben einen Löwen-
rumpf zeigt, der in der Pranke eine Krone hält, rechts ein mit drei Ringen belegter Flügel. Den Stein be-
krönt eine rollwerkgerahmte Kartusche mit der Inschrift. Die Zeichnung, im Aufbau völlig unpropor-
tioniert, zeigt über dem quadratischen Hauptfeld eine ebenfalls quadratische Inschrifttafel, flankiert von zwei
laubumwundenen Säulchen; ein geschwungener Giebel, dessen Mitte ein geflügelter Engelskopf markiert,
bekrönt sie. Abb. 1,2.
H. des Gedächtnismales 350, B. 75, Bu. 4 cm; die Maße des gezeichneten Denkmals sind unbekannt.
Inschrift nach der Zeichnung:
Anno • domini • ix’C • viii • / obiit • nobilis • Albertvs • / Cotnes • de • Babenberg • qvi • /
hic • iacet • icineratvs • Mo-/nastery • hvivs • fvndator • / opvj • qvondam • dator • Cv-[ivs •
anima • Reqviescat • / cvm • sanctis • / Amen -
Zusatz auf der Steinkopie, auf der Cotnes fehlt: Restauratum anno. MDCCXXIV.
Im Jahre des Herrn 908 starb der edle A(da)lbert Graf von Babenberg, der hier Staub geworden ruht. Er war Gründer dieses
Klosters und einst Schenker der Güter. Seine Seele ruhe in Frieden mit den Heiligen. Amen. - Teilweise lateinische Reimprosa
Graf Adalbert, Sohn des Grafen Heinrich I. und möglicherweise einer Tochter des Pfalzgrafen Adalhard,
starb am 9.9.906 durch Henkershand. Letzteres berichten übereinstimmend alle Quellen. Als Todesjahr
wird einmal 904, in einer Reihe voneinander abhängiger Klosterannalen 908 genannt - siehe dazu F. Geld-
ner, Neue Beiträge zur Geschichte der „alten Babenberger“ (Bamberger Studien zur fränkischen und deut-
schen Geschichte 1), Bamberg 1971, passim, und Guttenberg, Reg. Nr. 4, 225, 226 und 240. Einer solchen
Vorlage hat sich offenbar der Schöpfer der Inschrift bedient. Die Tafel mit gotischer Minuskelschrift dürfte
im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Typisch für das späte Mittelalter ist die Datierung
mit hochgestelltem c. Sie kommt in dieser Form an den Gr abmälern des Kunz von Steinau (f 1500) (Nr. 58),
der Margarethe Fuchs (f 1501) (Nr. 72) und des Reichart von Lichtenstein (f 1512) (Nr. 89) vor. Im spä-
teren 16. Jahrhundert, dem das Gedächtnismai angeblich angehörte, war sie so nicht mehr gebräuchlich.
Als Exekutionsort kommt eher Bamberg als Gremsdorf - Verwechselung mit Adalhard - oder Theres -
siehe dazu nach Geldner und Guttenberg Maierhofer i8f. - in Frage. Der Sage nach soll die Leiche des in
Bamberg hingerichteten Adalbert dort insWasser geworfen und in Theres an Land getragen worden sein;
siehe dazu S.Hänle - K. von Spruner, Handbuch für Reisende auf dem Main, o.O. 1843, 39, und Kdm.
HAS 132-134. Jedenfalls pflegte das Kloster die Grabtradition des Babenbergers, da es ihn als Mitstifter
betrachtete. In Wirklichkeit war es Bischof Suidger von Bamberg, der zwischen 1041 und 1045 in der
nach Adalberts Tod an das Reich gefallenen Burg Theres ein Benediktinerkloster einrichtete und den
Hll. Stephan und Vitus weihte. Mit Urkunde vom 1. Oktober 1047 unterstellte er, nunmehr als Papst
Clemens II., die Gründung dem apostolischen Schutz. Auch Suidger besaß in Theres ein Gedächtnismai,
zuletzt als Pendant zu jenem des Adalbert, innen an der Südwand der Klosterkirche.
Staatsbibliothek Bamberg, V.B. 263, Zeichnung; StA Würzburg, HV Ms. q. 51, Brevis Descriptio, Bl. 2-3' Beschreibung des
Grabmals und eine Ode darauf; ebenda, HV Ms. q. 114, Chronicon, Bl. 7' Beschreibung des Grabmals; ebenda, Stdb. 649,
Monasterii Theres Fundatio, Bl. 4a Zeichnung des nachmittelalterlichen Grabmals mit Inschrift, Bl. 4b Beschreibung; UB
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