In der Neuzeit, nachdem 1525 eine letzte Erhebung der Stadt zusammen mit dem Bauernaufstand
niedergeschlagen worden war, festigten die Fürstbischöfe, namentlich Julius Echter von Mespelbrunn
(1573-1617), ihre Herrschaft im Zusammenhang mit der Gegenreformation (Berufung von Jesuiten
1567, Gründung der Universität 1583). Die seit dem 13.Jh. auf dem Marienberg befindliche Hofhal-
tung wurde in die Stadt verlegt (Residenz durch Balthasar Neumann 1719/44). Ab 1656 wurde die
Stadt den gewandelten Anforderungen entsprechend neu befestigt. Bei der Säkularisation 1803 kam
Würzburg zunächst vorübergehend, dann nach einem Zwischenspiel unter Großherzog Ferdinand von
Toskana seit 1805 endgültig 1815 an Bayern, behielt aber als Sitz eines Kreises bzw. Regierungsbezirks
zentrale Funktionen für Mainfranken. Die barocken Umbauten, die Säkularisation und schließlich der
Zweite Weltkrieg (Bombenangriffe am 6., 16. März 1945) zerstörten wichtige Teile der mittelalterli-
chen Bausubstanz und der Inschriften.1
Die Domkirche St. Kilian
Dem Kiliansdom gab Bischof Hermann I. von Lobdeburg (1225-54) seine engültige Form. Die drei-
schiffige Basilika mit zehn Pfeilern zwischen Mittel- und Seitenschiff schloß im Osten mit einem
Querhaus, einer Haupt- und zwei Nebenapsiden sowie einem über der Krypta erhöhten, bis zum
ersten Langhauspfeiler vorgezogenen Chor. Je zwei Türme standen im Osten und im Westen; die
beiden Westtürme erhielten 1418 am Fuß ihrer Helmdächer eine umlaufende Galerie. Um 1500 wurden
die beiden Seitenschiffe eingewölbt und Fenster in ihre Außenwände eingebrochen. 1602/08 wurden
Langhaus, Querschiff und Vierung gewölbt, einige Fenster vergrößert und die Pfarrsakristei an die
Westseite des nördlichen Querhauses angebaut. Anschließend erhielt der Dom eine dekorative Ausma-
lung, die allerdings 1701/04 der Stuckierung zum Opfer fiel. Im Westen wurde kurz nach 1644 die
Vorhalle (sog. Domgräden) abgebrochen. 1702 beseitigte man den Westteil des Hochchores, und 1749
wurde auch der übrige Chor um 280 cm tiefer gelegt, so daß fortan bis zum Wiederaufbau nach 1945
die Krypta nicht mehr zugänglich war.2
Domkreuzgang und -sepultur
An die Domkirche schlossen sich im Norden der Friedhof, im Süden der vierflügelige Domkreuzgang
und, östlich davon, die Domsepultur an. Der Kreuzgang besaß, wie dendrochronologische Untersu-
1 Allgemeiner Überblick: E. Keyser u. H. Stoob (Hg.), Deutsches Städtebuch V/i (Stuttgart 1971), 585-629. Zum
Wiederaufbau: J. Paczkowski, Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945, Mainfränk. Studien Bd. 30 (Würz-
burg 1982); H. Oppelt, Würzburger Chronik des Wiederaufbaues 1945-1975 (Würzburg 1982). Zur Geschichte und
Topographie im Mittelalter: H. Daul, „Ratsfähige Oberschichten in Franken“, Deutsches Patriziat 1430-1740, hg.
H. Rössler (Limburg/Lahn 1968), 232—45; K. Trüdinger, Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, Spät-
mittelalter und Frühe Neuzeit Bd. 1 (Stuttgart 1978); H. Hoffmann, Würzburgs Handel und Gewerbe im Mittelalter
(Kallmünz/Opf. 1940); W. Engel, Würzburger Zunftsiegel aus fünf Jahrhunderten, Mainfränk. Hefte Bd.7 (Würz-
burg 1950) ;J. Lusin, Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe (Würzburg 1984); F. Seberich, Das Stadtmo-
dell ,Würzburg um 1525' im Mainfränkischen Museum, Mainfränk. Hefte Bd. 50 (Würzburg 1968); H. Bullinger,
„Areal, Straßenführung und Besitzzentren im früh- und hochmittelalterlichen Würzburg“, Mainfrk. Jb. 15 (1963),
118-64; W. Schich, Würzburg im Mittelalter: Studien zum Verhältnis von Topographie und Bevölkerungsstruktur,
Städteforschung: Veröff. d. Inst. f. vergl. Städtegesch. in Münster AZ3 (Köln-Wien 1977).
2 KDStW 23-104, 681 f.; W. Burmeister, Dom und Neumünster zu Würzburg (Burg bei Magdeburg 1928); B.H.
Röttger, „Neue Beiträge zur Würzburger Dombaugeschichte“, WDGB11. 13 (1951), 5-10; E. Markert, „DasBüeler-
sche Dombild von 1627“, Mainfrk. Jb. 8 (1956), 160-241; B.H. Röttger u. H. Schulze, „Prolegomena zu einer
Geschichte der Würzburger Brunokrypta“, WDGB11. 26(1964), 13-17; O. Mayer, „Der Wiederaufbau des Domes zu
Würzburg von 1945 bis 1967“, Ecclesia Cathedralis: Der Dom zu Würzburg (Würzburg 1967), 27-48; B. H. Röttger
u. H. Schulze, „Zu einer Baugeschichte des Kiliansdomes und seiner Vorgänger“, ebd. 49-52; R. Kuhn, Großer
Führer durch Würzburgs Dom und Neumünster (Würzburg 1968); H. Muth, „Neuentdeckte mittelalterliche Kunst-
werke im Dom zu Würzburg“, Altfränk. Bilder u. Wappenkalender 67 (1968), 1-3; ders., „Stiftskirche und Pfarrkir-
che: Zu den Weihen des Würzburger Domes 1187/88“, WDGB11. 37/38 (1975), 481-84; R. E. Kuhn, „Die Bauorna-
mentik des St. Kiliansdomes in Würzburg um die Zeit des heiligen Bruno“, WDGB11. 46 (1982), 133-81; Cl. Schenk
(t), „Die Allerheiligenkapelle - Die Kapelle Annuntiationis Mariae“, WDGB11. 46 (1984), 182-254. - Dom, Dom-
krypta, Domkreuzgang und Domsepultur haben eine offizielle Denkmälerzählung, getrennt nach aufrechtstehenden
und auf dem Boden liegenden Objekten bzw. Gräbern; diese Plan-Nummern werden bei den Beschreibungen angege-
ben. Die Pläne liegen bei Herrn Schulze, Würzburg, der zwei von ihnen seinen Aufsätzen (s. u. Anm. 5) beigegeben hat
und die übrigen seiner Untersuchung zur Dombaugeschichte beigeben wird.
XI
niedergeschlagen worden war, festigten die Fürstbischöfe, namentlich Julius Echter von Mespelbrunn
(1573-1617), ihre Herrschaft im Zusammenhang mit der Gegenreformation (Berufung von Jesuiten
1567, Gründung der Universität 1583). Die seit dem 13.Jh. auf dem Marienberg befindliche Hofhal-
tung wurde in die Stadt verlegt (Residenz durch Balthasar Neumann 1719/44). Ab 1656 wurde die
Stadt den gewandelten Anforderungen entsprechend neu befestigt. Bei der Säkularisation 1803 kam
Würzburg zunächst vorübergehend, dann nach einem Zwischenspiel unter Großherzog Ferdinand von
Toskana seit 1805 endgültig 1815 an Bayern, behielt aber als Sitz eines Kreises bzw. Regierungsbezirks
zentrale Funktionen für Mainfranken. Die barocken Umbauten, die Säkularisation und schließlich der
Zweite Weltkrieg (Bombenangriffe am 6., 16. März 1945) zerstörten wichtige Teile der mittelalterli-
chen Bausubstanz und der Inschriften.1
Die Domkirche St. Kilian
Dem Kiliansdom gab Bischof Hermann I. von Lobdeburg (1225-54) seine engültige Form. Die drei-
schiffige Basilika mit zehn Pfeilern zwischen Mittel- und Seitenschiff schloß im Osten mit einem
Querhaus, einer Haupt- und zwei Nebenapsiden sowie einem über der Krypta erhöhten, bis zum
ersten Langhauspfeiler vorgezogenen Chor. Je zwei Türme standen im Osten und im Westen; die
beiden Westtürme erhielten 1418 am Fuß ihrer Helmdächer eine umlaufende Galerie. Um 1500 wurden
die beiden Seitenschiffe eingewölbt und Fenster in ihre Außenwände eingebrochen. 1602/08 wurden
Langhaus, Querschiff und Vierung gewölbt, einige Fenster vergrößert und die Pfarrsakristei an die
Westseite des nördlichen Querhauses angebaut. Anschließend erhielt der Dom eine dekorative Ausma-
lung, die allerdings 1701/04 der Stuckierung zum Opfer fiel. Im Westen wurde kurz nach 1644 die
Vorhalle (sog. Domgräden) abgebrochen. 1702 beseitigte man den Westteil des Hochchores, und 1749
wurde auch der übrige Chor um 280 cm tiefer gelegt, so daß fortan bis zum Wiederaufbau nach 1945
die Krypta nicht mehr zugänglich war.2
Domkreuzgang und -sepultur
An die Domkirche schlossen sich im Norden der Friedhof, im Süden der vierflügelige Domkreuzgang
und, östlich davon, die Domsepultur an. Der Kreuzgang besaß, wie dendrochronologische Untersu-
1 Allgemeiner Überblick: E. Keyser u. H. Stoob (Hg.), Deutsches Städtebuch V/i (Stuttgart 1971), 585-629. Zum
Wiederaufbau: J. Paczkowski, Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945, Mainfränk. Studien Bd. 30 (Würz-
burg 1982); H. Oppelt, Würzburger Chronik des Wiederaufbaues 1945-1975 (Würzburg 1982). Zur Geschichte und
Topographie im Mittelalter: H. Daul, „Ratsfähige Oberschichten in Franken“, Deutsches Patriziat 1430-1740, hg.
H. Rössler (Limburg/Lahn 1968), 232—45; K. Trüdinger, Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, Spät-
mittelalter und Frühe Neuzeit Bd. 1 (Stuttgart 1978); H. Hoffmann, Würzburgs Handel und Gewerbe im Mittelalter
(Kallmünz/Opf. 1940); W. Engel, Würzburger Zunftsiegel aus fünf Jahrhunderten, Mainfränk. Hefte Bd.7 (Würz-
burg 1950) ;J. Lusin, Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe (Würzburg 1984); F. Seberich, Das Stadtmo-
dell ,Würzburg um 1525' im Mainfränkischen Museum, Mainfränk. Hefte Bd. 50 (Würzburg 1968); H. Bullinger,
„Areal, Straßenführung und Besitzzentren im früh- und hochmittelalterlichen Würzburg“, Mainfrk. Jb. 15 (1963),
118-64; W. Schich, Würzburg im Mittelalter: Studien zum Verhältnis von Topographie und Bevölkerungsstruktur,
Städteforschung: Veröff. d. Inst. f. vergl. Städtegesch. in Münster AZ3 (Köln-Wien 1977).
2 KDStW 23-104, 681 f.; W. Burmeister, Dom und Neumünster zu Würzburg (Burg bei Magdeburg 1928); B.H.
Röttger, „Neue Beiträge zur Würzburger Dombaugeschichte“, WDGB11. 13 (1951), 5-10; E. Markert, „DasBüeler-
sche Dombild von 1627“, Mainfrk. Jb. 8 (1956), 160-241; B.H. Röttger u. H. Schulze, „Prolegomena zu einer
Geschichte der Würzburger Brunokrypta“, WDGB11. 26(1964), 13-17; O. Mayer, „Der Wiederaufbau des Domes zu
Würzburg von 1945 bis 1967“, Ecclesia Cathedralis: Der Dom zu Würzburg (Würzburg 1967), 27-48; B. H. Röttger
u. H. Schulze, „Zu einer Baugeschichte des Kiliansdomes und seiner Vorgänger“, ebd. 49-52; R. Kuhn, Großer
Führer durch Würzburgs Dom und Neumünster (Würzburg 1968); H. Muth, „Neuentdeckte mittelalterliche Kunst-
werke im Dom zu Würzburg“, Altfränk. Bilder u. Wappenkalender 67 (1968), 1-3; ders., „Stiftskirche und Pfarrkir-
che: Zu den Weihen des Würzburger Domes 1187/88“, WDGB11. 37/38 (1975), 481-84; R. E. Kuhn, „Die Bauorna-
mentik des St. Kiliansdomes in Würzburg um die Zeit des heiligen Bruno“, WDGB11. 46 (1982), 133-81; Cl. Schenk
(t), „Die Allerheiligenkapelle - Die Kapelle Annuntiationis Mariae“, WDGB11. 46 (1984), 182-254. - Dom, Dom-
krypta, Domkreuzgang und Domsepultur haben eine offizielle Denkmälerzählung, getrennt nach aufrechtstehenden
und auf dem Boden liegenden Objekten bzw. Gräbern; diese Plan-Nummern werden bei den Beschreibungen angege-
ben. Die Pläne liegen bei Herrn Schulze, Würzburg, der zwei von ihnen seinen Aufsätzen (s. u. Anm. 5) beigegeben hat
und die übrigen seiner Untersuchung zur Dombaugeschichte beigeben wird.
XI